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Full text of "Illustrierter Führer durch das Provinzialmuseum in Trier"

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ILLUSTRIERTER FÜHRER 



DURCH DAS 



PROVINZIALMUSEUM IN TRIER 



MIT 143 ABBILDUNGEN 



VON 



PROF. DR. FELIX HETTNER 

DIREKTOR DES MUSEUMS. 



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TRIER, 1903. 

KOMMISSIONSVERLAG DER FR. LINTZ'SCHEN BUCHHANDLUNG FRIEDR. VAL. LINTZ TN TRIER. 



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ROBERT GGULD CFiAW 



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ZUM 25 JAHRIGEN BESTEHEN 

DES 

PROVINZIALMUSEUMS 

HERAUSGEGEBEN 
IM AUFTRAG 

DES PROVINZIALAUSSCHUSSES DER RHEINPROVINZ. 



BUCHDRUCKEREI VON JACOB LINTZ IN TRIER. 



j 



Als Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Be- 
stehens des Trierer Provinzialmuseums hatte Felix Hettner 
diesen Führer geplant — das Schicksal hat es anders beschlossen : 
ein Andenken an des Verfassers rastlose Forscherthätigkeit ist 
er geworden, ein Andenken, welches Keiner, der den Verfasser 
persönlich oder aus seinen Werken gekannt hat, ohne Rührung 
in die Hand nehmen wird. 

Als Hettner am ii. Oktober 1902 in später Abendstunde 
das Museum verHess, um nicht mehr dahin zurückzukehren, 
waren die Bogen i bis 6 fertig gedruckt. Bogen 7 von ihm selbst 
noch druckfertig gemacht, Mittelalter und Neuzeit (S. 136 ff.) 
bereits gesetzt und von ihm korrigiert; von Bogen 8 und der 
ersten Hälfte von Bogen 9 lag aber erst Manuskript vor, welches 
zwar für die merowingische Zeit (S. 129 ff.) offenbar druckfertig 
war, für die Praehistorie aber noch in mehr oder weniger 
skizzenhaften Aufzeichnungen bestand. Für die letzten Schränke 
der praehistorischen Abteilung sowie für die Münzsammlung 
war überhaupt noch kein Manuskript, für die ganze Praehistorie 
waren noch keine Abbildungen vorhanden; es waren die Teile, 
deren Bearbeitung Hettner sich bis zuletzt aufgespart hatte. 

Wer hier die ergänzende Hand anlegen wollte, der hatte 
die Ehrenpflicht, es mit der grössten Vorsicht und Zurückhaltung 
zu thun, damit nichts Fremdes die Eigenart dieses letzten 
Werkes des Dahingeschiedenen störe. Diese Eigenart besteht 
aber darin, dass nirgendwo in dem Buche bequem ausgetretene 
Wege begangen werden, dass Hettner vielmehr, wie er es stets 
geliebt, neue Pfade zu bahnen suchte. Daraus erklärt sich auch 
die auffallende Ungleichmässigkeit in der Behandlung der ein- 
zelnen Abteilungen des Museums. Ein breiter Raum ist den 
Neumagener Denkmälern gegönnt, es sind ganz neue Gesichts- 
punkte, unter welchen Hettner sie hier betrachtet, Gesichts- 
punkte von so überraschender Weite, dass wir es doppelt 



schmerzlich empfinden, dass ihm die monumentale Edition dieser 
Denkmäler versagt geblieben ist. Grundlegend ist die Neu- 
behandlung der römischen Gläser von S. 104 an, hier ist wieder 
einmal ein Markstein unserer Forschung gesetzt, fest und zu- 
verlässig und unverrückbar, wie wir es von Hettner gewohnt 
waren. Mit sieben Zeilen dagegen wird auf S. 114 die terra 
sigillata abgethan; hier hatte er nichts neues zu sagen, und 
oft gesagtes zu wiederholen widerstrebte ihm. Von selb- 
ständigem wissenschaftlichem Wert ist dagegen die Behandlung 
der merowingischen Altertümer; auch da neue Gesichtspunkte, 
neue Resultate. 

Für die Praehistorie hatte Hettner offenbar eine ähnliche 
Einleitung geplant, wie für die merowingische Zeit, aber leider 
fanden sich auf den betreffenden Manuskriptblättern nur kurze 
Notizen für eine solche, nichts Zusammenhängendes, so dass 
es aus dem oben angedeuteten Grunde besser schien, hier ganz 
auf eine Einleitung zu verzichten. Die kurze Behandlung der 
Münzen ist aus dem früheren Führer (1897) unverändert über- 
nommen. 

Wenn ich diese Vorbemerkungen mit meinem Namen 
unterzeichne, so wird jeder Billigdenkende mir glauben, dass es 
deshalb geschieht, um die Verantwortung für die Mängel der 
von Hettner nicht mehr bearbeiteten Teile auf mich zu nehmen. 
Ich will nur hoffen, dass diese Mängel dem Leser die Freude 
an dem prächtigen Buche nicht stören, welches ihm zum ersten 
Male die Schätze des Trierer Provinzialmuseums voll erschliesst, 
und welches wir betrachten wollen als kostbares Vermächtnis des 
Dahingeschiedenen und als sein monumentum aere perennius. 

Bonn, im Dezember 1902. 

H. Lehner. 



Das Provinzialmuseum in Trier wurde 1877 mit gemeinsamen Mitteln 
von Staat und Provinz begründet und 1884 in die Verwaltung des rhei- 
nischen Provinzial Verbandes übernommen. 1889 wurde der Neubau eröffnet. 

Es umfasst, abgesehen von kleineren Depositen, sechs verschiedene 
Sammlungen : 

1. Die eigene Sammlung des Provin^ialmuseums, bestehend seit 1877 j 
die Stücke sind durch eine blosse Nummer oder durch eine 
Nummer mit Zusatz PM. bezeichnet. 

2. Die Sammlung der Gesellschaft für nützliche Forschungen, be- 
stehend seit 1808, bezeichnet mit G. 

3. Die Sammlung der Kgl. Regierung zu Trier, bestehend etwa 
seit 1820, bezeichnet mit R. 

4. Die Sammlung des Altertumsvereins zu St. Wendel, bestehend 
seit 1836, übergeführt 1878, bezeichnet mit St. W. 

5. Die Sammlung der Stadt Trier, bezeichnet mit ST., bezw. soweit 
sie aus der ehemaligen Sammlung Hermes besteht, mit H. 

6. Die Sammlung Bock, von einem Consortium von Trierer Herren 
von Herrn Dr. Bock in Aachen erworben und 1897 der Stadt 
Trier geschenkt. 



Besuchsordnung. 

Sommer: Das Museum ist vom i. Juni bis 15. Oktober und in der 
Pfingstwoche täglich von ii — i Uhr geöffnet; am Mittwoch, Sonntag, 
dem Pfingstmontag und Peter-Paulstag unentgeltlich, an den übrigen Tagen 
gegen ein Eintrittsgeld von 50 Pfg. Ausser dieser Zeit Eintritt gegen 

75 Pfg. 

Winter: Das Museum ist vom i6. Oktober bis 31. Mai (Pfingstwoche 

s. Sommer) am Mittwoch und Sonntag, Ostermontag, Bettag, Himmel- 
fahrtstag und den beiden Weihnachtsfeiertagen von 11 — i Uhr unentgelt- 
lich geöffnet. Ausser dieser Zeit und an den anderen Tagen Eintritt 
gegen 75 Pfg. 



Die 25 Säle verteilen sich auf 3 Stockwerke, Erdgeschoss, Keller- 
geschoss, Obergeschoss, deren Anordnung aus umstehendem Plan er- 
sichtlich ist. 




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öVcÄcXAC^^Ä^d. 



2 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Saal 1A. 
Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Die Grabdenkmäler von Neumagen sind die zahlreichsten und, von 
der Igeler Säule abgesehen, grossartigsten Vertreter des gallobelgischen 
Typus. Sie sind, was wohl von keiner anderen Monumentenklasse aus 
der Römerzeit gesagt werden kann, in den weitesten Laienkreisen ge- 
radezu populär geworden, weil sie die alte Moselbevölkerung in ihrer 
Tracht und ihrem Treiben mit packender Lebendigkeit und klarer Ver-^ 
ständlichkeit zur Darstellung bringen. Sie sind zumeist in der Zeit von 
etwa loo — 250 n. Chr. in Neumagen selbst von Künstlern oder sehr ge- 
schickten Steinmetzen und ihren Gesellen, die man sich wohl aus Trier 
kommen Hess, angefertigt worden und bestehen bis zur Mitte des 2. Jahrh^ 
aus Jurakalk vom Jaumont bei Metz, später aus dem schönen hellgrauen 
Sandstein (Voltziensandstein, oberer Bundsandstein) vom Altenhof bei 
Trier, zuletzt aus ganz schlechtem rotem Sandstein. 

Neumagen, im Altertum Noviomagus, liegt zwischen Trier und 
Bernkastei am rechten Moselufer ; es war die erste an der Mosel gelegene 
Station der von Mainz über Bingen und den Hunsrück nach Trier füh- 
renden Römerstrasse. Der Ort muss schon am Ende des i. Jahrh. zu 
grosser Blüte gekommen sein, namentlich durch den Weinbau und deik 
Weinhandel und als Stapelplatz für die vom Hochwald herkommenden 
Produkte (Holz und Getreide). Unter Constantin dem Grossen (306 — 337)- 
wurde er mit einer Befestigung umgeben (vgl. nr. 2), wie wir Auson's- 
Mosella v. 10 und 11 entnehmen können: 

et tandem primis Belgarum conspicor oris 
Noiomagum, divi castra incUta Constantini. 

Für die Fundamente dieser Befestigung verwendete man in der 
ganzen Ausdehnung und Breite der Mauer römischen Grabmonumenten 
entnommene Quader in überaus grosser Menge. Bei dieser Erscheinung, 
die sich bei sehr vielen spätrömischen Stadtmauern Belgiens und Frank- 
reichs wiederholt, wird man anzunehmen haben, dass nur die Denkmäler 
derjenigen Familien, die ausgestorben oder von Neumagen verzogen 
waren, als Baumaterial abgerissen wurden. 

Auf die römischen Skulpturen stiess man, als man im Sommer 1877- 
bei Neubauten einen Teil der römischen Befestigung abriss. Darauf hin 
ging man dem alten Bering nach, in den Jahren 1877 und 1878 thaten 
dies die Neumagner Einwohner selbst unter vielfacher Beobachtung 
durch das Trierer Provinzialmuseum, in den Jahren 1884 und 1885 setzte 
das Museum mit systematischen Nachgrabungen ein. Die zu einem und. 
demselben Grabmonument gehörigen Quader lagen in vielen Fällen weit, 
von einander ; dies lehrt uns, dass die Befestigung offenbar an mehreren 
Punkten gleichzeitig gebaut wurde, und dass man von einem Monument, 
zu verschiedenen Punkten das Material hinfuhr. Deshalb bieten für die 
Rekonstruktion der einzelnen Monumente im Wesentlichen nur die Steine 
selbst mit ihren Darstellungen einen Anhalt. 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 3 

Die Kalksteinmonumente zeigen durchweg einen strengeren Stil 
und einen reicheren Ornamentschatz, bestehend aus Ranken, Guirlanden, 
Mäandern, Bukranien, tragischen Masken und Waffenfriesen, während der 
Ornamentschatz der Sandsteinmonumente gering ist und von Jahrzehnt 
zu Jahrzehnt ärmer wird ; schliesslich bleibt nur noch der Akanthus, dem 
im 3. Jahrh. eine lebhafte und barocke Bildung gegeben wird. 

Ein Kalkstein- und ein frühzeitiges Sandsteinmonument haben die 
Form von Grabcippen (deren Tiefenausdehnung nur eine geringe ist), 
wie wir sie von den rheinischen Militärgrabsteinen kennen. — Die Grab- 
steine der ärmeren Bevölkerung, zumal der letzten Zeit, bestehen aus 
halbkreisförmigen Walzen. 

Besonders häufig ist der von der Igeler Säule (vgl. das Modell im 
Saal I am i. Fenster und im Saal 12) her bekannte turmartige Bau, der ganz 
und gar mit Reliefs überzogen ist. Er erscheint einmal sicher unter den 
Kalksteinmonumenten und Reste von verschiedenen Denkmälern ange- 
hörigen Pyramidenblöcken aus Kalkstein zeigen, dass schon früh ähnliches 
nicht selten auftrat. Unter den Sandsteinmonumenten herrscht er sehr 
vor, sowohl in grossen wie in kleinen Dimensionen. Löschcke (Bonn. 
Jahrb. 95 S. 261) sieht in dem Mausoleum von Halikarnass das Vorbild 
für das Grabdenkmal der Julier von St. Remy und in diesem für den 
Igeler Typus. Kleinasiatisch-griechische Kunst sei es überhaupt, welche 
in Massilia festen Fuss gefasst und von da sich in die Trierer Gegend 
verbreitet habe. — Nach unserer bisherigen Kenntnis jedoch sind die 
den Neumagnern verwandten Monumente vor allem im belgischen Gallien 
zu finden, während sie in der Narbonnensis noch nicht nachgewiesen 
sind und auch realistische Darstellungen dort zu den Seltenheiten ge- 
hören. Ein Zusammenhang des Denkmals von St. Remy und des Igeler 
Typus ist nicht zu verkennen, aber die Umwandlung der freien tempel- 
artigen Hallen, die der erstere zeigt, zum geschlossenen Turm und die 
vollkommene Überwucherung der Architektur durch Skulptur bedeuten 
erhebliche Unterschiede. Wir glauben deshalb, dass der Neumagner- 
Igler-Typus dem von St. Remy nicht näher steht als die geschlossenen 
Grabtürme mit pyramidalem Abßchluss, wie sie das Grabhaus bei Olba in 
Kilikien (vgl. Jahresheft des östr. archäol. Instituts V S. 109), das Denkmal 
des Jamlichus in Palmyra vom J. 83 n. Chr. (vgl. Essenwein, Ausgänge der 
klass. Baukunst S. 16), die wegen ihrer Pilastereinfassung den gallischen 
Monumenten nahe verwandten nordafrikanischen Grabtürme (vgl. Pick's 
Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung II, 1876, 
S. 350 fg.) und die Monumente des Augsburger Museums (bei Raiser, Ober- 
Donau-Kreis, Tab. IV, I und IX, i) zeigen und die sämtlich kleinasiatischen 
Vorbildern ihre Anregung, ohne Vermittlung von Massilia, verdanken 
mögen. Die Überwucherung aber der Grabtürme mit Reliefs, namentlich 
mit Scenen aus dem täglichen Leben, ist nach der jetzigen Kenntnis der 
Denkmäler unseres Erachtens nach den Tres Galliae, namentlich der 
Gallia Belgica zu verlegen, weil dies der hauptsächliche Verbreitungsbezirk 
dieser Gattung ist und die realistischen Darstellungen am leichtesten in 
gallischer Eitelkeit und gallischer Lebensfreude ihre Erklärung finden. 



4 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Für die Archäologie haben die Neumagner Monumente deswegen 
noch einen besonderen Wert, weil sich an ihnen Reste der ehedem 
vollkommenen Bemalung ungewöhnlich ^jjt erhalten haben. Zunächst ist 
das ganze Monument mit weisser Farbe grundiert worden und erst hier- 
über sind die anderen Farben aufgetragen worden. Der Reliefgrund ist 
überall blau oder blaugrün, ein einziges Mal sind die Seiten rot gestrichen. 
Darauf heben sich die Figuren in gelb ab: Fleischtöne wie Gewänder 
haben genau dieselbe Farbe. Sämtliche Conturen sind rotbraun aus- 
gezogen. Farbenreicher sind die Pilaster und Gesimse, indem hier zu 
gelb und rot noch grün hinzutritt. Bis jetzt gelang es noch nicht 
eine Entwicklung in der Bemalung der Monumente und erhebliche 
Unterschiede in der Bemalung der Kalkstein- und Sandsteinmonumente 
aufzufinden. 



Saal 2. 

Nordwand, rechts vom Eintretenden: 

2. Grundriss der von Constantin I (306—337) angelegten Befestigung 
von Neumagen, deren Aufgabe es war, in Zeiten der Gefahr für die Be- 
wohner Neumagens und für die sich dorthin rettenden Umwohner eine 
gesicherte Unterkunft zu bieten. Ausserdem wird in Neumagen, wie in 
ähnlichen befestigten Strassenknotenpunkten, ein Staatsgetreidemagazin 
zu schützen gewesen sein. Die Form der Befestigung war oval ; an jeder 
Biegung der Mauer stand ein Turm, im ganzen waren es 14, abgesehen 
von den Thortürmen, und zwar waren alle, wie es scheint, Volltürme 
von 8 — 12 m Dm. Die die Türme verbindende Mauer hatte eine Breite 
von 3,65 m. Der grössere Durchm. des umfestigten Terrains beträgt im 
Lichten 131,30 m, der Flächeninhalt i Hektar 28 Ar. Diese Befestigung 
weicht in jeder Hinsicht von dem Schema der eigentlichen Lager ab und 
wird wahrscheinlich auch gar nicht mit Soldaten belegt gewesen sein, 
während allerdings ähnliche Anlagen spätrömischer Zeit, wie z. B. Boppard 
und Andernach, auch als Garnisonen militärischer Besatzungen gedient 
haben. (Vgl. Westdeutsche Zeitschr. X, 1891, S. 284.) 

3. Photographieen der Umfassungsmauer und der Türme der Befestigung. 
Das Mauerwerk ist aus Schiefer unter massenhafter Verwendung von 
Kalkmörtel erbaut, im Innern mit Bruchsteinen in Fischgrätentechnik 
(opus spicatum), nach Aussen mit einer Verkleidung aus ausgesucht 
gleichmässigen Schiefersteinen, mit vereinzelten horizontalen Reihen 
von Sandsteinen. In dem Fundamente über einer Schicht von Mosel- 
kieseln die römischen Grabmonumenten entnommenen Quader. Nr. 3 a 
zeigt im Fundamente Blöcke des unter nr. 6 aufgeführten Monumentes. 

Südwand: 

4. Lebensgrosser männlicher Kopf. Gesichtslänge 18 cm, Jurakalk. 
Älteste aus Neumagen stammende Skulptur. Als Rundbild gearbeitet 
doch zeigen ein Ansatz am Hinterkopf und die flüchtige Behandlung 



Die Römischen Grabdenlitnälet 



1 Neumagen. 



des Ober- und Hinterkopfes, dass 
er zu einer an der Vorderseite eines 
Grabdenkmals befindlichen, in volle 
Vorderansicht gestellten Hochrelief- 
figur gehörte. — Das ganze Gesicht 
war zunächst mit weisser Farbe 
überzogen, welche um die Augen 
und um die Nase stehen gelassen 
ist, während sie in den übrigen 
Teilen mit Gelb überdeckt ist. Der 
Mund, die Nasenflügel, die Umgren- 
zungen der Augen waren durch 
hellrote und graubraune Lit 
vorgehoben. Das Fehlen ei 
tischen Bildung des Augei 
die Bartlosigkeit, sowie i. 
meinen der strenge Stil weisen aul 
das I. Jahrh,, in dessen letzte Jahr- 
zehnte der Kopf fallen wird. 
Gegenüber am Fenster; 
5. Oberteil eines klei 
und einer Wage. Jurakalk, 75 
ehemaligen Bemalung. 

Vorderseite: Die Familie beim Mahl. Diese Darstellung geht 
zurück auf das an griechischen Grabdenkmälern häufige Totenmahl, bei dem 
dem als Heros verehrten Toten Speise und Trank dargebracht wurden. — 
An einem Bronze tischchen, das mit einer dicken Decke bedeckt ist, 



ler Pias- 
■n allge- 



Cippus, mit Darstellung einer Mahlzeit 

breit, 46 cm tief. Geringe Reste der 



6 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

sitzen der bärtige Hausherr und seine Frau einander gegenüber, er auf 
einem hölzernen Lehnstuhl, sie auf einem Strohstuhl ; beide in das weite 
gallische Ärmelgewand, das Sagum, gekleidet und mit einem plaidartigen 
Tuch versehen, welches die Brust bedeckt und über die Achseln zurück- 
geworfen ist. Neben dem Mann ein Hund. Dass der Mann bei Tisch 
sitzt statt zu liegen, 
zeigt, dass ihm feinere 
römische Lebensweise 
fremd ist. Hinter dem 
Tisch zwei Dienerinnen, 
vondenendiecineeinen 
Braten hereinbringt ; um 
ihren Hals und von ihrer 
Schulter herab hängen 
zwei Tücher, ihr üppi- 
ges Haar deutet viel- 
leicht auf germanischen 
Ursprung. 

Linke Schmal- 
seite: Mann mit vor- 
gebundenem Schurz- 
fell wiegt auf einer 
Schnell wage (statera) 
ein Bijndel (Wolle oder 
Heu) und ist im Begriff 
das Gewicht einzustel- 
len. Die ösenartige Vorrichtung am einen Ende des Balkens liess für 
dessen Bewegung Spielraum, verhinderte aber sein Emporschnellen. 

Die rechte Schmalseite ist dem Steinmetz teilweise miss- 
lungen. Zwei Männer sitzen einander gegenüber; der eine, dem eine 
Kapuze am Sagum hängt, wird über Land gekommen sein und scheint 
von dem andern mit einem Willkommenstrunk, der ihm in einer Schale 
gereicht wird, begrüsst zu werden. Auch die in der Mitte stehende Frau 
hält eine Schale, — Wegen der Haar- und Barttracht des Hausherrn und 
des harten Stiles etwa um das J. loo zu setzen. 
Gegenüber .- 

6. Grabmal, um loo n. Chr. gesetzt von Caius Alblnlus Asper 
für sich und seine verstorbene Gemahlin Secundia Restituta (comutfi 
[deftttict/B] vivos [fecit]). Jurakalk. 1,94 m breit, 90 cm tief. Mann und 
Frau in Tunika, Toga und Palla gekleidet, die Frau überdies mit einem 
Hals- und Armreif geschmückt, stehen steif in voller Vorderansicht neben 
einander. Die Barttracht des Mannes ist die der trajanischen und hadria- 
nischcn Zeit (98 — 138 n. Chr.); die Haarfrisur der Frau ist eigenartig, 
aber in ihrer Höhe der der Kaiserinnen aus dem Anfang des 2. Jahrh. 
verwandt. Das Denkmal hat nur eine geringe Tiefe, wie viele rheinische 
Militärcippen. Die Bekrönung wird vermutlich nur aus einem Gesims 
bestanden haben. Die Form des Denkmals sowie die Stellung und die 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 7 

Tracht der Personen haben grosse Ähnlichkeit mit dem noch dem i. Jahrh. 
{wegen der Formel hie siti sunt) angehörigen Kreuznachcr Stein der 



Julia Quintia (vgl. Kohl, Kreuznacher Inschriften Nr. 22). Auch die steife 
Pilast er Verzierung, weiche einen icandelaberartigen, mit Akantbusblättern 
gezierten Aufbau darstellt, stimmt gut zu dieser Zeit. 



8 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Auf der Schmalseite ist je eine Tänzerin, die eine mit einer 
Weintraube, die andere mit Cymbeln dargestellt. Es ist dies eine auf 
römischen Grabmonumenten sehr häufige, der griechischen Kunst ent- 
nommene Darstellung, die zurückgeht auf die orgiastischen Tänzerinnen 
an den Festen des Dionysos, des Herrn der Seelen und Geister. — 
Die Rückseite ist roh geglättet. Viele Farbenreste. 

An der Osticand: 

7. Inichrinplatte, die in ein grösseres Denkmal eingelassen war, 
vermutlich als Verschlussstein des für die Graburnen bestimmten Hohl- 
raumes : DfigJ MlanibusJ. MCareusJ Ainmutius Ollognatus siOi et Atmsie 
Amte ofbitaj eoitiugi et Ollogiiatio Secundo fiUo et tixori eiu^ Demllia 
Ammillo pi ( pUssimis). Der Sohn führt hier nach einem im Trierisehen 
Lande sehr verbreiteten Gebrauch nicht denselben Familie 
der Vater fAmmutiusJ, sondern bildet sich einen neui 
aus dem väterlichen Beinamen (OUognaUm). Demllia ist ein keltischer 
Dativ. Ammillum ein als Neutrum gebildeter Kosename. 

Am MittelfeiiileT : 

8. Vom Unterteil eines GrabnoRunentes eines Kaufmanns, 
Jurakalk. Die Vorderseite war 2,63 m breit, links fehlt jetzt ein Block 
von 85 cm Breite. Die Inschrift lautete; Ii(is) m(anibus). [P?] Ciipil[on]i 
[PJuhli fili [Cajtuli negotifatoris) liCeresJ f(aeiendum) efuravilj d. h. »den 
Manen des Kaufmanns Publius Capitonius Catulus, des Sohnes des Publius, 
lieas der Erbe das Grabmal errichten.« — Über der Inschrift ein Mäander, 
daneben ein reiches Rankenornament. 



Auf der rechten Schmalseite, deren Breite sich nicht bestimmen 
lasst befindet sich auf dem Pilaster ein Lilicnstengelornament ; daneben 
tme Guirlande auf die ein Blumenkorb und zwei Vögel gestellt sind, 
und unter der sich ein bald hoch-, bald flachrelicfiertes Band windet. Die 
( onturen der \'ögel sind tief umrissen. Das Monument wird um das Jahr 
ioo gehören wegen der strengen Ornamente; einen früheren Ansatz lässt 
die Formel Dis iiianibug, zumal abgekürzt, nicht zu. 



Die Römischen Grabdenkmäler \ 



Frei im Saal: 



9. Bacchus trun- 
ken, iloh auf einen 
Satyrn stützend. 

Freie Gruppe. Jura- 
kalk. Jetzige grösste 
Höhe 90 cm. Bac- 
chus ist ungewöhn- 
licher Weise mit 
einer Chlamys be- 
kleidet. Seinen rech- 
ten Arm legte er 
wahrscheinlich, wie 
in mehreren ver- 
wandten Gruppen, 
ermüdet auf sein 
Haupt. Da alle üb- 
rigen Reste der Neu- 
m agner Skulpturen 
zweifellos vonGrab- 
her- 
wird man 
es auch von dieser 
Gruppe anzuneh- 

mutlich bildete sie 
die Bekrönung des 
Grabdenkmals eines 
Weinhändlers, 






In der Nordostecke und am ersten Fenster: 

10a und 10b. Teile eines turmartigen Grab K 
denkmals mit nythotoglschen Darstellungen, Jurakalk 
Nr. lob (hoch 59 cm) gehört unter nr. loa (hoch 2.19 m] 

Auf der Vorderseite Reste der Grabinschrift | 
Darüber waren in einer Nische die Familicnportrits « 
in Hochrelief dargestellt, Rechts daneben auf dem 
Pilaster ein kaniie laberartiger Aufbau, an dem die 
tragenden Kelche deutlich zur Darstellung gebracht 
sind; vor dem untersten Kelch (lob) eine neben einer 
Säule hingelagcrte nackte Frau, darüber [10a) Iphi 
genie auf Tauris mit dem Artemisbild und einem 
wallenden Schleier. 

Rechte Schmalseite. Auf dem Pilaster: zu 
Unterst (lob) ein aus einem Trinkhorn trinkender Silcn . 
darüber (loa) ein tanzender Satyr. Auf den Haupt ^ 
feldern, zuunterst (lob) ein mythischer Kampf; ein 
nackter behelmter Krieger hat einen Feind bei den 




10 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Haaren gefasst und niedergedrückt, ein anderer, mit einem Schild bewaffnet, 
geht gegen ihn vor. Darüber (loa) ein nackter behelmter Krieger. 

Auch der Block (loc) gehört, wie die Arbeit des Reliefs und die 
Breite der trennenden Leiste zeigen, zu diesem Denkmal: ein bärtiger 
Mann mit umhülltem Hinterkopf sit7t auf einem Stuhl, an dessen Lehne 
er sich mit der linken Hand festhält. Mit den Fingern der rechten Hand 
greift er tief in die der Augen beraubten Augenhöhlen. Daneben ein 
Jüngling. Wahrscheinlich ist in dem geblendeten Mann Oedipus zu er- 
kennen, in einer bisher unbekannten Darstellungs weise. 

Auch die Köpfe (lod, toe, lof) scheinen zu diesem Denkmal zu 
gehören. Der weiche Stil weist auf die Mitte des 2. Jahrb., auch spricht 
das verwendete Steinmaterial für nicht spätere Datierung. 

Dem Mittel fentttr gegenüber: 

11. Turmartiges Grabdenkmal mit Darstellung von ToHette 
und lagdheimkehr. Von verhältnismässig geringen Dimensionen, 1,87 m 
breit und 1,41 m tief, Sandstein. 



Vorderseite: Mann und Frau in Tunika, Toga und Palla ganz 
einander zugewendet und sich schon hierdurch von dem strammen Neben- 
einanderstehen der Figuren auf Monument nr. 6 unterscheidend, reichen 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen, JJ 

sich zum Abschied die Hand; wahrscheinlich ist der die Testamen trolle 
haltende Mann der Verstorbene. Zwischen den Eltern das Kind. Der 
Mann trägt das kurze dünne Haupthaar und den schmalen Backen- und 
Schnurrbart, wie sie uns an Kaiserköpfen aus dem Anfang des 3. Jahrh., 
namentlich von Alexander Severus (222 — 235) und Maximinus (235 — 238) 
bekannt sind. Im Auge ist die Iris plastisch In Form eines weitge- 
schwungenen, tiefeingegrabenen C wiedergegeben, wodurch eine sehr 
malerische Licht- und Schattenwirkung erzielt wird ; diese Augenbiklung 
ist weit verschieden von der der Mitte des 2. Jahrh.'}, — Auf den 
schmalen Einrahmungen Weinranken mit an den Trauben pickenden Vögeln. 
— Auf der dem Frauenporträt zunächst gelegenen linken Schmalseite 



befanden sich Scenen aus dem taglichen Leben der Frau. Nur das obere 
Feld ist erhalten im Korbsessel sitzend und ihre FQsse auf eine Fuss- 
bank stellend, wird die Hausfrau \on vier Dienerinnen beim Frisieren 
bedient. Die erste macht die Haare die zweite hält eine Ölflasche, die 
dritte einen Bronzespie^el die \ierte eine W aiiserkanne. 

Auf der dem Mannerportrat zunächst gelegenen rechten 
Schmalseite Scenen aus dem Leben des Mannes; oben: der Hausherr 
kommt hoch zu Ross von der Jagd zurück (Ahhildwag S. 13) und hält 
triumphierend einen Hasen ; er ist mit dem gallischen 5agum bekleidet, 
über dem sich -ein Überhang mit der Kapuze befindet. Die Unterschenkel 
sind mit Gamasclicn geschützt, die durch Riemen befestigt sind. Ein 
dicker Wollstoff dient als Satteldecke. Vor dem Herrn schreitet ein Diener, 
den windhundartigen Hatzhund, welcher seinen Kopf schnuppernd dem 
Hasen zuwendet, an der Leine führend, — Von der Scene darunter ist 
nur ein Mann erhalten. Seine Kapuze und der Tragriemen über der Brust, 
an dem eine Tasche gehangen haben wird, geben zu erkennen, dass er 



.selben Man 



12 Die Rümischtn Grabdenkmäler von Neumagen. 

über Land gekommen ist ; wahrscheinlich war eine Pachtzahlung dar- 
gestellt wie bei nr. ij. Auf den schmalen Umrahmungen eine Ranke aus 
übereinanderge stellten, langgezogenen Akanthusblättern. 



Zu S. 11. 

Auf der Rückseite sind die Einrahmungen mit Pinienschuppen 
bedeckt, während das zwischenliegende Feld durch zwei Diagonale ge- 
kreuzt wird und die so entstandenen vier Dreiecke roh mit Akanthus- 
blättern geziert sind. Ausserdem sind zur Belebung der Fläche kurze 
Zwei spitzhiebe eingespitzt. Die Rückseite ist nur sehr flüchtig behandelt; 
die Dekoration ist eine Fortsetzung der ähnlichen aus der Mitte des 
2. Jahrh., wie sie nr. 21 zeigt. Im i. und im Anfang des 2. Jahrh, scheint 
bei den Neumagner Monumenten die Rückseite durchweg unverziert ge- 
wesen zu sein. Bei 6 ist sie nur roh geglättet, bei nr. 5, 18, 19, 20 ist 
sie mit dem Gründl bearbeitet und macht ungefähr den Eindruck eines 
Felles. 

An dem Monument fehlen auf der Vorderseite die untersten Teile 
der Porträtfiguren und darunter zweifellos eine Inschrift und ein Sockel. 
Über dem Gesims war möglicherweise noch eine Attika, sicher als Ab- 
schluss eine Pyramide vorhanden. ^- Das Monument wird aus den ersten 
Dezennien des 3. Jahrh. stammen. 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 13 

Saal 3. 

Frei im Saal, in der Nähe der Südfensfer: 

12», 12b, 12c. Oberteil eines grossen Grabmals mit 
Darstellung des CircuB und voi SchllTen. Sandstein. 

12a. Die r. Schmalseite ist in Ihrer vollen Breite von 2,61 m 
erhalten. Die Breite der Vorder- und Rückseite betrug, wie man der 
letzteren entnehmen kann, mindestens 5 m. Der untere Teil des Denk- 
mals, welcher auf der Vorderseite die Grabinschrift und die Familien- 
porträts enthielt, fehlt. Das Erhaltene bildete vermutlich die über dem 
Hauptgesims liegende Attika. Was in der Zeichnung punktiert ist, ist 
nicht vorhanden. 



An der \orderseitc ein Circussj 11.I wie solche ursprungl ch 
bei den Begrabnisfeierlichkeiten reicher Romer aufgeführt wurden und 
deshalb auch auf Grablampen sehr häufig abgebildet sind Erhalten sind 
nur die Metae jene Kegel am Fnde der den Circus der Länge nach 
durchziehenden Barriere (spina) welche möglichst nah umfahren werden 
mussten Die '^flna selbst und die \\agcn waren auf den zwischen den 
Metae und auf den darunter fehlenden Blocken darf,e'.tellt Das Mittel 
feid hatte mindestens eine Lange von 3 50 m — Auf der Vorder'ieite 
der Risalite fuhren die Wagenlenker in enganliegenden Gewandern die 
Pferde vor (Abhüdung sieAe folgende SetleJ während auf ihrer Innenseite 
auf Pfeilern eine Statue eines sitzenden Mannes und ein Leuchter stehen 
wie sie zur Z erde im Circus aufgestellt waren 

Beide bchmalseiten führen uns in das Bureau des Hausherrn 
zeigen uns aber verschiedene Verrichtungen 

Rechts handelt es sich um Warenverkauf \ermutlich von Getreide 
Der Hausherr notiert im Contobuch er ist umgeben von drei Bureau 
dienern \on denen zwei ihm m t den Fingern der rechten Hand (computus 
digitorum den Wert der \erkauften \\-\Te. inzeit,en „anz links bringt 



14 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

ein Diener in einem Sack die gewünschte Ware herbei. Zwei Männer, die 
durch ihre Kapuzen erkennen lassen, dass sie über Land gekommen sind, 
scheinen die Ware gekauft 
zu haben ; der eine trägt 
den Preis in sein Buch ein, 
der andere wendet sich 
der Ware zu. 

Auf der linken 

mutlich eine Pachtzah- 
lung wie bei nr. 13 dar- 
gestellt. Ein über Land 
kommender Mann trägt 
einen Beutel voll Geld. 
Vor einem nicht mit Ka- 
puze versehenen Manne 
ist ein Haufen Geldes aus- 
gebreitet. Dass letzterer 
Gamaschen trägt, zeigt, 
dass die Treverer auch in 
der Stube die Beine nicht 
unbekleidet Hessen, 

Das oben auf der Ab- 
schrägung mit Pinienblät- 
tern, unten mit Seetieren 
und Knäbehen gezierte 
Gesims bildete einen Teil 
dieses Denkmals, wie sich 
aus dem Vorsprung, den 
es mit dem Risalit der 
Attika gemeinsam hat, er- 
giebt; fraglich kann höchs- 
Zm S. 13. tens sein, ob es unter oder 

über die Attika anzuordnen ist, doch ist das letztere wahrscheinlicher. 
Über dieses Gesims scheinen als Bekrönung die beiden gegenüAer 
an den Westfenstern befindliehen Schiffe (nr. 12b und 12o) zu gehören. 
Dass sie parallel zu einander aufgestellt waren und der zwischen beiden 
liegende Raum so ausgefüllt war, dass nur die Spitzen der Schiffe und 
die Köpfe der Schiffer herausragten, war schon lange beobachtet worden 
(vgl. Rhein. Museum für Philologie 36 S. 457). Neuerdings hat nun Prof. 
Studniczka in Leipzig die sehr wahrscheinliche Vermutung ausgesprochen, 
dass sie über den Risaliten den oberen Abschluss gebildet haben : die 
Maasse der Schiffe und der Risalite stimmen überein, die Verzierung der 
Gesimse mit Wasserwesen würde gut zu den Schiffen passen und die 
grossen Wolfslöcher auf der Oberseite der Schiffe beweisen, dass sie hoch 
hinaufgezogen worden sind. 



Die Römischen Grabdenkmäler v 



Die Schiffe, deren vordere Spitze, wie bei antiken Schiffen häufig, 
als Fischkopf mit Augen gebildet ist, sind mit je vier Moselweinßsscrn 
beladen. Das rechte (abgebildet oben und auf dem Titelblatt) ist mit 16, 



das linke mit 15 Schiffern bemannt, von denen je zwei an der Spitze des 
Schiffes sitzend Fässer halten, je zwei am Ende das Steuerruder und 
den Bootshaken dirigieren. Für die rudernden 12, bez. 11 Schiffer sind 
aus dekorativen Gründen eine Unmasse Ruder angebracht. Da die Schiffe, 



16 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen, 

wie die Richtunjj der Wellen anzeigt, vorwärts fahren, ergiebt sich aus 
der Haltung der Ruder, dass die Schiffer nicht sitzend rudern, sondern 
stehend frickeln. Der Steuermann des zweiten Schiffes ist mit köstlichem 
Humor gebildet: in unmittelbarer Nähe eines Weinfasses sitzend riecht 
er den süssen Weinduft, im Geiste erfreut er sich des köstlichen Tropfens. 
— Die Schiffer haben teilweise lange Vollbarte und üppige Backenbärte, 
während andere nur die schmalen Backenbärte tragen, wie sie den ge- 
bildeteren Klassen der damaligen Zeit eigen waren. 

Da das Grabmal einen sehr langgestreckten Grundriss hatte, war 
es wahrscheinlich nicht turmartig in die Höhe gebaut und schloss nicht 
mit einer Pyramide ab. Vermutlich war es bis zum Abschlussgesims nicht 
über 8 m hoch, dann kann auch der fröhliche Steuermann noch zu guter 
Wirkung gekommen sein. Zwischen den Schiffen war bis zu einer Höhe 
von 20 cm Wasser dargestellt; wie der übrige Zwischenraum ausgefüllt 
war, wissen wir nicht. Die Bekrönung des Denkmals mit den Moselwein- 
schiffen war sehr originell ; weithin kündete sie, welcher Segen der Familie 
durch den Weinhandel zufloss. Sie fand Beifall, denn von noch zwei 
anderen kleineren Schiffen, deren Rückseite nur teilweise bearbeitet ist, 
sind Reste erhalten. 

Viele F'arbenrcste, namentlich auf der Rückseite. Das Monument 
wird aus dem Anfang des 3, Jahrh, stammen, namentlich wegen der 
schmalen, mehrfach auch das Kinn freilassenden Backenbärte (vgl. S. ii). 

Am Fensterpfeiler der Südseite: 

13. Pachtzahlung der Kleinpächter an den Grosegrundbesitzer. Es 
fehlt der linke und der untere Teil des Reliefs. Links wird der Gross- 
grundbesitzer gesessen haben. Am Tische stehen drei junge Bureau- 
beamte, bekleidet mit Hemd und Sagum, und um sie herum die Klein- 
pächter, die Coloni, welche über Land gekommen sind, um ihre Pacht 



u zahlen. Diese haben deshalb an das Sagum die Kapuze geknüpft, tragen 
n ledernen Riemen ihre Geldtaschen und in der Hand einen Stock, Der 
rste Bureaubeamte stellt eine Ouinum; aus, die er auf sein aus Wachs- 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 17 

tafeln bestehendes Contobuch gelegt hat. Der zweite prüft ein Geldstück, 
welches der scharf zuschauende Colonus gezahlt hat. Der dritte Bureau- 
beamte streicht einen Haufen Geldstücke breit, während der hinter ihm 
stehende Colonus erwägt, ob ihm nicht zu viel abgenommen sei. — Der 
Relicfgrund ist nicht sorgfältig geglättet und bildet nicht eine Fläche. 
Ober weisser Grundierung ist er blau gestrichen. Die Figuren {Fleisch- 
teile wie Gewandung) sind mit Hellgelbbraun gleichmässig überzogen. Der 
Lederriemen ist rotbraun, sämtliche Conturen sind mit rot oder schwarz- 
braun ausgezogen. 

Auf der rechten Schmalseite nur noch Reste eines Mannes mit 
der Kapuze auf dem Kopf 

Sandstein. Jetzt breit 1,39 m. Wegen der Relief behandiung und 
der schmalen Barte nicht vor aoo n. Chr. anzusetzen. 
An der Nordwand neben dtr Thür: 

14. KleineresDenkmal mit Tänzerinnen. Sandstein. DerSockel 
{1 m breit) passt in Grösse, Material und Stil gut zu dem Block mit den 
Porträtfiguren {65 cm breit), aber ein zwingender Grund für die Zusammen- 
gehörigkeit liegt nicht vor. 
Zwischen beide Stücke würde 
jedenfalls noch ein Block mit 
der Grabinschrift gehören. 
Auch befand sich über dem 
Block mit den Porträtfiguren, 
dessen Oberseite vollkommen 
horizontal ist, noch ein Ab- 
schlussstein, vermutlich eine 
Pyramide. 

Die Porträtfiguren 
stehen in einer Nische, in 
deren muschel artigem Ab- 
schluss eine rotbraune und 
eine grüne Wellenlinie sehr 
gut erhalten sind. Die Frau 
trägt das Sagum, der Mann 
ein in spitze Zipfel endigendes 
Gewand, vermutlich eine 
Paenula. 

Auf den Schmalseiten 
nackte, mit Schleiern tanzende 
Mädchen, von denen eine noch 
Cymbeln hält. Vgl. nr. 6. 

DieRückseite ist durch 
zwei Diagonallinien geteilt 
und die zwischenliegenden 
Felder sind mit Akanthusblät- 
tern dekoriert. 

Das Gesims zeigt barock- 



18 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

gebildeten Akanthus, bei dem die Mitte und die Rander der Blätter stark 
eingetieft sind. Seine Bemalung ist noch sehr gut erhalten. 

Am Sockel auf drei Seiten Seetierc, auf der Rückseite gleichfalls 
nur Akanthus. 

Das Denkmal stammt aus der i. Hälfte des 3. Jahrh., wie namentlich 
aus der Behandlung des Akanthus und der Dekoration der Rückseite her- 
vorgeht. Die Augenhildung am Frauenkopf zeigt ein auffälliges Hinaus- 
ziehen des oberen Augenlides über den äusseren Augenwinkel und einen 
stark hervorquellenden Augapfel, wie ihn sämtliche Köpfe des spätzeit- 
lichen Denkmals nr, 17 aufweisen. 

Saal 1. 

Links am Treppenaufgang: 

15. Bär, der sich auf einen Widder geworfen hat, um ihn zu zer- 
fleischen, Freie Gruppe, Sandstein, grösste Länge 1,57 m. Die Arbeit 
zeugt von guter Naturbeobachtung, Der Darstellung liegt eine altorien- 
talische Vorstellung zu Grunde, nach der ein wildes Tier, meist der Löwe, 
den Todesdämon, der die Verstorbenen in die Hölle reissen will, versinn- 
bildlicht. 

Gegenüber an der Ostseite; 

IG. Risalit von einem Denkmal mit Neptun und Flussgott. 
Sandstein. Auf der Vorderseite ein nackter Jüngling mit einem 
Körbchen auf der I. Schulter und einem grossen, sichelförmigen Instrument 
in der r. Hand. — Auf 
der linken Seite 
Neptun, dem die Chla- 
mys von der linken 
Schulter herabhängt, 
mit dem Dreizack in der 
Linken, dem Delphin 
in der Rechten ; den 
rechten Arm auf das 
hochgestellte rechte 
Bein stützend, — Auf 
der rechten Seite 
(hoch 70 cm) ein hinge- 
lagerter jugendlicher 
unbärtiger Flussgott, 
den linken Arm auf die 
Urne . welcher dieQuelle 
entströmt, legend, wäh- 
rend er mit der rechten 
Hand den Anker hält. 
Auf Grund der noch 
vorhandenen Farbenreste und eines bei der Auffindung angefertigten Aqua- 
rells ist der darüberstehende gemalte Gipsabguss hergestellt, der dem 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 19 

Glicht zu Grunde liegt. Vom hellblauen Reliefgrund hebt sich das Bild 
ab, an dem die nackten Teile und das Gewand gleichmässig mit Rotgelb 
überzogen sind; nur die Urne ist hellgelb und das Wasser grün. Alle 
Conturen sind mit breiten rotbraunen Strichen hervorgehoben. 

Saal 4. 

17a und 17b*). Viele Bruchstücke eines gi^ossen turm- 
artigen Monumentes, worauf der Hausherr zu Pferd, die Frau bei der 
Toiiette, von 2,50 m Breite zu 1,90 m Tiefe, welches man bis zu einer 
Höhe von 3,96 m wieder zusammensetzen kann. 

Bei den als nr. 17 a aufgestellten Blöcken ist die Vorder- und Rück- 
seite aus Platzmangel nicht in ihrer richtigen Breite rekonstruiert : neben 
der mit Sagum bekleideten Frau stand der Mann, dessen Beine vom Knie 
ab auf nr. 17 b erhalten sind. Auf den Pilastern sind die einzelnen Figuren 
(eine Tänzerin, ein Silen, ein Mann mit Sichel) nur durch Leisten getrennt, 
sie stehen nicht mehr auf Kandelabern. 

Linke Schmalseite: Toilettenscene. Die Frau auf einem nied- 
rigen Schemel sitzend wird nur von zwei Sklavinnen bedient. Sämtliche 
Frauen tragen an den Füssen Socken und Sandalen. An den Pilastern 
Amoretten, der eine mit einem Hammer in der Hand; oben links am 
Pilasterkapitell schlangenfüssige Tritonen. 

Rechte Schmalseite: Oben reitet der Hausherr spazieren, er 
trägt die Kapuze nicht am Sagum, sondern an einer Paenula. — Das 
flatternde Gewand in dem Relief darunter macht es wahrscheinlich, dass 
auch hier ein Reitender dargestellt war. Auf den Pilastern Amoretten 
mit schlaff herabhängenden Flügeln. 

Die Rückseite ist mit Kreisen, Vierecken und Akanthus dekoriert, 
die Pilaster mit Pinienschuppen. 

Die Blöcke 17b, die unter die Blöcke 17 a gehören, enthalten auf 
der Vorderseite die Inschrift: 

£)• . OAVITOfy: 

'E-PRIIvI i n i a e 

SILLA 

CAR IG 

ODEFV 

n et i s . . . . gwARTVLA 

FECIT 

Von den Bildern der Schmalseite sind nur noch sehr geringe Reste 
erhalten. An den Pilastern erscheinen auch hier Amoretten mit schlaff 
herabhängenden Flügeln. 

Zwischen den Pilastern befanden sich an diesem Denkmal ohne 
Teilung durch Gesimse drei Reliefs übereinander. 

*) Nr. 17 a steht reehts am Eingang in Saal 4, nr. 17 h an der Nord- 
wand dieses Saales, rechts von der Thüre. 

2* 



20 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

Im zweiten Viertel des 3. Jahrh. ist dieses letzte der auf uns ge- 
kommenen grösseren Neumagner Grabmonumente entstanden, wie dies 
der Kopftypus und die Haartracht des reitenden Hausherrn, die Augen- 
bildung sämtlicher Figuren (vgl. nr. 14 S. 18), die Dekorierung der Rück- 
seite namentlich mit Pinlenblättem, und die Teilung der Pi laste rbildchen 
mit Leisten, nicht mit Kandelaberkelchen beweisen. 

Gegenüber am ersten Fenster: 

18. Depot eines Welnhindlers, Sandstein, Block von dem mit Pilaster- 
figuren eingerahmten rechtseitigen Hauptfeld eines grossen Grabmonu- 
mentes. Das Relief zeigt ein Weingeschäft: rechts der Hausherr, vor 
ihm wahrscheinlich ein Diener, links Weindoüen mit Stroh umwickelt, 
welche in ein Holzgestell mit Kreuzbeinen eingestellt sind. 

Am MitMfenster: 

ia Weinfässer aufSchifftransport?, Sandstein. Grösste Länge 1,52 m. 
Der Hausherr etwa in '/a Lebensgrösse überschaut die Thätigkeit seiner 
Sklaven, die in erheblich kleineren, untereinander wieder verschiedenen 



Dimensionen dargestellt sind. OlTenbar handelt es sich «m drei ver- 
schiedene Rcliefgründe. — Die Scene ist noch nicht sicher gedeutet. Die 
Darstellung der rechten Hälfte weist auf ein Schiff hin. Die vertikale 
Stange, an der ein von einem Sklaven gezogenes Seil befestigt ist, wird 
ein Mast sein, obgleich das Strohbüschel, welches die Spitze krönt, auf- 
fallend ist. Der Sklave, welcher in sehr kleinen Dimensionen auf einer 
durch einen Horizontal strich markierten zurückliegenden Ebene dargestellt 
ist, wird am jenseitigen Ufer dahinschreitend das Schiff ziehen. Der vor 
dem Mast stehende Mann hält vielleicht eine Bootsstange, mit der er 



das Schiff vorwärts stakt; sie müsste oben i 



■ gerundete 



Krücke endigen, gegen die er die Brust lehnt. Die mit Stroh umwundenen 
Weindolien befänden sich im Schiff, ebenso der Hausherr und der in seiner 
Nähe stehende Sklave ; der erstere würde am vorderen Rand des Schiffes 
der andere am hinteren zu denken sein. - Der Hausherr hat volles' 
lockiges Haar und einen Schnurr- und Backenbart von mittlerer Breite, er 
hat ganz den Typus der Zeit von Antoninus Pius (um 150 n. Chr.). 

Das Relief war an der linken Schmalseite eines Grabmonumentes 
angebracht und zwar, wie die starke Schrägstellung der Dolienhälse zeigt, 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 21 

sehr hoch, wahrscheinlich an der Anika. Die Bearbeitung der Rückseite 
macht es sehr wahrscheinUch , dass es an dasselbe Monument gehört 
wie nr. i8, 

20. Sitzender Mann mit derben benagelten Schuhen. Auf dem 
Pilaster eine Tänzerin. Sandstein. Block von dem mit Pi laste rfiguren 
eingerahmten linksseitigen Hauptfeld eines grossen Grabmonuments. Die 
Rückseite des Blockes ist ähnlich behandelt wie bei Nr. i8 und 19. Deshalb 
und wegen der eleganten Ornamente, namentlich des Riemengeflechtes, 
gehört auch dieser Block in die Mitte des 2. Jahrh. 

Gegenüber am selben Fensler: 

21a und 21b. Grabmonument mit Darstellung eines Lehrer« und 
seiner Schiller, von 2,56 m Breite und 1,92 m Tiefe. Sandstein. 

Auf der Vorderseite (der Fengtencand tugekehrt) Reste der Nische, 
in welcher die Porträtfiguren dargestellt waren, daneben auf dem Pilaster 
eine Weinranke. 

Die Rückseite war mit Kreisen und in diese gestellte Rosetten 
gleichmässig dekoriert (vgl. S. 22) ; ursprünglich befanden sich drei neben- 
einander {dies ermöglicht die genaue Berechnung der Breite des Monuments). 
Eingerahmt war die Rückseite mit Pilastern, welche mit einer reich mit 
Akanthusranken umrahmten Kandelaberarchitektur geziert waren. 

Von den Bildern der rechten Schmalseite ist eines erhalten, 
welches die Söhne des Grossgrundbesitzers beim Unterrichte zeigt. Der 
Hauslehrer, vermutlich ein Grieche von der höheren Bildungsstufe der 



Grammatici , und die zwei älteren Söhne sitzen in Lehnstühlen , aus 
Papyrusrollen einen alten Schriftsteller, vermutlich Homer traktierend. 
Auch der Lehrer wird eine Papyrusrolle gehalten haben. Von rechts her 
tritt grüssend ein dritter Sohn heran mit einem Band zusammengebundener 
Wachstafeln, welcher mit einem Henkel versehen ist. Dieser jüngste Sohn 
soll nachher Schreibstunde haben. Lehrer wie Schüler sind mit dem Sagum 
bekleidet und tragen zierliche Schnürstiefel. Der Grossgrundbesitzer prahlt 
durch Anbringung dieser Darstellung an seinem Denkmal öfTertlich mit 
der hohen Bildung, welche er seinen Söhnen habe zu Teil werden lassen. 
Diese Darstellung entstammt demselben Ideenkreis wie jenes leider ver- 
loren gegangene Neumagner Rehef, welches einen Einblick in eine reich 
mit Papyrus- Volumina versehene Bibliothek gewährt (abgeb. bei Broweras, 
Antiq. Trev. I p. 105). — Auf den Pilastern sotgfältig hergestellte Ranken, 



22 Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen. 

21b. Von der linken Schmalseite ist das Relief der nächstfolgen- 
den tieferen Schicht erhalten. Es stellte ein Comptoir dar. Erhalten sind 



nur zwei Männer, von denen der eine mit einem Schreibgriffel (stilus) auf 
eine Seite des mehrere Wachstafeln enthaltenden Contobuchs notiert, 
während der andere vermutlich mit den Fingern zählt (vgl, nr. wa). Auf 
dem Pilaster daneben schöne Ornamente, unter anderen ein Riemengefiecht. 

Ungewöhnlich 
sorgfältige Glättung 
des Reliefgrundes 
und Durchführung 
der Arbeit bis in 
alle Einzelheiten. An 
den Augen ist die 
Pupille als Loch, 
die Iris als Kreis an- 
gegeben. Das Or- 
nament der Röck- 
seite und derPilaster 
zeigt noch nicht die 
barocke Akanthus- 
behandlung wie z. B. 
nr, 14. Etwa 150 
n. Chr, angefertigt. 
22. Eckblock 
von einer Attika, 
Sandstein, 67 cm 
hoch. Auf der einen 
Seite Bruchstück 
von der Darstellung 



Die Römischen Grabdenkmäler von Neumagen, 23 

der Toilette des Hausherrn. Erhalten ein Diener mit einer Büchse und 
Tüchern, vor ihm ein Marmortischchen, worauf Bronze spie gel, Tiegel, 
Kanne und andere Gegenstände stehen. Bart- und Augen he Handlung von 
der Mitte des 2. Jahrh.. womit übereinstimmt die sorgfältigste Glättung 
des Reliefgrundes und die Ausführung aller Einzelheiten. 

Auf der anderen, stark zerstörten Seite wahrscheinlich ein 
Comptoir: zwei Männer, von denen einer ein Buch hält, davor ein Pfeiler 
mit einer Büchse, 

Mäie der Ostwand: 

23. Kapitell. Sandstein, 58 cm hoch. Es bekrönte den pyramiden- 
förmigen Abschluss eines Grabmonumentes. Hänfigcr, z. B. auch an der 
Igeler Säule vorkommender Typus. In der Mitte der Seite ein mit Wein- 
laub und Trauben geziertes weibliches Brustbild, wahrscheinlich der Herbst, 



dem auf den drei anderen Seiten die anderen Jahreszeiten entsprochen 
haben werden. An den Ecken je ein schlangenfüssiger Gigant. Viele 
Reste der ehemaligen Bemalung, die sich erhalten haben, trotzdem dass 
das Stück seit seiner Wiede rauf fln düng, nachweislich seit der i, Hälfte 
des 19. Jahrh,, im Feller'schen Garten zu Neumagen unter freiem Himmel 
an einer Mauer befestigt war, 

24. Abschluss eines Grabmonumentes, Sandstein, 1,96 m 
lang und 1,40 m breit. Am Fries Kämpfe von Tritonei und Seetieren; an 
der Bekrönung, deren Form den Altären entnommen ist (vgl. nr. 44), im 
Giebelchen ein Flussgott, auf den Polstern Medusenköpfe, dazwischen 
Delphine, Auf der Rückseite kann man den Hohlraum von 84 cm Länge 
und 57 cm Breite, in den die Graburnen eingeschoben wurden, und die 
mit einem verschiebbaren Stein verschliessbare Öffnung sehen. 



24 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 

Am dritten Fenster: 

25. Bruchstück einer christlichen Grabinschrift, weisser Marmor, 

14 cm hoch. Gef. um 1884 beim Bau der Bürgermeisterei. Der Name 

IT T /- T> • * T^ Jovinianus ist nur beispielsweise ergänzt, vgl. 

nie K e q u t e 8 c 1 1 Jo ,, ^ ^ , ,^._ '^ 

WimA^Wsquivixit ^^^"^' ^'^ altchristlichen Inschriften der 
AxnvT/^c * * 1--.- Rheinlande nr. 257. Die Inschrift wird der 

POS VIT (Name) letzten Zeit der Römerherrschaft angehören. 

SOROT Christliche Inschriften sind im Regierungs- 

bezirk Trier bisher nur in ummauerten Orten 
gefunden worden, ausser in Trier, in Neumagen und Pachtem. Die 'pagani', 
die Bewohner der Dörfer und Weiler, blieben dem Heidentum treu. 



Saal 5 und 6. 
Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier 

mit Ausnahme der Marmorstücke*). 

Trier ist von dem römischen Kaiser Augustus, vermutlich wenige 
Dezennien vor Christi Geburt, gegründet worden und empfing von ihm 
den Namen Augusta Treverorum. Eine grössere keltische Niederlassung 
befand sich auf keinen Fall schon vorher an der betreffenden Stelle. Die 
Rechte einer Colonia erhielt es wahrscheinlich von Claudius (41 — 54 n. Chr.), 
ohne dass coloni hier angesiedelt wurden. Als sich im J. 258 Gallien von 
Rom lostrennte, wurde Trier von dem Usurpator Postumus zu einer der 
gallischen Residenzstädte erhoben. Diesem Vorgehen folgte Diocletian, 
welcher Trier, nachdem Gallien im J. 273 wieder mit dem römischen Reich 
verbunden war, als nordwestliche Residenz beliess, wo vom J. 286 ab 
Maximian mehrfach Hofhielt und in den Jahren 293—345 und dann wieder 
von 367 — 388 fast immer ein Kaiser oder ein Kronprinz residierte. In 
dieser Zeit entstanden hier die Basilika, der Kaiserpalast, die Thermen und 
das Gebäude, welches den Kern des heutigen Domes bildet, sowie die 
meisten der hier zahlreich zu Tage tretenden Mosaiken. Auch die Marmor- 
säulen und Marmorsculpturen, durch die sich die Augusta vor den Städten 
des Rheines und vieler Frankreichs auszeichnet, werden zumeist erst 
damals hieher gekommen sein. Um 470 geht Trier den Römern verloren 
und kommt in den Besitz der Franken. 



*J Diese sind im Saal 14 und 15 aufgestellt. 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 



25 



Saal 5. 



In der Mitte des Saales: 

26. (St. I'*') Fries einer dem L. Caesar gewidmeten Gebäulichiielt. 

Erhalten sind nur noch zwei Steine derselben: 




Die Inschrift ist mit ziemlicher Sicherheit zu ergänzen: 
[in memoriam] L. Caesaris Äu[g, f. Divi n. aug. cos. desig,"] 

principis . [iuventutis] 

Im Anfang wird in memoriam oder pro salute gestanden haben. 
Das folgende ist aufzulösen: Ltici Caesaris Äugi^sti filij Divi nepotis, 
auguris, consülis designati, principis iuventutis. 

Unter Lucius Caesar kann nur der im Jahre 2 n. Chr. verstorbene 
Adoptivsohn und Enkel des Kaisers Augustus, der Sohn des Agrippa 
und der Julia, gemeint sein. Die Inschrift gehörte zu einem Tempel oder 
zu einem Ehrenbogen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieses Bau- 
werk unmittelbar nach dem Tode des Lucius, als sein Bruder Caius noch 
am Leben war, also vor dem J. 4 n. Chr. errichtet worden sein. Die 
Inschrift ist die älteste der bisher in den Rheinlanden gefundenen. Sie 
wurde 1888 im Bischofshof entdeckt. Geschenk des Herrn Bischofs 
Dr. Korum. 

27. (St. 255) Götterverein. Relief mit Darstellung einer nackten Venus, 
einer sitzenden Göttin (wahrscheinlich Juno) und eines davongehenden, 
jugendlichen Gottes, vermutlich Mercurs. Vielleicht war das Urteil des 
Paris dargestellt. Sehr sorgfältige Arbeit auf peinlich geglättetem Relief- 
grund. Angefertigt um 150 n. Chr. 

28. (St. 256) Hercuies den dreiköpfigen Höllenhund Cerberus aus der 
Unterwelt entführend. Angefertigt um 200 n. Chr. 

28 ^ Aeneas, den Anciiises tragend. Bruchstück einer Gruppe. 
Erhalten der Oberkörper des Aeneas (hoch 53 cm) und der Unterkörper 
des Anchises. Jurakalk. Ähnlich den beiden Kölner Gruppen (abgeb. 
Bonner Jahrb. 93 S. 66 und 95 S. 49), aber Anchises sitzt nicht wie bei 
jenen auf dem Oberarm des Aeneas, sondern ganz auf der Achsel. Im 
Übrigen ist Aeneas gleichfalls mit einem Lederpanzer, der auf den Ober- 

*) St. bedeutet: Hettner, Die Römischen Steindenkmäler des Provinzialmuseums zu 
Trier, mit Ausschluss der Neumagner Monumente, Trier 1893, in welchen die betreffenden 
Monumente zumeist unter Beifügung von Abbildungen ausführlich behandelt sind. 



26 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 



armen mit Pteryges geziert ist und die Körperformen vollkommen durch- 
scheinen lässt (vgl. auch nr. 38), und mit einer auf der rechten Schulter 
geknüpften Chlamys bekleidet. Während die Kölner Gruppen etwa */3 
unter Lebensgrösse sind, ist diese etwa V« über Lebensgrösse. Gef. Mai 
1902 auf dem Banne Medard am Sandbach, 100 m nördlich vom Gehöfte 
zum Hund, bei einem Hausbau auf der Westseite der heutigen Chauss6e, 
welche sich mit der Römerstrasse Trier-Metz deckt. Der Fundort be- 
weist also wie bei jenen Kölner Exemplaren, dass die Gruppe zu einem 
Grabmonument gehört haben muss ; auch kamen noch Bruchstücke einer 
jedoch nicht zu demselben Monument gehörigen Grabinschrift ebenda 
zum Vorschein. Die Gruppe wird wie oben nr. 9 als Bekrönung eines 
Monumentes zu denken sein (vgl. auch Brüning, Bonn. Jahrb. 95 S. 54), 
wegen ihrer Grösse und unteren Breite wird ein niedriger, breiter Bau 
ohne pyramidalen Abschluss vorauszusetzen sein. Dargestellt war Aeneas 
auf der Flucht aus dem zerstörtem Troja, auf seiner Achsel der greise 
Anchises, der in einem Kästchen die troischen Penaten mit sich führt; 
neben Aeneas schritt der Weine Ascanius. Da diese Flucht, nach einer 
namentlich seit Augustus geläufigen Sage, der Anlass zur Gründung Roms 
durch Aeneas wird, so ist ihre Darstellung auf einem Grabmonument 
ebenso wenig befremdlich wie die an dieser Denkmälergattung häufigen 
Bildwerke der Wölfin mit Romulus und Remus oder des zur Rhea Silvia 
eilenden Mars. 

29. (St. 2) Postament mit 
Ehreninschrift an den Kron- 
prinzen Constantius Chlorus, gesetzt 
um 300 n. Chr. Gef. 1876 im Gar- 
tenfeld. 

»Dem gnädigsten Herrn Flavius 
Valerius Constantius, dem ahnen- 
reichsten Kronprinzen (errichtet dies 
Denkmal) Valerius Concordius, aus 
der Rangklasse der perfectissimi, der 
Oberbefehlshaber, ergeben der Gott- 
heit und der Majestät derselben 
(d. i. des Constantius und seiner Mit- 
kaiser)«. Constantius, der Gemahl 
der Helena und Vater Constantins 
des Grossen war im J. 293 — 305 
Kronprinz, dem die Regierung Gal- 
liens, Spaniens u. Britanniens oblag. 



INDVLGENISSIMO 
DNFLAVI OVAL 
CONSTANTIO 
NOBILISSIMO'C 
CAES'YA LERIVS 
^^ONCORDIVS*^ 
VP^DVXDEVO i 
TVS-NVMINI 
MAIIESTATI 



Dahinter an der Ostivand: 
30. (St. 4) Denkmal zu Ehren der Vorsteher des Kollegiums 
der Haruspices in Trier; gef. 1809 am Fusse von Heiligkreuz; an der Vor- 
derseite folgende Inschrift : »Um zu bewahren und fortzupflanzen das An- 
denken an ihre Meister und Väter Justianus, Julianus, Aprilis, Pompejanus, 

. . . . , , Theodorus, Martialis, Arcadius und Nycterus errichteten 

[dies Denkmal] Concordius und Hemerius, die öffentlichen Haruspices der 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier, 27 

c(ivitas) Tr(everoruni). Den Haruspices lag die Opferschau sowie die 
Deutung der Blitz- und Wunderzeichen ob. Dass diese Haruspices, die 
doch schwerlich Sklaven sind, alle nur einen Namen führen und dass 
darunter Namen wie Concordius und viele griechische vorkommen, weist 
auf sehr späte Zeit, wahrscheinlich das 4. Jahrh. Damit stimmt auch 
die rohe Profilierung des Steines. 

Südioand, neben der TMr: 

31. Weihedenkmal an Esus, Jurukalk, hoch noch 2,20 m. Geschenk 
des Hrn. Fabrikbesitzers Lcvinstcin. Gef. 1895 an der Luxemburger Strasse, 
unweit der Mosel. Gewidmet von einem Metzer namens Indus. Auf der 
Vorderseite Mercur, durch Flügelschuhe, Heroldstab und Geldbeutel gekenn- 



zeichnet, und Rosmerta, die dem Mercur auf gallischen Monumenten sehr 
oft beigesellte Göttin. Beide Gottheiten tragen um den Hals die gallische 
Torques. Zwischen beiden ein aufgeklappter grosser Geldkasten, über 
dem Mercur seinen Beutel hält. — Auf der linken Seite sind nur noch 
geringe Reste einer weiblichen langgewandeten Figur zu erkennen, die 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 

sichtlich auf Rosmerta bezug hatte. — Auf der rechten Schmalseite 
ein Mann, der in den Stamm eines Baumes einhaut, auf dem drei Wasser- 
vögel sitzen und ein Stlerkopf liegt. Ein In Paris gefundener, unter 
Tiberius gesetzter Stein wiederholt diese Darstellung auf zwei Reliefs 
verteilt, glücklicher Weise unter Beifügung von ßeischriften. Über dem 
in den Baum hauenden Mann steht 'Esua', über dem Stier, der dort in 
Vollgestalt gebildet ist, und den drei Kranichen die halb keltische, halb 
lateinische Inschrift taTvos trigaranus. Esus ist uns als einer der gallischen 
Hauptgötter bekannt, der dem römischen Mercur, soweit dieser von Kauf- 
leuten verehrt wurde, entsprach. Da der Handel im Altertum vor allem 
durch Wassertransport vermittelt wurde, ist es begreiflich, dass auch die 
Schiffer den Esus verehrten ; wie der Pariser Stein wahrscheinlich eine 
Dedication der nautae Parisiaci ist, so wurde der unsrige von einem nicht- 
einheimischen Schiff'er oder Kaufmann am Ufer der Mosel gesetzt. Unklar 
ist, welcher Mythus der Darstellung des Baumanschneidens oder Baumfällens 
zu Grunde liegt, und welche Beziehungen zwischen dem 'Stier mit den 
drei Kranichen' und dem Gotte bestanden. — Der Stein ist sehr wichtig 
für den Übergang keltischer Göttervorstellungen in römische Vorstellung 
und Darstellung: auf der Schmalseite die keltische Vorstellung vom Kauf- 
manns-Mercur ; auf der Vorderseite die griechisch-römische Darstellung 
des Gottes, aber mit der gallischen Torques, mit Beifügung der gallischen 
Göttin und auch der grossen unrömischen Geldkiste. Eine solche ver- 
mittelnde Darstellung ist natürlich nur in der ersten Kaiserzeit, etwa bis 
zum Jahre 70 n, Chr. möglich, von wo ab bis zum Ende des 2. Jahrh. 
die italische Kultur die gallische überwuchert. Die Arbeit ist gut. Vgl. 
Lehner, Westdeutsches Korrespondenzblatt XV S. 33. 

Darüber an der Wand: 

32. (St. 313) Vorderselle elHcs sculplerten Sarodeckels. In einer 
Nische die Brustbilder von Mann, Frau und Sohn. Der Mann hat einen 




schmalen Backenbart, die Frau die Haarfrisur, wie sie etwa vom Jahre 
238 ab Mode war. — Links werden dem Besitzer der Grabstätte, welcher 
ein Grossgrundbesitzer war, Abgaben in natura gebracht, wie dies auch 
eine ähnliehe Scene der Igeier Säule [zeigt. Rechts eine (Wein ?)-Ernte. 
Wegen des Gesichtstypus des Mannes vermutlich um 300 n. Chr. zu setzen, 
also eine bessere Arbeit aus diocletianisch-constantinischer Zeit. 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 29 

Gleichfalls an der Südwand, aber rechts voh der Thüre; 

33. Gipsabguss eines firabreUefs. Original im Dom. Jurakalk, 
hoch 66 cm. Gcf. 1S51 in den Fundamenten des Domes, als Stütze der 
fränkischen Ambonen. vgl. Wilmowsky, Die römische Villa za Nennig 186S 
S. 47 und 56 und Der Dom S. 44 Taf. II, 5. Mann in Toga und Tunika, 



Frau mit zu Löckchen geordnetem Haar, hohem Kopfputz und Schleier. 
Zwischen beiden ein Diener im Sagum, aus einer Papyrusrolle vorlesend. 
Linkes oberes Bruchstück einer Scene aus dem täglichen Leben, ver- 
mutlich einer Testaments Verlesung. Die scharf und tief eingeschnittenen 
Augensterne, die Haartracht und das Fehlen von Barten verweisen das 
Relief um 100 n. Chr. Wilmowsky fasste das Relief als Teil eines Ehren- 
bogens und deutete die Figuren auf Trajan und Plotina, womit er wenigstens 
den chronologischen Ansatz traf. — Teilweise sehr stark verwittert, 
namentlich der Körper der Frau. 
An der Westicand: 

34. (St. 80) Mit Inschrift versehenes Statuenpostament, 
geweiht dem H«llgott Asolepius {= Aesculap) von Titus Julius Saturninus, 
des Titus Sohn, aus der Tribus Fabia, dem procurator der Augusti. 
Saturninus verwaltete seinen Posten um 165 n. Chr. (anders Riese, Westd. 
Zeitschr. XVII S. 19); procurator bezeichnet hier den obersten Finanz- 
beamten der Gallia Belgica und der germanischen Provinzen, welcher in 
Trier seinen Sitz hatte. 

35. Weiheinschrift eines Tempels und Götterbildes 
an den belgogallischen Gott Mars Intarabus, Jurakalk, gr. Breite 
87 cm. Gef. 1896 in Löwenbrücken. In h(onorem) dfomus) d(imnaej. 



30 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 

Jitii Marti Jnlarabo Vitaliua Vietorinus et NuveUinius Maiim fanum e{i] 
simulatruM a fundam[eitl]>s ex voto r[e»\tituerunt. Verzierungen, die die 
Inschrift seitlich einfassten. sind abgehauen. Die Schrift ist sehr roh. 
3- Jahrh. Vgl. Lehner, Wesld. Korrbl. XV, nr. 39. 

36. Bruchstück eines mSohtlgen Monumentes, Jurakalk, grösste 
Breite 1 m. Erhalten sind die Reste von vier Personen, von denen drei 
männlich und bartlos sind; mit Tunika und Toga bekleidet stehen sie 



im Profil nach rechts. Von der 4. Person ist zu wenig erhalten, um das 
Geschlecht zu bestimmen. Reliefhöhe wechselnd. Augenwinkel und Mund 
sehr tief und wirkungsvoll behandelt, am linken Auge der am weitesten 
links stehenden Figur ist die Iris als Kreis angegeben. Die Figuren haben 
etwa zwei Drittel Lebensgrösse. Es ist fraglich, ob der Stein von einem 
Grabmonument herrührt und eine Scene aus dem täglichen Leben dar- 
stellt, oder von einem öffentlichen Denkmal stammt. Sehr gute Arbeit, 
wegen der Bartlosigkeit nicht später als 100 n. Chr, anzusetzen. Gef. 
bei der Kanalisation in Trier im Jahre 1901 auf der Friedrich-Wilhelm- 

Ih der ersten restlichen Fensternische: 

37. Bruchstück von einem Mosaik aus den Hause des Prae- 
torianertribnnen Marcus Plaontus VIctortnus, welches im J. 1859 im Garten 
des jetzigen Landarmenhauses gefunden wurde. Nur dieses kleine Bruch- 



32 Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 

der römischen Mosaiken einen festen Anhahspunkt giebt, vor allem aber 
als einziges sicheres Zeugnis dafür, dass Trier zur Zeit des gallischen 
Kaiserreichs eine der Residenzen war, denn der Praetorianertribun kann 
nur in dem Ort, wo der Kaiser residiert, seinen festen Wohnort haben. 
Vgl. Wilmowsky-Hettner, Römische Mosaiken aus Trier und dessen Um- 
gegend S. 5. 

An der West wand, am Fensterpfeiler: 

38. (St, 458) Darstellung von 
KImpfen zwischen Rfimern und Barbaren 

in zw.ei sehr lebhaften, malerischen 
Gruppen. Auf der Vorderseite Ver- 
handlung zwischen einem römischen 
Feldherrn und einem barbarischen 
Häuptling; vielleicht leistet der letztere 
mit erhobenem Zeige- und Mittelfinger 
einen Treueid, vgl. Schroeder, Heidel- 
berger Jahrb. VIII S. 255. Conturen 
teilweise stark eingerissen, flotte Arbeit, 
vermutlich aus dem Anfang des 2. 
Jahrh. 



39. Dreiseitig aculplerter Block von einem Grabmonument aus 
Jurakalk, hoch 60 cm, a und c breit 111,5 *^'"i b breit 89,5 cm. a) Apollo 
mit dem Bogen in der Linken verfolgt den mit Löwenhaut und Keule 
versehenen Hercules, der ihm den delphischen Dreifuss geraubt hat. 
b) Apollo verfolgt die Nymphe Daphne, c) Amor sich über einen Korb 
voll Früchte beugend. Die Figuren sind teilweise verzeichnet, die Arbeit 
ist aber sauber und elegant ausgeführt unter starker Verwendung des 
Steinhobels; sie stammt vermutlich aus der Mitte des 2. Jahrh. Gef. 1896 
an der Agnetenkaserne. Vgl. Lehner, Westd. Korrbl. XV nr. 87a und 
Westd. Zeitschr. XVI S. 362. 

Gegenüber in der Mitte des Saale$: 

40. (St. S3) Altar, der Hecate geweiht von CaiusCandidius 
Piscator, durch ein Trauragesicht gemahnt. Die Mondgöttin Hecate 
wurde zur Abwehr der bösen Geister und der Zauberei besonders an den 
Dreiwegen, an denen die irreführenden bösen Geister ihre Gewalt hatten, 
verehrt, namentlich in Athen und dem Osten, während dafür in den 
germanisch-gallischen Gebieten öfter die sämtlichen Dreiwegsgötter 
gemeinsam unter dem Gattungsnamen Biviae, Triviae und Quadruviae 
angerufen wurden. Der Altar stand unter freiem Himmel und war mit 
seinem untersten, rohen Teile in die Erde eingelassen. Auf seiner Ober- 
seite befinden sich neben einem Opferschälchen zwei eiserne Stifte, an 
denen kleine Hecatestatuen befestigt waren. Von der einen Statuette ist 
ein grösseres Stück erhalten (Saal 15, Schrank i), die Göttin ist dreige staltig, 



Römische Steindenkmäler aus der Stadt Trier. 



33 




um anzugeben, dcMBS sie über die Dreiwege zu wachen hat. Der Stein 
wird ins 2. Jahrh, fallen, später kommen die Apices, mit denen die langen 
Silben bezeichnet wurden, in hiesiger Gegend kaum mehr vor. 

41. Statuette der Fortuna, durch Kugel, Steuerruder und Füllhorn 

gekennzeichnet. Das Gewand bedeckt den 
Rücken, die rechte Seite und Teile des Unter- 
körpers und lässt in ganz ungewöhnlicher 
Weise den Oberkörper und die Beine frei. 
Sehr auffallend ist auch der gewaltige Haar- 
schopf im Nacken. Dass die Göttin behag- 
lich das eine Bein über das andere schlägt 
und das eine auf eine Fussbank stellt, zeigt 
auch ein Terrakottentypus bei Hettner, Drei 
Tempelbezirke S. 62 nr. 64*. Die Hände sind 
in Brusthöhe übereinandergelegt und hielten 
vielleicht eine Schale. Ein grosses Füllhorn 
war an der linken Seite der Göttin unten 
angelehnt. Jetzige Höhe 42 cm. Sehr flüchtige, 
aber nicht ungewandte Arbeit. Kalkstein. Gef. 
bei der Kanalisation in Trier 1901, am An- 
toniusbrunnen in einem römischen Haus. 

42. (St. 71) Kreuzwegstein, geziert mit je zwei 
Köpfen des Mercur (Mercurius Viator) und des Hercules. 
Gef. in Löwenbrücken neben der Römerstrasse Trier- 
Metz. Sehr ähnlich ist die Kreuzwegsäule von Nieder- 
kerschen in Luxemburg. Über diese und andere vgl. 
Kenne, Westd. Zeitschr. XX S. 305. Auch die Griechen 
verwendeten zu gleichem Zwecke drei- oder vierköpfige 
Hermenbilder. 

43 — 45. (St. 42 — 44) Drei Weihungen an 
Juppiter und den Vicus der Vociannier, gef. 1808 bei 
Pallien, offenbar aus einem Heiligtum Juppiters her- 
rührend, welches zu dem vicus Voclannionum gehörte ; letzterer war, wie 
der Name wahrscheinHch macht, schon in keltischer Zeit vorhanden. 

43. Postament einer Juppiterstatue, wahrscheinlich eines auf einer 
Säule angebrachten reitenden Juppiters (vgl. S. 51). Am Aufsatz die Weih- 
inschrift und ein Adler, von Schlangen angefallen. Am Postament Juno. 

44. Altar, geweiht von Urissulius Camparius. Das erste und zweite 
S in Urissulius sind durchstrichen ; dies bezeichnet denselben Laut wie das 
häufig vorkommende durchstrichene D, nämlich die keltische Dental- 
aspirate, welche dem griechischen ^ oder dem englischen th entspricht. 

45. Weihung einer wiederhergestellten Tempelküche. 

Die letzte Inschrift fällt wegen der Formel in hfonorem) d(omus) 
dfivinaej nicht vor Commodus, und das Gleiche wird auch für die anderen 
Denkmäler anzunehmen sein. 

In der Nordwestecke: 

46. (St. 206) Perseue und Andromeda. Teil eines mittelgrossen 




34 Römische Stein denk mal er aus der Stadt Trier. 

Grabmonumentes, im Innern ein Hohlraum zum Aufbewahren der 
Aschenge fasse. Aussen in Relief angebracht i) Perseus, die Andromeda 
von dem Ungeheuer befreiend; 2} eine Amazone. Sehr verwittert, scheint 
aber eine gute Arbeit aus dem 2. Jahrh. gewesen zu sein. 
Nordwand: 

47. Deckel eines firabmonuMentes. Sandstein. Gef. 1S93 in 
St. Mathias. Die Inschrift besagt D(isJ MfanibasJ Camuligsius Äprüis et 
Orispinia Jutta parentes AprÜto Justino ßio deffunctoj et »(ibi) v(im) f(eeertint). 
Zu dis manibus vgl. nr. 8, zur Namengebung n.r. 7. Diese halbkreis- 
förmigen mit Grabinschriften versehenen Steine kommen in unserer Gegend 
sehr häufig vor. Nach Massgabe zweier in Igel gefundener Steine (nr. 123 
und 124). die neben Aschenkisten lagen, wird man die meisten als Aschen- 
kistendeckel betrachten dürfen. Kiste und halbkreisförmiger Deckel 
zusammen erinnern entfernt an ein Haus, indes wird es schwerlich jemals 
derartige halbkreisförmige Dächer gegeben haben. In der Gegend von 
Zabern und auch' sonst in Gallien kommen ähnliche Aschenkisten vor, 
deren Deckel eine viel spitzere, gestrecktere, fast gotisch gewölbte Form 
haben. Vermutlich hat sich hieraus die unsrige entwickelt mit RiJcksicht 
auf die Inschrift, die in dem spitzen Giebel schwer anzubringen war. auch 
war es zweckmässig, den Deckel dieser frei stehenden Gräber möglichst 
schwer zu machen. — Die grosse Mehrzahl dieser Deckel wird der 
I. Hälfte des 3. Jahrh. angehören, weil bei ihnen D. M. niemals aus- 
geschrieben ist und die Pracnomina meistens fehlen; einige wenige zeigen 
jedoch, dass die Form auch schon früher aufkam. Unser Deckel ist 
unversehrt, er ist mit dem Zweispitz auf der Oberseite und Rückseite 
sorgfältig bearbeitet und hat eine Tiefe von 1,07 m bei einer Breite von 
78 cm und Höhe von 70 cm. Vgl. Westd. Zeitschr. XVHI S. 413. 

48. (St. 60) Zweiseitig beschriebene Tafel. Auf der einen 
Seite eine Weihinschrift an Lenus Mars, einen gallischen Heilgott unserer 
Gegend. Die Inschrift ist jedoch, da der Stein fehlerhaft war, nicht vol- 
lendet worden. Auf der Rückseite ist der Anfang vom Vn. Buche aus 
des römischen Dichters Lucan Pharsalia aufgeschrieben, wahrscheinlich 
als Übung für einen jungen Steinmetzen. 

49. Spleltafel. Gipsabguss einer im Sommer iSSg in Mathias 
gefundenen und dort in der Kirche aufbewahrten Marmortafel von 

70 cm Breite. Auf den römi- 
I sehen Spieltafeln dieser Art 
I befinden sich auf der Ober- 
' Seite, in drei Zeilen überein- 
ander gestellt, in der Mitte je 
ein Kreis oder Halbkreis, und 
rechts und links von diesen 
entweder je sechs verticale 
Striche oder Worte von 6 
Buchstaben. So hier. Weil 
es sechs Buchstaben, nicht 
mehr und nicht weniger, sein 



Römische Steindenk mal er aus der Stadt Trier. 35 

, steht imperi statt imperii und vittcti (gefesselt) statt vidi (besiegt). 
Derartige Spieltafeln kommen sehr häufig in Rom, vereinzelt in den Pro- 
vinzen vor. Von dem betreffenden Spiele weiss man nur, dass es um Geld 
gespielt wurde, dabei Würfel in Gebrauch waren und dass es kein reines 
Glückspiel war. Die Rückseite dieser Täfelchen ist von den Christen sehr 
häufig, wie auch bei unserer Spieltafel, zu Grabinschriften benutzt worden. 
Vgl. Kraus. Die altchristlichen Inschriften der Rheinlande I nr. iiS und 
Trierer Steindenkmäler 647. 

50. Gipsabguss eines Ehrendenkmals, welches die 
Volksgemeinde der Treverer der in Malm stationierten 22, Legion aus 
Dankbarkeit setzte, weil diese das Trierer Gebiet von einer Blokade, die 
es in dem Kampfe des Ctodius Albinus gegen Septimius Severus im 
J. 197 auszustehen hatte, befreite. Vgl. Körber, Dritter Nachtrag zum 
Mainzer Inschriften-Katalog nr. 120. 

51. Gipsabgüsse von zwei Masken vom Abakus eines der vier 
Kapitelle, welche die Mittelsäulen im fränkischen Umbau des Domes krönten. 
Nach Wilmowsky. Dom S. 39 und 46 bestanden die Kapitelle aus Kalkstein 
und war der Abakus gelb, der darunterliegende korinthische Kelch rot 
bemalt. Sicher ist das Kapitell von Bischof Nicetius, dem Wiederher- 
steller des Domes (527 — 566), einem römischen Bau wahrscheinlich vom 
I. oder 2. Jahrh. entnommen. 

52. (St. 211) Amor, die Seele des Verstorbenen speisend. Die Seele 
des Verstorbenen ist häufig, wie die unterirdischen Götter und Heroen, in 

I Schlangcngestalt dargestellt. 
An Stelle der Angehörigen 
' besorgt hier Amor das Toten- 
■ Opfer, wie wir ihn auf römi- 
' sehen Grabreliefs die Denk- 
mäler schmückend oder mit 
den Angehörigen trauernd 
finden. Auch die tragische 
Maske weist auf den Toten- 
kultus hin. Dasselbe Muschel- 

Ornament findet sich z.B.Sens, 

Musöe Gallo Romain de Sens, Taf. 36, Fig. 3, es weist, wie die Augen- 
behandlung und die Darstellung, auf frühe Zeit, etwa um 100 n. Chr. 
An der Osttvand: 

53. (St. SS) Altärchen, gewidmet dem Genius der Arenarier, 
Gef. 1818 im Amphitheater. Die Inschrift besagt: 'Zu Ehren des kaiser- 
lichen Hauses. Dem Genius der Arenarier (d. i. des Collegiums der im 
Amphitheater auftretenden Gladiatoren und Tierkämpfer), die sich in der 
colonia Augusta Treverorum aufhalten, widmet (dieses Altärchen) Axsillius 
Avitus, genannt auch Sacruna'. 

53a. Welheinachrlft. Jurakalk, 43 cm breit. 29 cm hoch, 18 cm dick. 
war ursprijnglich in die Wand eingelassen. Rings um die Inschrift läuft 
ein Rankenornament ; die Buchstaben sind mit roter Farbe ausgezogen. 
Die Inschrift lautet : J(ovi) ofptimoj mfaxinioj et numfinij ÄugfusliJ et 



36 Römische Grabdenkmäler aus Trier. 

Gemio triciniae M. Mamnims Marinus et Cosgia Xerta et sui dfanoj dfederuntj. 
Dem nur hier erschemenden Genios der '^Nachbarschaft' wird ein genau ab- 
gegrenztes Gebiet zum Schutze unterstellt gewesen sein ; er wird mit dem 
Genius ¥ici identisch sein. Gef. am ii. Juni 1902 bei der Kanalisation 
auf der Dietrichstrasse vor Haus nr. 50 in einer Tiefe von 3 m im Schutt. 
Die Reste eines Tempelchens wurden nicht konstatirt. 



Saal 6. 
Römische Grabdenkmäler aus Trier. 

Das römische Trier hatte drei grössere heidnische Gräber- 
felder, die nach antiker Sitte sofort jenseits der Stadtgrenze sich längs 
der Strassen ausdehnten. Eines lag, an der Porta nigra beginnend, im 
Norden neben der Römerstrasse Trier-Mainz unter den Vororten Maar 
und Paulin, ein zweites an der Römerstrasse Trier-Metz jenseits der Ziegel- 
strasse, welche die Stadtgrenze bezeichnet, unter dem Vorort Mathias, 
ein drittes auf dem linken Ufer der Mosel, es wurde neuerdings bei den 
beiden Kasemenbauten daselbst angeschnitten. — In der früheren Kaiser- 
zeit werden die Toten verbrannt und ihre Reste in thönernen oder gläsernen 
Urnen, oder auch in steinernen Aschenkisten beigesetzt, während später 
die Bestattung des ganzen Leichnams überwiegt. Der Wechsel beginnt 
im Anfang des 3. Jahrh., um die Mitte des 3. Jahrh. wird die Bestattung 
allgemein durchgedrungen sein. Von den grossartigen Grabmonumenten, 
die sich längs der Strassen hingezogen haben werden, sind nur sehr 
geringe Reste auf uns gekommen, sie sind im frühen Mittelalter, wenn 
nicht schon in römischer Zeit, als Baumaterial verwendet worden ; wir 
werden sie uns in der Art der Neumagner Monumente vorzustellen haben. 

Seit dem Überhandnehmen der Bestattung entsteht die neue Form 
der Grabkammern, in denen die Sarcophage aufgestellt waren. Sie hatten 
einen überirdischen kapellenartigen Oberbau. Ihre besten Vertreter sind 
die Grabkammern von St. Mathias. 

An die heidnischen Gräberfelder schlössen sich die der Christen 
an; sie liegen im Norden östlich von den heidnischen Gräbern, an den 
Stellen, wo später die Kirchen von St. Paulin und Maximin errichtet 
wurden; ebenso im Süden östlich von dem heidnischen Gräberfeld da, 
wo sich später die Kirche zu Ehren des Eucharius, die heutige Mathias- 
kirche, erhob. Erst seit der constantinischen Zeit lässt die Abfassung der 
Inschriften erkennen, ob es sich um Christen handelt. Von Constantin 
ab hat sich das Christentum in der Stadt Trier sehr rasch verbreitet, wie 
die im Verhältnis zu den rheinischen und auch zu den meisten französischen 
Städten ungewöhnlich grosse Zahl der christlichen Inschriften zeigt. Für 
deren Abfassung sind in Trier charakteristisch: die Eingangsformeln hie 
iacetf Äic iacet in pace, hie pausat, die Wahl von patres für parentes 
der Ausdruck tittdum posuit sowie die Nennung derjenigen, welche das 



Römische Grabdenkmäler aus Trier. 37 

DenkSral errichten. Die Personen führen fast ausnahmslos nur einen Namen, 
die tria nomina treten nirgends, bisweilen noch Gentile und Cognomen 
entgegen. Häufig erscheinen die christlichen Monogramme, sowohl die 
ältere Form )^, wie die jüngere -p-, von denen in Rom die erstere seit 
dem Anfang des 4, jahrh., die andere von 355 ab, ohne dass die erstere 
verdrängt wurde, nachweisbar ist ; in den gaihschen Provinzen scheinen 
diese Monogramme um einige Jahrzehnte später aufgetreten zu sein. 

54. Hosalk mit der Darstellung von vier siegreichen WsH- 
fahrern. Gef. 1895 hinter dem Provinzialmuseum, lag in demselben rö- 
mischen Gebäude wie das Monnusmosaik (vgl. 147). Reiche Farbenscala, 



38 Römische Grabdenkmäler aus Trier, 

ohne den schwarzen Rand 3,10 m lang und breit. Die Wagenlenker sind 

mit einem enganliegenden Gewand bekleidet, welches bei zweien grau, 

bei einem rot, dem vierten zerstört ist, sie halten 

jeder eine Peitsche, eine Palme und einen Sicgcs- 

kranz. Die beigeschriebenen Namen hcissen 

Euprepes, Saperstes, Fortunatus und Phil •). 

Im Mittelquadral ist ein Brustbild einer Victoria 
dargestellt die spitzen Enden der aus den Schul- 
tern wachsenden Flügel rahmen den Kopf auf 
beiden Seiten ein Vgl, Lchner, Westd. Korrbl. 
XIV nr 68 und nr. 102. 

An der tt eatwand: 

55 (bt 147) 6rabolppu8 des C. Julius Amandus, 
gesetzt von Sertvius) Sulpic[ius] Nympho[dorus]. 
Die Cippenform sowie der obere Abschluss mit 
Giebelchens und Akroterlen erinnert durchaus 
an die rheinischen Militärgrabsteine des i. Jahrh. 
Damit stimmt auch, dass Nymphodorus sein 
Bürgerrecht vom Kaiser Servius Sulpicius Galba 
empfangen hat und dass i longa und Apex (vgl. 
nr. 41) hier zur Verwendung gekommen sind. 
Gef. 1876 an der Porta nigra. 

56 (St 19z) Unterer Teil der Aschenki><te einet Leifiten- 
fabrlkanten mit Darstellung c nes Leistens 

\ emes Schusterhammers und einer Feile Die 
riterst angebrachte Ascia die sichnament 
an gallischen Grabm jnumenten sehr 
I hauhg findet bedeutet dass das betreffende 
Grab kein schon benutztes sondern ein neu 
hergestelltes war In der Höhlung wurden 
die verbrannten Knochen des Verstorbenen 
aufbewahrt Der dazugehörige Deckel ist 
nicht mitgefunien worden Gel 1888 auf 
der Petrusstrassc 
An der Nordwand 

57 Bruchstuck eines Sarcophagdeckels in Form von nr 31 Gef 
igoi an der Pauhnuskirche bandstein Jetzige gr Breite 87 cm Auf dem 
Mittelblock ein Brustbild in rundem Schild neben welchem die Buch 
Stäben DCm) MfambusJ stehen. Darunter in einer Einrahmung 1\ LIAE 
FAVSTINVt , zu ergänzen etwa Juliae Faustinuliu vivua [(eeit), 

58. (St. 298) Grabinschrift eines bürguadlschen Fürsten Harlulfy« 
aus dem hochgestellten Corps der kaiserlichen Leibwächter : Hariulfus, 
protector domestieus, ßlius Hanhavaldi, regalia gentis Burgundionum, qui 

1. XV nr. 55 cigänil Pbllldarus, Lehn« im Fahrer van 




1897 s. . 


■) Heraeui, Wesid. Ko 
.9 PbiUponaai der je 
tnderc Ecginiung. 



Römische Grabdenkmäler aus Trier. 



39 



4ARIVLFVSPROTECTOR i;^T| 



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HAVAUDIREGAU1S6ENTI 
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Nr, 58. 



vicxit annos XX et 
mensis nove et dies 
nove. Reutilo avuncu- 
lu8 ipsius fecit. Gef. 
1877 südöstlich von 
der Mathiaskirche. 
59. (St. 312) Sap- 
oophag mit Deckel. 
Gef. 1880 in Paulin. 
Im Innern liegt ein 
weibliches Skelett 
mit einer Haarnadel 
am Kopf sowie zwei 



Balsamarien und zwei Bronzemünzen von Lucius Verus vom J. 162 und 
von Caracalla vom J. 211; die letztere ist stark abgerieben, so dass sie 
längere Zeit im Kurs gewesen sein muss. Die Reverse beider Münzen 
haben die Umschrift Concordia und stellen Figuren dar, die sich die 
Hände reichen; vermutlich sind sie dieses Sinnbildes wegen als Grab- 
beigaben ausgesucht. — Der Sarg wird im 2. Viertel des 3. Jahrh. beige- 
setzt w^orden sein. 

60. Pyramidenförmige Belcrönung eines Grabdenkmals in der Art der 
der Igeler Säule, Sandstein, von 77 cm unterer Breite und Tiefe und 1,24 m 
Höhe, gefunden 1901 neben der Römerstrasse Trier-Mainz auf der Maar- 
strasse. — Ausserdem stehen noch mehrere ähnliche Stücke in diesem Saal. 

Vor dem Ostfenster: 

61. Nachbildung des Holzsarges des tieiiigen Paulinue, eines 
«Fundes, welchem in den Rheinlanden kein anderer aus dem Gebiet der 
christlichen Antiquitäten an Wert und Wichtigkeit gleichkommt.» Das 
Original liegt jetzt wieder in dem mächtigen, nachträglich mit Barock- 
verzierungen versehenen Steinsarg des Paulinus in der Krypta der Paulinus- 
kirche. Sein Vorhandensein kannte man seit dem J. 1402, als Propst 
Friedrich Schavard den Sarg öffnete. 1883 wurde er aufs Neue geöffnet und 
dabei der Sarg mit seinen Emblemen einer sehr genauen Untersuchung und 
Nachbildung unterzogen, wobei von den damals noch vorhandenen silbernen 
und goldenen Emblemen galvanoplastische Copieen hergestellt wurden. 

Der Holzsarg, teilweise vermodert, war doch noch von so guter 




Erhaltung, dass jedes Maass exakt genommen werden konnte; er glich 
einer langen, auffallend schmalen Kiste von 1,84 m Länge, 34 cm Höhe, 



40 Römische Grabdenkmäler aus Trier. 

44 cm äusserer und 39 cm lichter Breite, so dass der Körper, wie man 
dies auch bei römischen Plattengräbem beobachten kann, nur'knapp Platz 
fand. Der Deckel bewegte sich in einem Falz. Der Sarg ist aus der 
ächten Ceder des Libanon hergestellt {vgl. Schaffhausen, Bonner Jahrb. 77 
S. 241) und war durch Bronze besch läge zusammengehalten. 

An der Kopfseite des Sarges ein Schloss, welches mit einem Silberblech 
von 85 mm Länge (abgeb. b) überdeckt war, es zeigt in getriebener Arbeit 



e Jagd, darüber Adam und Eva mit der Umschrift MaTtiniani 
manu« vi[v]at*), worauf unter dem v von vivat aller Wahrscheinlichkeit 
nach das Christusmonogramm folgte (also zu deuten: »möge des Martinianus 
Mannschaft in Christo leben!«). Daneben Christus den Lazarus erweckend. 
Dass das Silberblech ursprünglich za einem grösseren Ganzen gehörte und 
erst später zum Schlossblech hergestellt worden ist, ergiebc sich aus der 
UnVollständigkeit des Tierstreifens sowie aus der Zerstörung des Adam- 
reliefs und der Inschrift bei der Herstellung der Schlosslöcher. — Un- 
mittelbar unter dem Silberblech ist eine aus Goldblech ausgeschlagene 
Rosette (abgeb. a) mit dem frühen Christusmonogramm und nebenstehendem 
n — a> von 57 mm Dm. angebracht. 

Eine ähnliche Rosette (abgeb. e) mit dem gleichen Christusmono- 
gramm in gleicher Technik, aber aus Silber und von 14 cm Dm. ist in 
der Mitte der einen Langseite befestigt. Auf einem um das Monogramm 
laufenden Bande ist die Inschrift EUuthera peccalrix pomtit « jjc <" ein- 
geschnitten. 

Auf dem Deckel haftete bei der Eröffnung im J. 1883 
nur eine aus Silber gegossene Platte, 12 cm lang, welche 
über einer Unterlage von vergoldetem Leder in durchbrochener 
Arbeit zuoberst das frühe Christusmonogramm, darunter Buch- 
stabenreste, die zweifellos zu Ix^vg, dem frühchristlichen 
Symbol, zu ergänzen sind, und zuunterst den Anfang eines 
Namensmonogramme s zeigt; letzteres wurde anfänglich auf 
PaM;7inMs7 gedeutet, während es wahrscheinlicher als der Name 

des Stifters des Emblems aufzufassen und Tra zu lesen ist. 

Der helle Teil des Silberbleches ist vermutungsweise ergänzt. 

*) Die Ersäniung vl[nc]at, wie sie de RoBii, Kram und Lc BLint TOrschLagen, ist 



Römische Grabdenkmäler aus Trier. ' 41 

Weiter nach der Mitte zu, ungefähr über der Brust des Bestatteten, 
sah man auf dem Deckel die Spuren einer ehedem hier angebrachten 
runden Scheibe; hier befand sich zweifellos die von Schavard dem Sai^e 
entnommene, bei Browerus, Antiq. Trever. II p. 260 abgebildete Scheibe, 
welche genau nach Brower's modernisierter Zeichnung in Metall nach- 
geahmt ist. Die auf dem Deckel befindlichen silbernen Langbänder ent- 
nahm gleichfalls Schavard. 

Im Innern des Sarges lagen ausser den Gebeinen viele Stücke 
schwarzen Harzes, kleinere Teile von Goldfäden und erhebliche Reste 
von zwei verschiedenartigen seidenen Gewändern. 

Die Oberlieferung über den Trierer Bischof Pautinus besagt, dass 
er wegen seiner Stellungsnahme gegen Arius nach Phrygien verbannt und 
358 dort gestorben, und dass sein Leichnam jo Jahre später unter Bischof 
Felix nach Trier transportiert worden sei. Mit diesen zeitlichen Ansätzen 
stimmt der Stil der Embleme, mit dem Tode des Verstorbenen in Phrygien 
das für den Sarg verwendete Cedernholz trefflich überein. Auch geht 
aus den gestifteten Rosetten, namentlich der der Eleuthera peccatrix 
hervor, dass in dem Sarg ein als Heiliger verehrter Mann begraben lag. 
— Da die Embleme zumeist lateinische Aufschriften tragen, auch der 
Stil nichts Orientalisches zeigt, werden sie erst in Trier angefügt sein. — 
Es wird berichtet, dass bei dem Normanneneinfall vom J, 88z der Sarg 
des Paulinus in der Krypta an Ketten aufgehängt gewesen sei ; dazu 
passen die eisernen Bänder und Bronzeringe, die sich an dem Sarg be- 
finden. Vermutlich ist diese Aufhängung erst in fränkischer Zeil erfolgt*). 
Vgl. Kraus, Altchristi. Inschriften der Rheinlande I nr. 190; Le Blant, 
Nouveau recueil des inscr. ehret, de la Gaule 39 und 40. 

An der Südwand, links von der Thür: 

62. (St. 373) Sarcophag mit der Darstellung der Arche Nosh'B. 
Cef um 1780 in St, Mathias. Eigentum des Gräfl. Kesselstatt' sehen Majorats. 



Zwei Säulen teilen die Vorderseite in drei Felder. In den beiden 
äusseren sitzt je ein Knabe auf. einem umgestülpten Korb, eine an 



42 ■• Römische Grabdenkmäler aus Trier. 

der Säule befestigte Guirlande windend ; vor ihm ein Blumenkorb. — 
Im Mittelteil die Arche als grosser Kasten dargestellt, in ihr acht Personen 
und zehn ganz unproportionierte Tiere. Als Hauptpersonen Noah und 
seine Frau, beide wie die zuvorderst stehenden Söhne die mit dem Öl- 
zweig heimkehrende Taube begrüssend. Vor der Arche der Rabe, welchen 
Noah zuerst ausgesandt hatte, ohne dass dieser ihm die rettende Bot- 
schaft gebracht hätte. Die Arche w-urde als das Symbol der Kirche 
aufgefasst, in welche sieh die Gläubigen vor der Sündflut, welche die Welt 
ins Verderben stürzt, retten. Christliche Sarcophage mit figürlichen Dar- 
stellungen gehören in unserer Gegend zu den grössten Seltenheiten, 
dieser mag der Mitte des 4, jahrh. angehören. 
An der Ostwand neben dem Sarcophag: 

63. Christilohe Inschrift auf einer weissen Marmortafel. Während 
die obere und linke Kante geradlinig sind, sind die rechte und die untere 
ganz unregelmässig ; man sieht aber noch den Strich, der vorgezogen 
war, um auch die rechte geradlinig zu machen. Gr. Breite 53 cm, gr. 
Höhe 21 cm. Die Inschrift lautet: Silvanns negotialor hie paasalin pact. 
Gef. März 1902 in der Aul unmittelbar neben der Kirchhofsmauer von 
Mathias, neben einem Steins arg. 

über dem Sarcophag: 

64. (St. 326) GHechisohe christliche firabinschrift des Syrers Azizos. 
Gef. 1827 in Mathias. »Hier liegt Azizos, Sohn des Agrippa, der Syrer, 



aus dem Dorfe der Kaprozabadäer, aus dem Stadtl>ezirk von Apamea«. 
Vier griechische christliche Inschriften sind in Trier gefunden worden, 
sämtlich von Kleinasiaten. 

An der Südwand, rechls von der Thür. 

65. (St. 375) Christliche Inschrift des Barbario, die ehedem 
auf der Oberseite eines Steinsarges eingelassen war. Die Inschrift besagt: 



Römische Grabdenkmäler aus Trier, 43 

•Hier ruht Barbario. 
der gelebt hat 8 [oder 
1 8?] Monate und 2 4 Tage, 
in Frieden«. Darunter 
die früheste Form des 
Christusm onogram ms 
(vgl. S. 37), zwischen 
zwei Tauben, die schon 
früh als Symbol des 
Christentums galten. 
Gesetzt im 2, Viertel des 
4.Jahrh,Gef, iSisneben 
der Paulinuskirche. 
66. Christlichein- 
^'■- ^^ schriftdesSubdlaoonus 

Basilius, welche besagt: »Hier liegt der Subdiaconus Basilius, welcher 
ungerähr 50 Jahre gelebt hat. Seine Tochter Bonosa hat die Inschrift 
gesetzt, am Tage der 
Beisetzung, am 12. Ja- 
nuar (die deposilionis, 
pridie IdvsJanuariasJ'. 
In der letzten Zeile zur 
Andeutung der Abkür- 
zung kleine Wellenli- 
nien über den Buch- . 
Stäben. Das Mono- 
gramm hat die voll- | 
ständige Kreuzform, die 
Inschrift wird nicht vor 

400 n. Chr. fallen, sie ist 39 cm breit, Gef. bei den KanalLsationsarbeiten 
Juli 1901 vor der Paulinuskirche, noch eingelassen in den Deckel eines 
Sandstein sarcophages. 

67. (St, 374) GrabinschriTt des SubdIaconus Ursinianus. Gef. 
1823 in St. Paulin, »Des Subdiaconus Ursinianus Gebeine ruhen unter 



44 



Römische Ziegel, Mühlsteine, Töpferöfen. 



diesem Grabmal, welcher es verdient hat, dass sein Grab neben die 
Gebeine der Heiligen gestellt werde, sodass er nicht unter den Qualen 
der Hölle noch unter der ewigen Verdammnis wird zu dulden haben. 
Diese Inschrift setzte Ludula, seine liebe Gemahlin. Er ging von hinnen 
am 27. November. Er lebte 33 Jahre.« Die Inschrift enthielt vier dakty- 
lisch gemessene Verse. Der Glaube, dass Bestattung bei den Gräbern 
der Heiligen der Seele des Verstorbenen förderlich sei, indem sie hier- 
durch der Fürbitte der Heiligen empfohlen werde, war in frühchristlicher 
Zeit ein sehr allgemeiner. Die Inschrift wird in den Anfang des 5. Jahrh. 
gehören und bezeugt für diese Zeit die Sancti in Paulin. 

68. (St. 3) Mittelalterliche Copie einer römischen In- 
schrift des Flavius Constantius, dea nachmaligen Kaisers Constantius lil. 
Befand sich ehemals in der Paulinuskirche zu Trier, Geschenk des Hrn. 
Malers. Steflfgen im J. 1877. Zur Herstellung der Copie wurde eine Altar- 
platte aus der Mitte des elften Jahrh. verwandt, wie der Inschriftrest a lehrt, 
b zeigt deutlich unrömische Buchstabenformen und unrömische Abkür- 
zungen, aber einen so sachgemässen, wenn auch mit Fehlern gemischten 

Inhalt, dass zweifellos eine römische 
Inschrift zu Grunde liegen muss. 
Der mittelalterliche Kopist beging 
den Fehler, dass er die Abkürzung 
EL zu Elius statt zu Flavius (das 
F des 4. und 5. Jahrh. gleicht be- 
kanntlich dem E, vgl. filius in nr. 58) 
und V, c. zu vir cansülaris statt zu 
vir clarissimtis auflöste und durch 
Beifügung der Worte hie iacet in 



a 




iAC'E-Ei!W,;*;^ö:\s 

I^GIsfVTmiM^Ql 

|Miun|-Äa'PÄ'Rici\ST 



dem vielleicht verstümmelten Anfang eine Grabinschrift herstellte, während 
die Inschrift urspf-ünglich vermutlich eine Dedication enthielt. Die römische 
Inschrift hatte also etwa folgende Fassung: Flfavius) Constantius v(ir) 
c(tarissimusj comes et magister utriusque militiae atque patricius et secundo 

consul Ordinarius Unter dieser Annahme passt alles trefflich auf 

Flavius Constantius, den Gemahl der Galla Placidia, den nachmaligen 
Kaiser Constantius III, der die Inschrift vor dem J. 420, wo er zum 3. Mal 
das Consulat übernahm und Kaiser wurde, aber nicht vor 417, wo er 
zum 2. Mal Consul war, gesetzt haben wird. Bei unserer mangelhaften 
Kenntniss der Geschichte Triers im 5. Jahrh. ist es sehr zu bedauern, 
dass wir von dem weiteren Inhalt der Inschrift keine Kenntnis haben. 



Saal 7. 



Römische Ziegel, iVlühlsteine, Töpferöfen. 

69. Die Stellage enthält die mit Fabril(antenmarlcen versetienen Ziegel, 

die zumeist von Privatzieglern des 4. Jahrh. herrühren. Von sicher in 
Trier gefundenen Legionsziegeln sind nur zwei der 22. Legion bekannt. 



Römische Ziegel, Mühlsteine, Töpferöfen. 45 

70. Rekonstruktion einer Fussbodeniieizang. Zwischen einem unteren 
und einem oberen Boden circulierte die aus einem Heizraum ausströmende 
warme Luft. Den oberen Boden trugen Ziegelpfeilerchen, über welche 
grosse quadratische Platten so gelegt waren, dass sie eine geschlossene 
Fläche bildeten ; auf jedem Ziegelpfeilerchen ruhten vier Ecken von vier 
verschiedenen Ziegelplatten. 

71. Handmilliie aus Niedermendiger Lava. Die Oberseite des 
Bodensteines wie die Unterseite des Läufers sind mit scharfen Rillen 
versehen, um durch das Übereinanderreiben der Scheiben die Körner zu 
zermalmen. — Ausserdem liegen noch von einer grossen Anzahl anderer 
Handmühlen Reste in demselben Räume. 

72. Rekonstruktion eines Ziegeidaolies, es besteht aus Flachziegeln 
{tegulaej und Hohlziegeln ftmbrices). Die Tegulae sind oben breiter als 
unten, es schiebt sich das untere Ende des oberen Ziegels in das obere 
Ende des unteren; umgekehrt sind die imbrices oben enger als unten, 
sodass das untere Ende des oberen imbrex das obere Ende des unteren 
deckt. 

73. Wandlieizung aus einem römischen Bad, gef. gegenüber 
dem Kaiserpalast in Trier. Die Wand ist durchzogen mit Thonkästchen 
ftüblUiJ, durch welche die warme Luft (die aus dem hohlen Fussboden- 
raum herkommt, vgl. nr. 70) in vertikaler Richtung in die Höhe strich. 
Die Kästchen haben auch seitliche kleine viereckige Löcher, welche in 
diesem Falle zugeschmiert sind, in der Regel jedoch eine seitliche, 
horizontale Communikation der Luft ermöglichen. 

74. Teguia iiamata. Vor Erfindung der Heizkästchen wurden zu 
gleichen Zwecken die Tegulae hamatae, die Hakenziegel, gebraucht. 
Durch die weitvorspringenden 'Thonhaken' wurde ein Abstehen der 
Ziegelplatten von der Wand erreicht, wodurch das Durchstreichen der 
Luft ermöglicht wurde. Die Tegulae hamatae wurden, wie meist auch 
die tubuli, mit eisernen T-Nägeln an der Wand befestigt. 

75. Fussboden aus Meinen Ziegelsteinen bestehend, welche 
ein Fischgrätenmuster bilden, vermutlich aus der Zeit des Augustus. 
Der Boden besteht aus lauter 8 cm langen, 3 cm tiefen und 24 mm breiten 
Ziegelriemchen, die ganz scharf aneinander über einer Unterlage aus 
ZiegelmörteJ liegen. Gef. 1901 bei der Kanalisation auf der Südallee vor 
der Pies'schen Gerberei, 3 m unter Terrain, unmittelbar auf dem ge- 
wachsenen Boden. 

76. Im Schrank Modelle der römischen Töpferöfen von Speicher 
i. Eifel, angefertigt von Herrn Plein-Wagner in Speicher. Die Grösse 
des Raumes für die zu brennende Töpferware schwankte zwischen 2 bis 
2,80 m. Daneben aufgestellt sind Proben der missglückten Töpferware, 
die in grossen Scherbenbergen neben den Töpferöfen lag : Ziegel, Lampen 
von roher Form, Krüge, Näpfe und Flechtwerk imitierende gemalte 
Krüge. Die Gefässe werden dem 3. u. 4. Jahrh. n. Chr. angehören. Vgl. 
Westd. Zeitschr. I, 1882, S. 269. 



46 Funde aus Egypten und Griechenland und neuere Gewebe. 

Saal 8. 

Funde aus Egypten und Griechenland und neuere 
Gewebe. 

77. Egyptlscher Mumlensarg aus Holz, Ge- 
schenk von Frau Tortiliia, geb. Mog, in Alexandria. 
Gef. an einer Pyramide in Saltarah (3 Stunden 
südlich von Kairo). Der Sarg gehört den letzten 
Zeiten der 22, oder einer der kleineren folgenden 
Dynastien (24 — 25) an; das späteste Datum seiner 
Entstehung ist das J. 600 v. Chr. Die Hierogly- 
pheninschrift besagt, dass darin die Leiche der 
Herrin des Hauses (d. i. die verheiratete, dem 
Hause vorstehende Frau) Pisnif-aanu, Tochter des 
Propheten des Gottes Mentu, des Herrn von Theben, 
Horuz bestattet sei. Die Verstorbene stammt also, 
wie der Titel des Vaters 'Prophet' zeigt, aus dem 
obersten Stande in Egypten, der Priesterkaste. 
Unter dem auf dem Sarcophag dargestellten Ge- 
sicht: die knieende Göttin Nut. die Mutter des 
Osiris. mit Flügelarmen ; sie ist die Beschützerin 
der Verstorbenen; darunter: die vier Totengenien 
mit Anreden und Osiris mit Krone und Scepter, 
dem der ibisköpfige Gott Thot die Verstorbene 
entgegenführt; darunter: die aufgebahrte Mumie. 
Vgl. Ritter, Jahresbericht der Gesellschaft f. n. F. 
1869^71 S. 3, Der Holzsarg lag ursprünglich in 
einem Steinsarg. Die Mumie selbst, welche der 
Sarg enthielt, ist in dem liegenden Glassturz zu 
sehen. Die Haare sind noch teilweise, die Gewän- 
der noch trefflich erhalten. 
7& (Im Schrank i.) Egyptlsche KlelnallertUmer, grösstenteils Ge- 
schenke des Herrn Linz aus Seraing, in dessen Gegenwart sie in der 
Gegend von Kairo ausgegraben wurden (vgl. Inventar 1850,9. Jahresber. 
d. G. f. n. F. 1853 S. 66). Bemerkenswert sind: Kalksteintafel mit Ab- 
bildung einer Opferscene, Figürchen und Schmuckstücke aus blaugla- 
siertem Thon und schwarzem Basalt, weiche den sperberköpfigen Horus, 
den ibisköpfige n Thot, den schakalköpfigen Anubis und heilige Tiere 
darstellen. Die Figürchen aus rötlichem Thon gehören der alexandrinisch- 
egyptischen Kunst an. 

79. Egyptlsche Gewebe des 3.-7. Jahrh. n. Chr., gef. in Gräbern 
bei Achmin-Panopolis an den Katarrhakten des Nils ; die Gräber rühren 
grösstenteils sicher von Christen (Kopten) her, die die Sitte, den Leich- 
nam einzubalsamieren und mit kostbaren Gewändern zu umgeben, die 
sich in dem warmen Wüstensand trefflich erhielten, beibehielten. Die 
Sammlung, erworben von Dr. Franz Bock in Aachen (t) durch ein 



Römische Altertümer. 47 

ConsorCium Trierer Herren, ist von grossem Werte, weil sie viele ganze 
Gewandstücke enthält und sich unter den einzelnen Zierstreifen Stücke 
von ausserordentlicher Feinheit befinden. 



80. (Im Schrank i.) Vasen und sonstige Kleinaltertümer grleehlaohen 
Urspruigs ; zum Teil sind sie Eigentum der Familie Sperling und in 
Smyrna gefunden. 

81. Gewebe und Spitzen des i8. und 19. Jahrh. 



Kellergeschoss. 
9. Treppe. 

Podest: 

82. (St. 308) Grabcippus eines aus Trier gebürtigen Reiters. 
Gef. 1831 bei Calcar (Kr. Cleve). Für das Museum erworben mit Rück- 
sicht auf den Trierischen Ursprung des Verstorbenen, denn in der Gegend 
von Trier standen bis zum Ende des 3. Jahrh. keine Soldaten. Die 
Inschrift besagt : >Dem Caius Julius Primus, dem Sohne des Adarus, dem 
Trierer, dem Reiter der norischen Ala, dem Stator (= ein dem Obersten 
der Ala beigegebener Subalterner), welcher bei einem Alter von 17 Jahren 
7 Jahre im Dienste war, Hess der Erbe auf eigene Kosten das Denkmal 
errichten«. Oben ist der Verstorbene beim Mahle dargestellt, unten ein 
nackter Krieger mit Helm und zwei Speeren hinter einem Pferd her- 
schreitend. (Dass die Kleider des Kriegers in Farbe angegeben gewesen 
seien, wie Schröder, Studien zu den Grabdenkmälern der römischen 
K^userzeit S. 5 vermutet, scheint sehr unwahrscheinlich.) Die ala Nori- 
conim, seit Vespasian in Niedergermanien, scheint zuerst in Köln, später 
in Calcar gelegen zu haben, der Stein mag etwa um das J. 100 anzu- 

83. (St. 26) P;ostament mit Weihe! nBOhrift an Juppiter und mit 

den Darstellungen von Minerva, Hercules und Juno, Diente in der Kirche 
zu Ahrweiler als Taufbecksn, deshalb auf der Oberseite die Verzierungen 
aus romanischer Zeit. Geschenk des Hrn. Bischofs von Hommer. 

84. (St. 251) Block von einem Grabdenkmal, mit Darstellung 
eines asiatischen Sklaven. Derselbe ist an seinem Gewand, welches Hosen 
und Obergewand in einem Stück vereinigt, zu erkennen. Die Scene 
stellte vermutlich ein Comptoir dar, in dem der Sklave hinter einer anderen 
Figur stehend die verkäufliche, übrigens noch nicht gedeutete Ware hielt. 



48 Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 

Die Conturen der Figuren sind tief umrissen. Auf dem Pilaster eine die 
Fläche voll deckende Ranke mit Vögeln, ähnlich der nebeii der Unter- 
richtsscene auf nr. 21a. Auf der Schmalseite Canneluren. Kalkstein. 
Angefertigt in der i. Hälfte des 2. Jahrh. Unbekannten Fundortes. 
Abstieg, links: 

85. (St. 649) Eine der berüchtigten Inschriften, welche im 
J. 1866 gefälscht wurden und angeblich in der römischen Villa zu Nennig 
gefunden worden sein sollen. Der Fälscher gab von ihr folgende Er- 
klärung: üaesCar) M(arcus) Vßpius) [TraifanitsJ] Nerva germCanicusJ do[mum] 

et hcdneum e[rexit et SecfundinioJ] Secuta praeffectoj cfoloniaej 

A\ug(ustae) TreverforumJ] don[o dedit]. Lehrreich ist eine Vergleichung 
dieser Buchstaben mit den antiken des Museums. 

86. Probestück von dem Kainit, welcher das Ruwerwasser nach 
Trier führte. Ausgebrochen 1900 am Bergabhang oberhalb Waldrach. 

87. Probe von Gussmauerw^erk von den nördlichen Thorüber- 
wölbungen des Amphitheatere in Trier. Abgestürzt Frühjahr 1902. 

Saal 10. 

88. Teile von den pyramidalen Bekrönungen und Gesimsen der 
Grabdenkmäler von Neumagen. 

89. Im Raum 10 a viele Aschenkisten und spätzeitliche Sarcophage. 

Saal 11. 

Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk 

Trier 

mit Ausnahme der Stadt Trier. 

90. Bauinschrift eines Feuersl§naiturmes (?), Sandstein, 1,28 m breit 
und 68 cm hoch; gef. 1890 unmittelbar bei Bitburg. Die Inschrift lautet: 
In hfonoremj d(omus) dfivinaej numfinibusj AuggfustorumJ fara[to]rem 
exaediftcaverunt suo i{mp]endio iuniores vici hie cos[i]stentes loco sibi c[on]ces80 
et donato a vikan[is B]edensibu[s'] dedicatum effectum I[III] Idus Julians 
impferatorej dfominoj [nfostroj Philippo] AugfustoJ et Titiano c[oCnj8(ultbtisJ], 
curCatoribusJ . . . tio et Secundio Secu[ro] d. h. >Das militärisch organisierte 
Collegium der *J^nglinge' hat auf einem ihm von der Dorfgemeinde Bit- 
burg geschenkten Platz einen Leuchtturm (?) errichtet im J. 245 n. Chr., 
als Secundius Securus und noch ein anderer Mann Verwaltungsvorstände 
dieses Collegiums waren«. 'Farator von *Pharus\ welches die lateinischen 
Glossen durch turris speculatoria erklären (vgl. Goetz VII p. 84), ist eine 
Vermutung Büchelers, der auf Bildungen wie plasmator in der patristischen 
Litteratur hinweist. Die Errichtung eines Leuchtturms zur Alarmierung der 
Umgegend in Zeiten der Gefahr erscheint auf dem hochgelegenen Punkte 
von Bitburg ein für die juniores sehr zweckmässiges Unternehmen, 
während Grienberger's Ergänzung des deutschen Wortes farabur (also 
faraburem), welches Reisestationshaus bedeuten soll, die Aufgaben dieses 
Collegiums nicht berücksichtigt. Vgl. Westd. Korrbl. X, 1891 nr. 44. 



^Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 49 




a 




91. (St. 9) Gipsabgusseiner auf ein Bergwerk bezüglichen Inschrift. 
Sie befindet sich an einer Felswand, einige Minuten von St. Barbe, eine 
Stunde von Wallerfangen (Kr, Saarlouis). Die Inschrift besagt: »Der Stollen 
des Aemilianus wurde in Betrieb gesetzt am 7. März«. Unmittelbar daneben 
liegen Kupfergruben, die noch bis in neuere Zeit in Betrieb waren. 

92a und 92b. Zwei Bauinschriften von der s. g. Langmauer 

in der Eifel. a) Gipsabguss der schon 
seit 1843 bekannten, im Bonner Provin- 
zialmuseum aufbewahrten Inschrift, gef. 
10 Minuten nördlich vom Dorfe Herforst 
in den Trümmern der Langmauer, vgl. 
Brambach 837, gr. Länge 60 cm. Sie 
lautet: pedatura felicüer finitfaj prima- 
norum D pfassusj. b) Original, gef. 1899 
in Herforst, vor dem Hause des Heinrich Heine, gegenüber dem Kirch- 
hof, wohin der Stein offenbar von der unweit vorbeiziehenden Langmauer 

verschleppt worden ist. Sandstein, gr. L. 37 cm. 
Vgl. Westd. Zeitschr. XIX, 1900, S. 411. Die Inschrift 
lautet : pedatuf\a a pri\mani8 fe[lficiterj finfitaj], qui 
fecerunt D [p(a8sii8)\ — Die Inschriften stammen, 
wie die Form des F und die ganz verwilderte 
, Schrift lehren, aus dem 4. oder 5. Jahrh., sie be- 

sagen, dass von den Primani die Mauer in einer 
Länge von 500 Doppelschritten vollendet sei. Die Langmauer, die heute 
nirgends mehr unversehrt über dem Boden erhalten ist, umschloss in 

einer Länge von 9 Meilen ein Terrain 
von 4 □ Meilen, welches westlich von 
der Kyll bis an die Römerstrasse Trier- 
Köln hinzieht, von Udelfangen bis nach 
Kyllburg. Nach Jacob Schneider (Die 
Trümmer der sog. Langmauer) hatte 
sie ursprünglich eine Breite von unge- 
fähr 6 Fuss und war nur in den Funda- 
menten mit Mörtel gemauert, welche 
letztere Angabe wohl auf einem Irrtum 
beruhen wird. General v. Veith (Bonn. 
Jahrb. 78 S. 1 6 ig.) hält ihren militärischen 
Zweck für zweifellos, was uns schon 
mit Rücksicht auf die Erbauer der 
Mauer, die primani, in denen man aller 
Wahrscheinlichkeit nach Soldaten der 
I. Legion wird erblicken müssen, wahr- 
scheinlich erscheint. 

93. Gipsabguss des Grenzsteins 
des pagus der Caruces. Original im 
Bonner Provinzialmuseum. Roter Sand- 
stein, hoch 65 cm. Um 1876 entdeckt 

4 




50 Römische Baudenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 

beim Dorfe Neidenbach (Kr. Bitburg) an der Römerstrasse Trier-Köln. 
Pagus ist Gau, ein erheblich grösserer Distrikt als vicus =^ Dorf. Mit 
Wahrscheinlichkeit findet man den Namen wieder in dem in vielen früh- 
mittelalterlichen Urkunden erscheinenden pagus Carascus oder Caroascus, 
der damals die Umgebung der Abtei Prüm bezeichnete, während er in 
römischer Zeit ausgedehnter war. Ob das auf der Oberseite befindliche 
Kreuz die römische, aus den alten Feldmessern bekannte decussis ist 
oder ob es erst in neuerer Zeit entstanden ist, kann man am Gipsabguss 
nicht entscheiden. Vgl. Bergk, Bonner Jahrb. 57 S. 7. 

94. (St. 7) Meilenstein, gesetzt unter Antoninus Pius im J. 139 an der 
Römerstrasse Trier-Köln. Gef. 1823 im Nattenheimer Walde (Kr. Bitburg). 
Die Entfernung von Trier ist angegeben : a Gol(oma) Aug(usta) TrfeverorumJ 
milfia passuum) XXII. Ein passus, ein Doppelschritt, ist 5 Fuss gross, der 
römische Fuss = 0,296 m, also der passus = i,479 m, mithin 1000 Fuss 
:^^ 1479 m, ungefähr iV« Kilometer. 

95. (St. 7) Meilenstein, gesetzt unter Hadrian im J. 121, gef. 
mit nr. 94. 

96. Meilenstein der Moselstrasse Trier-Neumagen. Gef. am 7. März 
1902 beim Bau der Bahn Trier-Bullay an der Pölicher Halt, gegenüber 
dem Dorfe Pölich. Geschenk der Westdeutschen Eisenbahngesellschaft. 
Sandstein. Das oberste Stück der Trommel fehlt. Die Trommel ist jetzt 
noch 1,35 m hoch, das viereckige, in die Erde einzusetzende Stück ist 
0,65 m hoch. Die Inschrift lautet : [ImpferatoriJ CaesfariJ MfarcoJ Aurelio 
S]eveTO [Äntonino plio felici [ÄugfiistoJ Är]abi[c]o, Ädiahenico, Parthico 
maxfimoj, BritfannicoJ maxfimoj, pontifficij maxfimoj, tribfunidaj potfestatej 
XV, impferatorij II, coCnJsfuliJ III, pfatrij pfatriae), ab Augusta Tre- 
vferorumj leugfasj Villi. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 212. Die 
Entfernung ist in Leugen angegeben, einem gallischen Wegmaass (woraus 
das französische lieue entstanden ist), welches 1V2 millia passuum :=^ 2218 
Meter (vgl. oben nr. 94) betrug. Es wurde im J. 202 von Septimius 
Severus in den Tres Galliae und den zwei germanischen Provinzen als 
offizielle Zählung angenommen, während sich das Volk desselben offenbar 
jederzeit bediente. Ein Beweis liegt gerade in diesem Meilenstein, der 
etwa 2^/2 Kilom. von dem Dorfe Detzem (mittelalterl. Decima =: ad decimum 
lapidem) entfernt gefunden ist und zeigt, dass Detzem offenbar nach dem 
10. Leugenstein seinen Namen führt; schwerlich darf man aber annehmen, 
dass dieser Moselort erst nach dem J. 200 entstanden sei. — Ausser 
diesem Meilenstein und dem folgenden wurden noch die Reste von fünf 
anderen unmittelbar neben der Römerstrasse nebeneinander aufrecht 
stehend gefunden. Solche Anhäufungen von Meilensteinen an einem und 
demselben Ort sind mehrfach beobachtet worden : 8 Stück in Heidelberg 
(Bonn. Jahrb. 61 S. 10); 5 Stück in Ladenburg (Bonn. Jahrb. 76 S. 219); 
in Spanien 8 Säulen, in Afrika 14 Säulen (Bonn. Jahrb. 76 S. 222); mehr- 
fache Beispiele an den Römerstrassen in Bosnien (vgl. Ballif S. 33 und 39). 
Sie zeigen, dass die Meilensteine mehr den Charakter von Denksteinen 
annahmen, die von den Kaisern selbst oder ihnen zu Ehren errichtet 
wurden ; ein Schluss auf grosse Verdienste des Kaisers um die betreffende 



Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 51 

Strasse ist deshalb nicht erlaubt. — Über einen Stein mit Rechnung nach 
Milia passuum vom Kaiser Trajan, gleichfalls von der Pölicher Halt, siehe 
Steindenkmäler nr. 5. 

97. Meilenstein von Constantin dem Grossen als Kronprinz, ge- 
meinsam mit nr. 96 gef. und geschenkt. Sehr schlechter Sandstein. Die 
Trommel von 1,18 m Länge ist vollkommen erhalten; unten war sie mit 
einem viereckigen Zapfen versehen, mit welchem sie in ein quadratisches 
Postament eingelassen war. Die Inschrift lautet: ImpferaloriJ CaesfariJ 
FlafvioJ ValCerio) Constantino pfioj f(elici) invicto nohfilissimoj CaesfariJ^ 
Divi Constanti pifij AugfustiJ filio. Die Leugenzahl, die nicht vorhanden 
ist, stand vermutlich auf dem Postament. Die Titel pius felix invictus 
finden sich sonst nur bei Constantin als Augustus, gesetzt um 307 n. Chr. 

Saal 11b. 

Den Göttern geweihte Denkmäler, gefunden 
im Regierungsbezirk Trier, 

mit Ausnahme der Stadt Trier. 

Die Sammlung zeigt, wie viel stärker ausserhalb des Stadtgebietes 
die einheimischen Götter verehrt worden sind als die römischen. 

98—106. Reste von Säulenmonumenten, geweilit dem Iceltischen 
höchsten Himmeisgott Juppiter- Taranis. Diese Monumente sind in Süd- 
deutschland und Frankreich, den alten keltischen Gebieten, ausserordent- 
lich häufig, während sie in den von Germanen bewohnten niederrheinischen 
Gegenden ebenso wie an der Donau und in Italien fehlen. Sie haben 
sämtlich ungefähr die Form der Heddernheimer Säule, deren Abbildung 
an der Ostwand aufgehängt ist: über einem Postament mit Reliefs von 
3 oder 4 Göttern und einem Zwischensockel, an dem vielfach die sieben 
Wochengötter dargestellt sind, erhebt sich eine Säule, die mit einem 
Kapitell und einer Gruppe gekrönt ist; an dem Kapitell sind vielfach 
Köpfe der Tages- oder Jahreszeiten angebracht. Die Gruppe stellt 
immer einen Reiter und einen Giganten dar. Mehrfach zeigen erhaltene 
Inschriften, dass diese Säulen dem Juppiter optimus maximus allein oder 
in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin geweiht waren. Da nun Juppiter 
an dem Postamente nur ganz ausnahmsweise vorkommt, so muss der die 
Säule bekrönende Reiter zweifellos als Juppiter erklärt werden. Konnte 
man auf Grund des Verbreitungsbezirkes, ferner aus dem Umstände, dass 
der Gott hoch auf einer Säule verehrt wurde und an dem Postamente die 
Wochengötter und an dem Kapitell die Tages- oder Jahreszeiten angebracht 
waren, schon bisher erkennen, dass dieser Juppiter als Hauptgott des 
Himmels, nicht als einer des Sieges gedacht war (vgl. Steindenkmäler 
S. 22) und dass er dem keltischen Götterkreise angehöre, so lehren der 
neueste Fund von Windecken (unter nr. loi) und die jetzt erst beach- 
teten Monumente von Ronchers und Luxeuil (vgl. Riese, Lothring. Jahrb. 
XII, S. 340 und S. Reinach, Repertoire II p. 532, 3), dass das Haupt- 

4* 



52 Römische Weiheden kmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 

attribut dieses Juppilers ein Rad war und dass der reitende Gott somit 
dieselbe Gottheit darstellt, wie der in vielen Exemplaren gallischen 
Fundortes schon lange bekannte stehende Juppiter mit dem Rad, in 
dem man zweifellos den gallischen Donnergott Taranis zu erkennen hat 
(vgl. Stein denk mäler S. 30, d und Schrader, Re^Hexicon der Indogerm. 
Altertumskunde S. 671). Während der Gigant meist In einem freund- 
schaftlichen Verhältnis zum Reiter steht, indem er die Vorderhufe des 
Pferdes oft auf seinen Händen trägt, zeigt die Windecker Gruppe viel- 
leicht einen Kampf, sodass das freundschaftlich dienstbare Verhältnis des 
Giganten wohl auf einem vorhergehenden Kampf, der zur Unterwerfung 
des Giganten geführt hat, beruhen mag. Vom Giganten unterstützt braust 
der Donnergott durch den Himmel dahin. 

Die datierten Monumente fallen zwischen die J. 170 und 246, doch 
ist es wahrscheinlich, dass eine ganze Anzahl der undatierten früher 
anzusetzen ist. Der Typus wird in 
Gallien entstanden sein. Es mag die- 
sem reitenden Donnergott eine allge- ■ 
mein indogermanische Vorstellung zu 
Grunde liegen, die bei den Kelten 
besonders lebhaft war. Als sie zur 
künstlerischen Darstellung gelangte, 
mag man griechische Bildungen, wie 
die des reitenden Neptun im Giganten- 
kampf, sich zum Vorbild gewählt haben 
{vgl. Wagner, Westd. Zeitschr. I S. 47 
\ und Löschcke, Bonn. Jahrb. g$ S. 261). 
f> 98. (St. 32) Reitender Taranis, 

Jurakalk, gef. 1890 in Ehrang (Landkr. 
Trier). Stark bestosscn, scheint gute 
Arbeit gewesen zusein, vermutlich nicht 
nach 150 n. Chr. 

99. (St. 27) Poitament, gef. mit nr. 98, Sandstein, mit Darstellung 
von Juno mit Fackel und Pfau (vgl. E. Krüger, Bonn. Jahrb. 104 S. 59), 
Mercur, Hercules und Minerva, sehr gute Arbeit, wohl nicht später als 
ISO n. Chr. 

100, (St. 31) Reitender Taranis, gef. mit nr. 98 u. 99. Die Gruppe 
ist wegen der Bildung des Gottes einzigartig. Während sonst die Köpfe 
immer im Allgemeinen den Juppitertypus zeigen, ist hier das Gesicht 
breit und vollständig bartlos. Das Haar ist vorne zur Stirn gekämmt, 
und fällt hinten bis in den Nacken herab, wo es einen dicken Bausch 
bildet. Bekleidet ist der Reiter mit einem enganliegenden Obergewand. 
Um die Hüften läuft ein breiter, im Rücken mit einer runden Scheibe 
gezierter Gürtel. Die r. Hand ist bis zur Kopfhöhe erhoben und mit 
dem Kopfe durch eine auffallend breite Stütze verbunden ; sie ist ge- 
schlossen, wie wenn sie etwas umfasse. An eine Lanze wird man nicht 
denken dürfen, weil dann die Hand durchlocht sein müsste, dagegen 
hielt sie vielleicht ein Rad. Die I. Hand fasst die Zügel. Der Gott sitzt 



Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 53 

in einem Sattel, wie er vielfach bei römischen Reitern vorkommt (vgl. 
z. B. nr. 8z). Der Kopf bietet durch seinen vom römischen Juppiter 
vollkommen abweichenden Typus 
den sichersten Beweis für den 
einheimischen Charakter des Got- 
tes, er ist aufs nächste verwandt 
mit einem Welsch billiger Barbaren- 
kopf (St. 803), in dem wir einen 
Kelten vermuten. — Die Gruppe 
ist von schlechterer Arbeit als die 
Figuren des Postamentes nr. 99, 
\ sie zeigt die stark vorquellenden 
Augen des 3. Jahrh., im Gegensatz 
zu den flachen, mit kreisförmiger 
Iris versehenen Augen der Figuren 
am Postament. Gehörten beide 
J^r. KJU. . Stücke zusammen, was der gemein- 

same Fundort und das gleiche Steinmatefial nahe legen, so ist die Gruppe 
jedesfalls erst bei einer Renovation des Denkmals an Stelle einer anderen 
angebracht worden. 

101. Gipsabguss einea reitenden Taranis mit d«H Rad. Das Original 
im Museum des Geschichtsvereins in Hanau, gef. 1900 und 1901 auf den 
BntteistSdter Höfen, osö. von Windecken, Kreis Hanau. Vgl. oben S. 51 
und Westd. Zeitschr. XX S. 335 und 326. 

102. GipsabguEs eines fahrenden luppltere. Das Original im kgl. 
Lapidarium in Stuttgart. Gef. 1S97 bei Besigheim. Dass ein Zusammen- 
hang zwischen diesem fahrenden und dem reitenden Gott besteht, be- 
weist der in gleicher Weise beiden Göttern dienende Gigant. Möglicher 
Weise handelt es sich nur um eine dem griechisch-römischen Vorstel- 
lungskreise mehr angepasste Bildung, wobei der m den Gigantenkampf 
fahrende Zeus das Vorbild gab (vgl. Sixt, Westd. Zeitschr. XVI S. 296), 
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der dem keltischen Taranis 
wesensgleiche germanische Donnergott Donar, der immer fahrt, nie 
reitet (vgl. Grimm's Mythol. 4. Ausg. I S 138), zur Darstellung gebracht 
ist. Über Ähnliches vgl. Lehner, Westd. Korrbl. XV S 170. 

103. (St. 2$) Postament. Gef, 1885 in Udelfangen (Landkr Trier). 
Auf den vier Seiten sind dargestellt; Minerva, Juno, Mercur, Hercules; 
darüber steht auf einer achteckigen Platte cum cotumn[a e]t ara posuit. 
Der Anfang der Inschrift befand sich offenbar am Zvtischensockel und 
wird ausser der Gottheit den Namen des Dedicanten und das Götterbild 
(etwa Signum) erwähnt haben. 

104. Gipsabguss der Gruppe des reitenden Taranie, welche die 
Bekrönung des im J. 18S9 in Schierstein (bei Wiesbaden) gefundenen, 
im J. 221 n. Chr. errichteten Säulenmonumentes bildete Ergänzt sind 
am Pferde der Kopf; am Reiter der ganze r. Arm, der I. zur Hälfte, 
viele Teile des Mantels. Vgl. Florschütz, Nass. Ann. zz S. 119, 



54' Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 




105. Unvollendet gebliebene Gruppe des reitenden Taranis. Gef. 1897 
zwischen Euren und Trier. Geschenk der Herren Gebrüder Manderscheid. 
Jurakalk. Der vollkommen missgebildete Oberarm hat irriger Weise zu 
der Annahme, der Gott habe eine Keule getragen, geführt. Vgl. Lehner» 
Westd. Zeitschr. XVI S. 298. 

106. (St. 40) Postament mit den Darstellungen von Ceres (?), 

Minerva, Hercules und Taranis; letzterer hält deut- 
lich das Rad in der linken Hand. In der rechten 
hielt er vermutlich ein auf dem Rande dargestelltes, 
jetzt ganz abgeriebenes Scepter. Gef. in Theley 
(Kr. Ottweiler). 

Unweit des Mittelfensters: 

107. (St. 21) Statue eines sitzenden Juppiters; 
auf der Rückseite der Lehne ein Hercules. Die 
Figur scheint nicht für hohe Aufstellung, sondern 
für ein 80 — 100 cm hohes Postament berechnet ge- 
wesen zu sein. Die Arbeit ist geschickt und wird 
schwerlich ftach dem J. 200 entstanden sein. Gef. 
1885 bei Trier, auf dem Petersberg. 

Nächste Abteilung, Ostwand: 

108. Gipsabguss einer EpÖna, der keltischen 
Göttin der Pferde und Esel. Die Göttin sitzt auf 

einem Sessel, rechts und links neben ihren Beinen, vor dem Sitz, je ein 
Pferd. Original in der Sammlung des Saarbrücker Altertumsvereins, gef. 
wahrscheinlich am Forbacherhof bei Neunkirchen. Vgl. Westd. Zeitschr. 

XIV s. 397.' 

109. (St. 105) Weiheinschrift an Epona. Gef. 1840 beim stumpfen 
Turm bei Heinzerath (Kr. Bernkastei). Die Inschrift lautet: In hfonoremj 
d(omvs) dßvinae). Dea[e] Epone vica[n]i BelgfinatesJ pfosueruntj, cur ante 
G(aioJ Velorio Sacrillio qfuaestorej d. i. : »Zu Ehren des Kaiserlichen Hauses. 
Der Göttin Epona setzten die Dorfbewohner von Belginum diese Weihe- 
inschrift; es besorgte sie der Schatzmeister des Dorfes Gaius Velorius 
Sacrillius«. Der vicus Belginum wird auch in der Peutinger'schen Karte 
an der Trier-Bingener Römerstrasse zwischen Noviomagus (Neumagen) 
und Dumnissus (Kirchberg) genannt ; durch die Auffindung dieser Inschrift 
innerhalb ausgedehnter Ruinen ist die Lage des vicus genau bestimmt. 
Die Inschrift fällt nicht vor 180 n. Chr. 

110. Gipsabguss einer Felseninschrift, eingemeisselt in einen 
Felsen, unweit vom Sauerthal und von der Weilerbacher Hütte. Sie lautet 
Artioni Biber, ist also geweiht der Bärengöttin (kelt. Artos = Bär), ver- 
mutlich von einem Mann namens Biber. Die Göttin, wie sie einen Bären 
füttert, zeigt die interessante Bronze aus Bern, von der darunter ein 
Gipsabguss aufgestellt ist. Vgl. Bone, Plateau von Ferschweiler S. 16 
und 17; Westd. Zeitschr. XIX S. 412. 

111. (St. 50) Relief der Diana. Gef. in Clüsserath (Landkr. Trier). 
Geschenk des Hern. Pastor Ackermann in Longuich. 



Römische Weihedenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 55 

112. Gipsabguss von dem Felsenrelfef der DlaMi welches am 
linken Sauerufer zwischen der Weilerbacher Hütte und Bollendorf an einem 



freistehenden Felsblock eingehauen ist, Zuunterst ist die Weiheinschrift 
angebracht; »Der Göttin Diana weiht Q. Postumius Potens das Denkmal 
infolge eines Gelübdes«. Darüber stellte das Relief Diana in einem 
Tempelchen dar. Es war ein templum in antis, mit zwei Eckpilastern 
und zwei freien Säulen, im Innern der Cella steht Diana auf einem 
Postament, neben ihr ein oder zwei Tiere (Hund und Hirschkuh). Der 
ganze obere Teil des Tempeichens ist schon spätestens seit dem 17. Jahrh. 
zerstört. Breite des Denkmals 1,47 m. Vgl. Brambach 844 und Ramboux, 
Altertümer und Naturansichten im Moselthal, 9, Blatt. 

Südwand: 

Viele Welhungen an Mercur, dem von den Galliern vor allem ver- 
ehrten Gott, zum Teil mit der ihm am Mittelrhein und der Mosel vielfach 
beigesellten Göttin Rosmerta. 

113. Relief des Mercur, Der Gott ist nicht wie sonst meist auf 
römischen Darstellungen nackt gebildet, sondern mit dem gallischen Sagum 
und einem langen Schuh bekleidet. Sandstein, hoch 96 cm. Gef. 1894 
in Differten (Kr, Saarlouis). Vgl. Lehner, Westd. Korrbl, XIII nr. 45. 

114. (St. 6g) Relief des Merour mit dem Bacchusknäbohen. Gef., 
wahrscheinlich 1825, bei Onsdorf (Kr. Saarburg). Zu den Füssen des 
Gottes der nach links gewendete Bock und der nach rechts gewendete 
Hahn. Diese Darstellung herrührend etwa aus dem J. joo n. Chr., geht 
zurück auf ein altgriechisches Motiv, das uns durch die berühmte Statue 
des Praxi telischen Hermes aus Olympia, angefertigt um 340 v. Chr., be- 
bekannt ist (Gipsabguss nebenstehend); dem Bacchusknäbchen sind aber 



56 Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 

statt der Traube der Geldbeutel in die Hand gegeben, was dem materiellen 
Sinn der Römer mehr entsprach. 

115. (St. 112) Weihetafel an die Calva Dea, Gef. 1833 bei Pelm 
unweit Gerolstein. Die Inschrift besagt: Der Göttin Caiva schenkte Marcus 
Victorius Pollentinus einen Tempel ganz auf eigene Kosten und gab für 
seine fortdauernde Unterhaltung 100 000 Sesterzen (= 21750 Mark). Ge- 
weiht wurde der Tempel am 5. Oktober unter den Consuln Glabrio und 
Torquatus (= 124 n. Chr.). Die Göttin Caiva ist eine keltische, wie die 
Stammform zeigt, vgl. auch Keune, Westd. Korrbl, XV nr. 33; durchaus 
irrig Riese, Westd. Zeitschr. XVII S. 17. 

116. (St. 113) Weihetafel an den Deus Caprio. Gef. 1841 bei 
Mürlenbach (Kr. Prüm). Geschenk des Hefr Steuerempfangers Wellen- 
stein zu Schönecken. — Der Gott kommt bis jetzt anderwärts nicht vor, 
er wird ein keltischer sein. — Das Gentile des Stifters ist mit dem ge- 
strichenen D = griechischem -O* geschrieben. 

Frei am Fenster: 

117. (St. 48) Weiheinschrift an Apollo Grannus und Slrona. Gef. 
1824 in Bitburg an einer Quelle. Geschenk des Herrn Kreissekretärs 
Malegeaux. Der keltische Gott Grannus ist seinem Wesen nach ein 
Sonnengott, wird aber infolge der wohlthätigen Wirkung der Sonne auf 
den Menschen gleichzeitig zum Heilgott. Die dem Grannus beigesellte 
Sirona wurde besonders im belgischen Gallien und am Oberrhein, nament- 
lich an Quellen, verehrt. 

118. Viele Statuetten sitzender Göttinnen, mit Früchten oder kleinen 
Tieren im Schoss, vermutlich gallische Göttinnen der Fruchtbarkeit. 



Saal 12. 

Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungs- 
bezirk Trier, 

mit Ausnahme der Stadt Trier. 

An der Nordwand, rechts vom Eingang: 

119. (St. 232) Viele Blöcke von einem grossen Grabmonument. 
Gef. 1885 und 1886 in dem Fundament der römischen Befestigung zu 
Jünkerath i. Eifel. Sehr gute flotte Arbeit aus der i. Hälfte des 2, Jahrh. 
Die Pilasterfiguren stehen auf Kelchen, an den Augen ist die Iris teller- 
förmig eingetieft. Auffallender Weise fehlt die Inschrift und sind die 
Pjlaster der Schmalseite entweder gar nicht bearbeitet oder es sind die 
Figuren nur roh bossiert; wahrscheinlich machte der Bildhauer seine 
Arbeit nicht fertig, so dass vieles nur mit Farbe dargestellt wurde. 

An der Westwand: 

120. (St. 244) Relief, einen Kaufladen darstellend, von einem 
Grabmonument herrührend. Gef. mit nr. 119. Rechts das Bureau, links 
hält eine Frau ein Gefäss unter einen Trichter. 



Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 67 

Frei im Saal: 

121a— 121d. (St. 159— IÖ3) firabnoninMt, gef. 1879 und iS8t bei 
Wintersdorf a. Sauer (Landkr. Trier). Die Statuen waren auf einer 
6,30 m breiten und 5 m tiefen Terrasse aufgestellt. Diese erhob sich 



fe2^ 



einige Meter über der Sauer, war mit grossen Steinquadern geplattet 
und auf drei Seiten mit einer aus Sandstein gebildeten Ummauerung, 
welche mit halbkreisförmigen Steinen abgedeckt war, umgrenzt, während 
die vierte, der Sauer zugewendete Seite als Eingang offen gelassen war. 
Das Monument sollte also vor Allem von den auf der Sauer Fahrenden 
besichtigt werden. A«f der Terrasse lagen die Reste von vier Statuen. 
121 a. Mann im Sagum und mit dem über die Schultern gelegtem 
Plaid, in der Rechten Strigilis und Salbgeräte, wie man sie nach dem Bade 
gebrauchte. Es wird der Hausherr und Gutsbesitzer gemeint sein, wie er 
zur Sauer herab zum Bade geht. Geschenk der 34., in Trier abgehaltenen 
Philologen Versammlung. laib, Kopf von der Porträtstatue einer Matrone; 
wurde kurz nach der Auffindung von dem ersten Besitzer vollständig 
ül)erarbeitet. 121c. Oberkörper von der Porträtstatue eines erwachsenen 
Mädchens. i2id. Jünglings köpf. — Vermutlich um 200 n. Chr. entstanden. 

122. (St. 158) Grabstatue eines Schmiedes. Gef. bei Schwarzerden 
(Kr. St. Wendel). Dargestellt im Sagum, vor dem Ambos sitsend, in der 
Hand eine Zange. 

123. (St. 194) Aschenkiste in Form eines Hauses (vgl. nr, 47). 
Gef. 1860 in Igel (Landkr. Trier). Auf der Vorderseite sind ausser der 
Ascia (vgl, nr, 56) ein Winkelmaass, ein Maurerquasten und eine Maurer- 
kelle dargestellt, 

124. (St. 193) Aschenkiste von Form und Fundort wie 123, Auf der 
Vorderseite sind ausser der Ascia zwei Ackergeräte dargestellt : eine 
Futterschwinge (vannus) und ein Schlagbrett zum Festschlagen des Samens. 



58 Römische Grabdenkmäler aus dem Regierungsbezirk Trier. 

125. Gipsabguss einer Grabinschrift. Das Original befindet sich 
in der Kirche zu Kess- 
hngen (Kr. Saarburg) 
als Unterbau für den 
Altar. I m hoch, 1,04 
m breit. Die In- 
schrift ist ungewöhn- 
lich sorgfältig einge- 
hauen und besagt : 
PfublioJ SincorfioJ 
Dubitato et Memoria- 
liae Sacrillae parenli- 
bfusj defwiclCisJ Du- 
bitafifi) Mensor et 
Moratus et sibi vivi 
[feceruntl 

126. (St. 239) 
Block von einem 
grossen Grabmonu- 
ment. Jurakalk. Cef. 
j8z7 bei Temmels (Kr. Saarburg), Geschenk des Hrn. Geberts daselbst. 
Der Oberkörper einer Frau, deren Hinterkopf mit einem Schleier ver- 
hüllt ist, wird von einer Scene aus dem täglichen Leben herrühren. 
Darüber ein breiter Rankenfries, daneben ein Amor mit einer Tänie auf 
einem sehr breiten Pilasterfeld. Material, Augen beh and Jung und Ranke 

127. (St. 249) Eckblock von einem Grabmonunient. Gef. in Castell 
bei Saarburg. Auf der einen Seite: Frau auf Lehnstuhl, hinter ihr eine 
Dienerin, Bruchstück von der Darstellung einer Mahlzeit ; auf der andern 
Seite eine Schreinerwerkstatt. 

128. (St. 247) Relief, die Prüfung von Tiichern darstellend, von 
einem Grabmonument. Gef. in der Umgegend von St. Wendel. 

129. Modell der Igeler Säule. Das 23 m hohe Denkmal steht in 
dem Dqrfe Igel (2 Stunden von Jrier an der Eisenbahn nach Luxemburg) 
an der Römerstrasse Trier-Arlon -Reims ; es ist das wie durch ein Wunder 
fast vollständig erhaltene Grabdenkmal einer durch Tuchhandel und 
Grossgrundbetrieb reich gewordenen Familie ; errichtet wurde es von 
Lucius Secundinius Aventinus und L. Secundinius Securus für sich und 
ihre Verwandten. 



Saal 13. 
Mittelalterliche und neuere Steindenl<mäler. 

130. (St. 323) Alamannlscher Grabstein, gesetzt um 500 n. Chr. Gef. 
90 bei Ehrang (Landkr. Trier). Die Zeichnung unter dem Kreuz ist 
s jetzt noch nicht mit Sicherheit gedeutet. 



Mittelalterliche und neuere Steindenk mal er. 59 

13f. (St. 324) Grabplatte aus merovIngiBober oder frUbkarolIngiaclier 
Zelt, eine menschliche Figur in Form eines Kreuzes darstellend. Gef. um 
1S81 in Faha (Kr. Saarburg). Geschenk des Hrn. Pastor Potery in Kirf. 

132. Friihromanlsches Doppellcapltell. Sand- 
stein, oben 41 cm lang und 26 cm breit. Zwischen 
romanischen Rundbogen bekleidete bärtige Män- 
ner, die sich einander die Hände reichen. 

Am 1. It'enster: 

133. Metrische Grabschrift der Ruoihll- 
dis, einer Äbtissin des Nonnenklosters zu Pfalzel 

in der 2. Hälfte des lo, Jahrh. Jurakalk. Sehr gute Schrift. »Als Specimen 
der Ottonischen Zeit nimmt die Inschrift unter unseren Denkmälern einen 
hervorragenden Platz ein«. Vgl. Kraus, Die Christi. Inschr. der Rhein- 
lande II S, 418. 

Gegenüber an der Oslwand: 

134. Relief vom 1877 abgebrochenen Neuthor, welches am 
Ende der Neustrasse gegen Mathias zu stand. Jurakalk, breit (ohne Sockel) 



2.51 ra. In der Mitte Christus, er streckt die Rechte segnend über Petrus 
aus, während er mit der Linken das offene Evangelienbiich über den im 
vollen Ornat des Bischofs (aber ohne Mitra) erscheinenden Eucharius empor- 
hält. Petrus trägt zwei Schlüssel, deren Barte in die Buchstaben P und E 



60 Mittelalterliche und neuere Stein denk male r. 

ausladen. Eucharius hebt das Modell der Stadt Trier empor. — Mit Rück- 
sicht auf die in der Grabschrift Erzbischofs Johann I. (1190 — 1212) vor- 
kommende Angabe, dass er Trier mit Stadtmauern umgeben habe, hat 
man das Relief meistens dem Beginn des 13. Jahrh. zugeteilt. Da jedoch 
die Sitte, die Schlüsselbärte des Petrus in Buchstaben ausladen zu lassen, 
auf den Trierischen Münzen sich mit Albero (1131— 1152) verliert und 
man auf der Innenseite des Thores die alte Bauweise, spezifisch jene 
Poppo's. wechselnde Lagen von Kalk stein würfe In mit Ziegeln, beobachten 
konnte, so dürfte das Thor wohl in die Zeit Poppo's zu versetzen sein. 
Vgl. Kraus, Die christlichen Inschriften der Rheinlande 11 S. 420. 

An der Oslwand neben der Thür: 

134. Tischplatte aus rotem Sandstein vom J. 1546, lang 1,48 m. 
War bis 1901 in der Burg zu Niederweis (Kr. Bitburg). Mittelfeld: Im 
Hintergrund das brennende Sodom, davor der trunkene Loth mit seinen 
beiden Töchtern (nach der Erzählung der Genesis, welche die Tendenz hat. 



Verschiedenes. 61 

den Ursprung der den Israeliten stammverwandten, aber meist feindlichen 
Völker der Moabiter und Ammoniter in ein ungünstiges Licht zu stellen). 
Darum vier Rundschilder, oben: Salomon von seinen Weibern zum Götzen- 
dienst verführt ; links : Virgil im Korbe ; rechts : der verliebte Aristoteles 
lässt die Phyllis auf seinem Rücken spazieren reiten*); unten: Judith ent- 
hauptet im Beisein ihrer Magd den Holofernes. — Auf den Randleisten, 
oben : der Vogelsteller fängt Vögel und wird von seinen Vögeln gefangen. 
Auf den beiden Langseiten : der Jäger jagend und von den Tieren als 
Beute davongetragen. Unten : der Jäger wird vor das Gericht der Tiere 
geführt und schon wird ihm der Scheiterhaufen gerüstet. In den vier 
Ecken Wappen, vermutlich Phantasie Wappen. Dargestellt sind die Ge- 
fahren der Jagd und der Liebe, Ausserordentlich feines Flachrelief. 
An der Ostwand über der Tkür: 

135. Relief, vermutlich des 13. Jahrh., war über dem Thoreingang 
der Burg zu Mürlenbach eingemauert. In der Mitte der Oberkörper eines 
Unheil abwehrender Grimassenschneiders, auf den Schultern je ein Vogel. 

Treppenaufgang zum Obergeschoss. 

136. Sockelstein aus Jurakalk, breit und tief 6o cm, hoch 65 cm. 
Gef. mit nr. 137 — 138 und 149—156 im Jmii 1901 bei der Kanalisation auf der 

Fleischstrasse vor den Häu- 
sern 17U.1S, Auf der Vorder- 
seite ein Flachrelief,die rechte 
und linke Seite sind roh ge- 
flächt und werden wohl frei 
gestanden haben, während die 
rohbelassene Rückseite gegen 
einen anderen Stein ange- 
I stossen haben muss. Die 
! Oberseite hat einige stufen- 
förmige Profile. Der Stein 
1 ist inwendig hohl, hat auf 
der Oberseite einen röhren- 
förmigen Zuliuss von 15 cm 
Dm,, auf der Rückseite einen 
rohen Zufluss von 6 cm Dm. 
und auf der rechten Schmal- 
seite einen Abfiuss von 35 cm 
Dm.; wahrscheinlich bildete der Stein den Sockel einer durchlochten 





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en Ksihcdtalcn Frankreiehi, lo m Lyon, und aehrhäulig an ElfenbeinkSilcliei., 
enheim in Köln -vor. — Die Geschiclite von Virgil (vgl. Comparetti, Ve^lio 
immt schon auf einem Kapiläl von St. Pierre in Caen im i<. Jahrh., und auf 



J52 Verschiedenes. 

Säule, durch die das Dachwasser seitlich ausfloss. Die Palmettenverzierung, 
wie sie an den frühen Soldatengrabsteinen häufig ist, sowie die rohe 
Ranke und das ungestaltete Männchen verweisen die Arbeit ins i. Jahrh., 
vielleicht in die Mitte desselben. 

137. Dreiseitig relieflerter Blocic aus Jurakalk, ungefähr 52 cm lang, 
45 cm tief, 33 cm hoch. Vorderseite : rohe Ranke mit einem Hasen und 
einem Vogel ; rechte Seite : Ranke mit einem Hirsch ; linke Seite : Ranke 
mit einem storchähnlichen Vogel und einem kleinen Vogel. — Auf der 
Oberseite excentrisch gestellt ein rundes flaches Loch wie von einem 
Thürzapfen. Die Rsrnkenbfchändlung verweist das Stück in dieselbe 
Zeit wie nr. 136. 

138. Ära aus Jurakalk, stark aber zuverlässig ergänzt. Hoch 
82 cm, breit 35 cm. Unten Palmetten von derselben Art und Zeit wie 
bei nr. 136, oben Riemengeflecht. Gef. mit nr. 136. 

139. Kleine Ära aus Jurakalk, 35 cm hoch und 13 cm breit. 
Gef. im selben Gebäude wie nr. 136, aber erst im Frühjahr 1892. Auf 
der Vorderseite die Inschrift: Deae Bellonae aram Jus\t]a ex imperio 
pfosuit) IfibensJ mferitoj. Im Namen hat der Steinmetz verhauen Jusia 
für Justa. Es ist leider aus der Inschrift nicht ersichtlich, ob die alte 
römische Kriegsgöttin Bellona oder die kappadokische Mä-Bellona oder 
eine als Bellona gedeutete einheimische Gottheit verwandter Natur gemeint 
ist (vgl. Wissowa, Religion und Kultus def Römer S. 289). Wegen Schrift 
und Material scheint das Altärchen eher in die i. Hälfte des 2. Jahrh. als 
wegen des beigefügten dea in die 2. Hälfte gesetzt werden zu müssen. 

140. Schlanke Amphora aus Thon, gef. 1899 in Roden (Kr. Saar- 
louis), aus der i. Hälfte des i. Jahrh. Sehr ähnlich sind die Amphoren 
von Bibrakte. 

141. Nachbildungen römisclier WafTen, angefertigt im römisch- 
germanischen Centralmuseum in Mainz. Helm aus Eisen CcassisJ, Copie 
eines im Kastell zu Niederbieber gefundenen Exemplares, in der Samm- 
lung des Fürsten Wied zu Neuwied. Schwert fgladiusj ; dasselbe hat 
immer eine breite, zweischneidige, an der Spitze verstärkte Klinge; es 
wird vom gemeinen Soldaten rechts getragen. Der Griff ist hergestellt 
nach einem Holzgriff aus der Waffenbeute des Nydamer Moores im 
Museum Kiel, die Klinge nach einem Original des Museums Mainz. 
Schwertscheide (vagina), hergestellt nach einem ungewöhnlich reich- 
verzierten Feldherrnschwert, dem s. g. Schwert des Tiberius, im Britischen 
Museum; in der Regel bestanden die Scheiden nur aus Holz und Leder. 
Dolch fpugiojy die Klinge nach einem Original im Museum zu Speyer, 
der Griff nach dem Grabstein des Flavolejus im Museum zu Mainz. 
Dolchscheide nach einem Original im Museum zu Speyer. Ovaler 
Schild (scutum), die Form nach Grabmonumenten [doch hätte der Schild 
wohl gewölbt dargestellt werden müssen], die einzelnen Teile nach 
Originalen im Museum zu Mainz. Eckiger gebogener Schild 
fscutumjf die Form nach Grabmonumenten. Der ungewöhnlich reich- 
verzierte Schildbuckel fumboj ist eine galvanoplastische Copie eines bei 
South Shields gefundenen, im Besitze von Greenwell in Durham befind- 



Verschiedenes. 63 

liehen Exemplares. Pilam, ohne starken Knauf an der Schaftung, nach 
einem im Kastell Höfheim gefundenen Exemplar im Museum zu Wies- 
baden. Pilwm, mit starltem Knauf an der Schaftung, nach dem Grabstein 
des Valerius Crispus im Museum zu Wiesbaden. Lederpanzer (loriea) 
nach dem Grabstein eines Asturers im Museum zu Bonn. Untergewand 
ftunica) nach einem Grabstein in Kreuznach. Zwei Gürtel (cingalum), 
das eigentliche Abzeichen der Soldaten; an diesen sind Schwert und 
Dolch befestigt. Angefertigt nach einem Grabstein in Kreuznach. 

142. Nachbildungen germanischer Waffen der Völkerwande- 
rungszeit, angefertigt im römisch-germanischen Centralmuseum in Mainz. 
Hakenlanze (iinäioj, Waffe der vornehmen Krieger, Copie eines Originales 
in Constanz. Jagdspeere mit hakenartigen Ansätzen nach Originalen 
aus Gräbern bei Bessungen im Museum zu Darm Stadt. Lanzen, Wurf- 
beil f/rancisca). Streitaxt. Zweischneidiges Langschwert (gpathaj 
mit Hoizgriff. Original im Museum zu Wiesbaden ; dsgl, mit reichver- 
ziertem Griff, Original im Museum zu Worms. Langes Hiebmesser 
(acramasax). Kurzes Hiebmesser (sax). Ein nur von den Edlen 
getragener Helm, bis jetzt nur in vier Exemplaren aufgefunden. 
Ovale und elliptische Schilde mit Schildbuckeln, hergestellt nach 
Grabfunden. Ob auch die nach unten spitz zulaufende Form mit Recht 
angenommen ist, wird in Frage gezogen. Bogen aus Eschenholz und 
Pfeile, rekonstruiert nach den Funden von Oberflacht im Museum von 
Stuttgart. — Die Drachenzeichen 

sind dakischen Feldzeichen auf der 
Trajansäule nachgebildet, erscheinen 
aber auch noch auf dem dem ii. 
Jahrh. angehörigen Teppiche von 

143. Geschütr von einer Lust- 
yacht des Kurfürsten Franz Georg 
von Schönborn (1729 — 1756). 

1'(4. Dgl. Geschenk des Herrn 
Konsul Wilhelm Rauten Strauch. 

145. Marmorsäule aus verde an- 
tico, aus Mehring an der Mosel. Er- 
worben 1900, 

146. Kaiserkopf des 4. Jahrh. 
Weisser Marmor. Gesamthöhe 38 cm^ 
Gesichtslänge 26 cm. Entfernung 
der Augensterne 11 cm. Gef. 1898 
im Hofe der Palastkaserne in Trier, 
Der Hals ist ergänzt. Der Hinter- 
kopf abgespalten, Nase und Mund 
sind arg bestossen. — Das Haar 
hängt weit herab in die Stirnc. 
Schnurrbart ist nicht vorhanden, da- 
gegen ein lockiger schmaler Backen- Nr. Hß. 



^4 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 

hart, welcher sich unter dem Kinn hinzieht, während dieses frei bleibt. 
Der Kopf scheint einen jungen Mann darzustellen, da die Stirne, die 
Augenhöhlen und die Wangen keine Falten zeigen. Das Diadem besteht 
aus viereckigen und ovalen Edelsteinen, die durch Perlen verbunden sind. 
Recht gute Arbeit, wie sich namentlich an den Ohren und dem Backenbart 
erkennen lässt. Der erste Kaiser, an den man des Diadems wegen denken 
darf, ist Constantin, da das Diadem auf Münzen wenigstens regelmässiger 
erst seit dem J. 333 erscheint (vgl. Westd. Zeitschr. VII S. 144). Mit den 
gesicherten Constantinsköpfen hat der unsrige aber keine Ähnlichkeit (vgl. 
Rom. Mitt. XVI S. 50), auch ist er für einen diadembekrönten Constantin zu 
jugendlich ; es muss ein Kaiser aus der 2. Hälfte des 4. Jahrh. sein. Man 
kann an Gratian denken, für den das Alter stimmen würde und sich 
auch die Barttracht belegen lässt, vgl. Bernoulli, Rom. Ikonogr. II, 3. 
Münzt. IX, 15. 

Saal 14 und 15. 
Marmorsculpturen, Mosaiken u.dgl. aus der Stadt Trier. 

Saal 14. 

147. Das Musenmosaik des Monnus, berühmt wegen der mit Bei- 
schriften versehenen Brustbilder griechischer und römischer Dichter und 
Schriftsteller, sowie wegen der gelehrten Musendarstellungen. Gefunden 
1884 bei Fundamentuntersuchungen für den Museumsneubau fast genau 
an der Stelle, wo es jetzt liegt, nur dass es in das Obergeschoss gehoben 
ist. Es gehörte zu einem ausgedehnten Gebäude, in dem es einen Saal 
von 5,69 m Länge und Breite, der überdies noch mit einer Apsis ver- 
sehen war, bedeckte. Vollkommen fehlten bei der Auffindung der grössere 
Teil der nördlichen Hälfte und ausserdem auf der Ost- und Südseite der 
Rand in der Breite von mehreren Fuss. Das Erhaltene zeigte die Wir- 
kungen eines fürchterlichen Brandes, Reste schwerer Dachbalken lagen 
massenhaft darauf; wo sie verkohlt waren, sind die Steinchen bis in ihren 
Kern verbrannt. Auch die Hypokaustenpfeiler waren unter der Last der 
herabfallenden Balken teilweise umgestürzt, so dass das Mosaik an vielen 
Stellen geborsten war und die Bruchstücke übereinander gerutscht waren, 
an andern sich muldenförmig gesenkt hatte, so das Bild des Aratos. In 
vielmonatlicher mühsamer Arbeit wurden die zusammengehörigen Stücke 
aneinander gepasst und das Ganze restauriert. Dabei sind die Ornamente 
sämtlich ergänzt worden, während die Lücken der figürlichen Darstellungen 
nur mit Mörtel ausgefüllt wurden. 

Die Darstellungen der Mitte beziehen sich auf die musischen Künste 
(Musen, unterrichtend ; berühmte Dichter und Schriftsteller ; Schauspieler- 
typen), die des Randes auf den Wechsel des Jahres (Bilder der Monate, 
der Jahreszeiten und des Tierkreises). 

In den neun Achtecken, von denen noch sieben teilweise 
■erhalten sind, ist je eine der neun Musen dargestellt, wie sie einen 



Mar mors culpturen, Mosaiken u. dgl. i 



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66 Marmorscul[ituren, Mosaiken u. ilgi. aus der Stadt Trier. 

Sterblichen, der in der betreffenden Kunst als Begründer oder tüchtiger 
Vertreter galt, unterweist. Das war ein das Altertum lebhaft interesiieren 
des, auch in Traktaten behandeltes Thema (\gl Studemund \rch Jahrb V 
S i) 1 Mittelbild Zuoberst nennt sich .VortHits als Verfertioer des Mosaiks 
Drut d Fg Ig O ts C tl p Nb Homer dem 

d Eh 1 1 t d M tt i ^^ k T 1 d n hat rechts 

I 1 t M i M d h h r C II pe links das 

I m PI t h It L t t t m bl Glasstemchen 

ra tl h h t das Mittelbild 

g h t [/]Aam[ylm, 

t 3 [ 4 ] ftisj eingehüllt in 
IV hm P ly (a) mit dem 
Att b t I h h It t noch nicht 

d B t t t Veiten fllantel 

kt H d Papyrusrolle. 

h F t h nden Globus 

w D h t h P I hk t d A t 1 \ t ter des astro- 

m h Ef h j mjth h Bcg d d leren Kunst- 

g tt g t llt h t ff II d d b d h die grosse 

P r I Clt d A t b d Rom g dlich S Der 

Ph l ts A myth hEfid d Bhtb tzt gegenuber 

q/] d M d G h ht h b d t inem Pfeiler 

Ttfmtl-d d Drh 6DI h Itene Achteck. 

Euter p(e) an ein 
Pult gelehnt, hält 
mit der linken 
Hand zwei sich 
kreuze nde.mit auf- 
recht stehenden 
Zacken versehene 
Flöten, während 
sie mit der rechten 
am Ende der obe- 
ren Flöte tastet. 
Agnis den Demon- 
strationen d erGöt- 
tin eifrig folgend, 
ahmt mit der rech- 
ten Hand ihre Be- 
wegungen nach. 
Mit der linken hält 
er einen stark ge- 
krümmten Stab, 
zu seinen Füssen 
steht ein mit sechs 
Schriftrollen gefülltes Scrinium, an welches der Deckel angelehnt ist. 
Hinter ihm ein Lehnstuhl. Clemens Alexandrinus erwähnt diesen aus 



Marmorsculpturcn, Mosaiken u. dj,'l. aus der Stadt Trier. 67 

Phrygien stammenden Mann und seine Erfindung. Vom 7. Achteck ist 
nur eine komische Maske und ein Pedum erhalten, die auf Thalia hin- 
weisen. — Die beiden Musen Melpomene und Terpsichore müssen auf 
den beiden fehlenden Achtecken dargestellt gewesen sein. 

Um das Mittelachteek stehen acht Quadrate mit berühmten Schrift- 
stellern : 



I. Eitiiiiis (abgeb.J, römischer Dichter, geb. 239 v. Chr., berühmt 
vor allem, weil er den Hexameter in die römische Litteratur einführte. 
Markiges, bartloses Gesicht mit Lorbeerkranz. 2. Esiodus (abgeb.), das 
besterhaltenc und bestgearbcittte aller Porträts. Um den Kopf eine 
weisse Tänie. Das Gesicht des weichlichen Griechen bildet einen scharfen 
Kontrast gegen das des markigen Römers. 3. Tftfus) [Livius], Erhalten 
ist nur die Conturlinie der rechten Seite des Kopfes und das Praenomen 
Titus. Letzteres weist aber im Kreise römischer litterarischer Berühmt- 
heiten mit grosser Wahrscheinlichkeit auf TiCus Livius, welcher in Er- 
mangelung eines Cognomens bis 
in die späteste Zeit mit dem Prae- 
nomen benannt wird. 4. Vergilius 
Maro. Das Bild ist auf die Dar- 
stellung des Kopfes und Halses 
beschränkt, weil durch die An- 
bringung der langen Namen für 
ein Brustbild kein Platz war. Der 
Kopf ist jugendlich und ohne 
Tänie nschmuck. 5, Es ist nur ein 
rechtes SchulterstiJck mit einem 
rerhalten. 6. Es ist nur ein rechtes 
Schulterstück mit dem Namens- 
anfang Bio erhalten. 7. [Tut\- 

lim[Cic\ero. Das Gesicht ist bart- 
los und bildet ein volles Oval; 
5* 



68 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 

Nase und Mund sind so roh gesetzt, dass jede Individualisierung aus- 
geschlossen ist. Hinter der linken Schulter wird eine Stuhllehne sichtbar. 
8. Men[an]dferJ, Grieche, der bedeutendste Vertreter der neueren Komödie 
t 291. Das braune volle Haar ist mit einem Lorbeerkranz geschmückt. 
Dass er bartlos war, lässt sich noch erkennen. 

In den vier Ecken waren die Jahreszeiten dargestellt, leidlich 
erhalten ist nur der Herbst fÄutumnusJ, ein bekränzter Amor auf einem 
weiblichen Panther. Längs des Randes in Trapezen die Zeichen des 
Tierkreises, bis auf den Löwen sind jedoch alle zerstört. Zwischen 
die Trapeze eingeschoben sind die Quadrate mit Götterbildern, als den 
Schutzheiligen der Monate. Die Verbindung bestimmter Götter mit den 
einzelnen Monaten ist aus den römischen Bauernkalendern bekannt. Unser 
Mosaik hält aber von jenen Schutzheiligen nur den Vulkan für den 
September fest, während im übrigen für die Wahl derselben die 
Hauptfeste der Götter und Etymologieen der Monatsnamen bestimmend 
waren. So sind für den Mai der Majasohn Mercur, für den Juni 
Juno gewählt. Für die Ansetzung des Neptun im Juli waren die 
grossen Neptunalien am 23. Juli, für die der Isis im November das 
grosse in den Anfang des Monats fallende Isisfest bestimmend. Für den 
Oktober ist bezeichnender Weise der Weingott Bacchus gewählt. 

Die Apsis des Mosaiks fliegt im Vorsaal des Erdgeschosses) war nur 
mit Ornamenten bedeckt; ein Band, aus den auf gallischen Mosaiken 
häufig vorkommenden vierblättrigen Sternen gebildet, umrahmt ein Feld 
mit langfaserigen Wasserpflanzen. 

Das Mosaik gehört der letzten römischen Schicht an und war bis 
zur Vertreibung der Römer in Benutzung. Einige Grundmauern dieses 
Gebäudes waren mit Ziegeldurchschuss versehen. Dies macht spätzeit- 
liche Entstehung, nicht vor der 2. Hälfte des 3. Jahrh., wahrscheinlich. 
Damit stimmt auch die teilweise Verwendung der Glassteinchen, die z. B. 
das Nenniger- und das Piaonius-Mosaik noch nicht kennen und Mosaiken 
des ausgehenden 4, Jahrh. in viel höherem Maasse zeigen. Bei diesem 
späten Ansatz ist freilich die treffliche Arbeit und das Pflanzenornament 
in der Apsis auff'allend. — Der Fabrikant, der das H in Omerus, Esiodus 
und wohl auch vor Agnis wegliess, mag ein Grieche, Afrikaner oder 
Gallier gewesen sein, und man hat darauf hingewiesen, dass ähnliche 
Namen wie Monnus in Afrika häufig sind. 

148. Zusammenstellung der Marmorsorten, mit denen die Fussböden 
und Wände der römischen Thermen in Trier geziert waren. 

149. Weibliche Figur in Untergewand und Mantel, vermutlich eine 
Idealfigur. Jurakalk. Gef. mit nr. 136. Jetzt 66 cm hoch; vom Knie bis 
Halsansatz 49 cm. Es fehlen der Kopf, der besonders angesetzt war, die 
Füsse und ein Teil der Beine. Das rechte Bein ist zurückgesetzt. Mit 
der linken Hand trägt sie einen Gegenstand, dessen Stiel sie mit der 
rechten fasst. — Auf der rechten Schulter ein tiefes gleichmässiges Loch, 
das von einer natürlichen Muschel des Jurakalks herrührt. 

150. Priapus. Jurakalk. Gef. mit nr. 149. 58 cm hoch. Es fehlen 
der Kopf, der besonders angesetzt w^ar, die Füsse und das linke, stark 



Marmorsculpturen, Mosaiken u, dgl. aus der Stadt Trier, 69 

vorgesetzte Bein. Er ist bekleidet mit einer Chlamys, in deren Bausch 
er Blätter und Früchte häh. Die Chlamys hängt auf dem Rücken und 
an der Unken Seite in geraden Flächen herab, die zu einander einen 
scharfen Winkel bilden. Gute Arbeit. Viele Reste von roter Farbe. 

15t, Oberkörper eines nackten Knaben, Relief. Jurakalk. Jetzige 
Höhe 22 cm. Auf dem Reliefgrund Blumen. Gef. mit nr. 149, 

t52. Sitzende Güttin, wahrscheinlich Juno. Gef. mit nr. Mg. Jura- 
kalk, jetzt hoch 1.41 m; es 
fehlen der Hals und der Kopf, 
die besonders eingesetzt wa- 
ren, die Unterarme und der 
vordere Teil der Füsse ; im 
linken Fuss ein Bohrloch, be- 
stimmt für das Ansetzen des 
vorderen Teiles des Fusses. 
An den Oberschenkeln sind 
Teile abgesägt. Die Göttin ist 
bekleidet mit einem langen, 
gegürteten, auf denOberarmen 
genestelten Chiton. Ein Mantel 
ist über die linke Schulter ge- 
worfen, war wie ein Schleier 
über den Hinterkopf gezogen, 
bedeckte die rechte Seite und 
den Unterkörper und ist dann 
über den linken vorgestreck- 
ten Arm gelegt. Das rechte 
Bein ist zurückgezogen, das 
linke etwas vorgesetzt. Die 
Rückseite ist ganz unbearbei- 
tet. Beide Unterarmewaren be- 
sonders angesetzt, der rechte 
war wahrscheinlich erhoben 
und mag das Scepter gehalten 
haben, der linke wird vorge- 
streckt gewesen sein. Kopf 
und Körper waren etwas nach 
links (von der Göttin aus 
gerechnet) gewendet, deshalb ist auch die rechte Schulter der Göttin 
etwas erhoben. An die linke Seite muss ein zweiter Block, vermutlich 
eine zweite Statue, angestossen haben, wie unbearbeitete Teile des Steines, 
in denen sich Dollen befinden, beweisen, auf der rechten Seite befindet 
sich dieser unbearbeitete, mit Einsatz löchern und Dollen versehene Teil 
nur unterwärts, hier war nur ein Stück Sessel angefügt. Wahrscheinlich 
war Juno Regina neben Juppiter dargestellt. Ein Teil einer capitolinischen 
Trias kann unsere Statue deswegen nicht sein, weil bei dieser Juno immer 
an der linken Seite Juppiters sitzt. Vgl, nr, 156. 



70 Marmorsculiiturcn, Mosaiken u. df;!. aus der Stadt Trier. 

153. Von einem weiblichen Idealkopf dus weissem Marmor das 
Gcsjcht mit dtn angrenzendtn Haarpartietn und 
der vuRicrc Tci) des Halses An der Art wie 
die Rückseite bearbeittt ist sieht man dass das 
Stuck bestimmt war in einen Kopf eintjtlassen 
zu werden Hohe ^9 cm Gesichtslangc 19 cm 
\ugensteme Mnd nicht anfje^'eben In den Ohr 
läppchen je eine, hinter den Uhren am Hali 
je zuei Bohrlocher von der Befestigunjj der Ohr 
ringe und des Halsbandei) herrührend 'saubere 
aber leere Arbeit des i Jihrh Gef mit nr 149 
154 \ orderer Ted eines linken Fusses etwas 
über Lebensj^rosse \\ eisser Marmor Ist mit 
einer Sandale bekleidet Wie der scharfe winklige 
Ausschnitt der Ruckseite zeigt war das btuck 
welches vermutlich den aus dem Gewanil heraus- 
ragenden Teil des Pusses dirstellte dazu liestimmt an einer Statue be 
festigt zu werden Vermutlich gehört er mit nr 153 an ein und dieselbe 
Statue, dagegen gehören beide nicht an nr 152 weil alsdann sich wie 
am linken Fuss jener Statue so auch in dem Marmorfuss ein Bohrloch 
be<inden müsste. Gef mit nr 149 

155 Jugendlich welbilohes IdeaikÜpfchen 
aus weissem Marmor jetzige Hohe 225 cm 
Gesichtsl 15 cm Leider ist die Nase abge 
schlagen Um den Ko|)f eine Binde hinten 
im Nacken sind die Haare zu einem Schopf 
zusammen genommen aus dem nach beiden 
Seiten eine sich auf die Achseln auflegende 
Locke fallt Das Gesicht nenn auch etwas 
unsymmetrisch ist doch zu wenig individuell, 
als dass man an ein Portrat denken durfte 
Die Haare sind wenig durchgelöhrt Keine 
Augensterne. Die Ohrläppchen sind durch- 
bohrt. Gute Arbeit, vermutlich aus der 1 . Hälfte 
des I. Jahrh. Gefunden mit nr. 149. 
156. Capitolinische Trias, Hochrelief aus weissem Marmor. Gef. 
mit nr. 149. Grösstc Hohe 38 cm, Br. 40 cm, gr. Tiefe- 16 cm. Es ^^-ieder- 
holt die Grujipe am Giebelfelde des von Titus begonne-nen und von 
Domitian vollendeten Capitolinischen Tempels in Rom, welche uns nament- 
lich durch eine Mijnze von Antoninus Pius (vgl. Cohen * II, 1134 und 
Wernicke, Antike Denkmäler Taf. IV,4 und V,r) bekannt ist: sie stellte 
den Juppiter optimus maximus, seine Tochter Minerva und seine Ge- 
mahlin Juno sitzend dar. — Abweichend von der römischen Gruppe 
sitzen die Gütter auf gemeinsamer Bank, deren Vorderseite etwas 
eingezogen ist, sie haben aber, wie bei der römischen Gruppe, jeder eine 
Fussbank vor sich, Kleidung und Bewegung stimmen in allem Wesent- 
lichen mit der romischen Gruppe, Auch hier hält Juppiter in der Linken 



Marmorsculpturcn, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 71 

das ganz steil gestellte Scepter. Auch hier war der Mantel Juno's über 
den Hinterkopf gezogen und 
hielt sie in der frei vorge- 
streckten Rechten die Opfer- 
schale, mit der Linken fasste 
sie das Scepter, aber die Hand 
war erhoben, nicht gesenkt ; 
vom Scepter ist oben an der 
Stuhllehne noch ein Rest er- 
halten, Minerva hält in der 
Linken das Scepter, welches 
auf dem Arm und dem Schooss 
aufliegt, während die Rechte, 
ganz wie bei der römischen 
Gruppe, erhoben war und an 
den Helm griff; die Reste der 
Hand sind am Helme noch 
kenntlich — In den Gewand 
falten noch viele Spuren von roter Farbe Gute Arbeit des z Jahrh 
So zahlreich die Dedicationen an die Capitohmsche Trias in den 
\ 3n Soldaten be>:etzten Gebieten sind so selten sind sie bei der Civil 
bevolkcrung Galhens und die Frage ist hier immer aufzuwerfen ob =ie 
nicht auf ein Capitolium hinweisen wie solche in Nachahmung des Stadt 
römischen Temiiels in vielen Städten des Westreiches zumal in den 
Colonieen eibaut wurden Die Untersuchung der betreffenden Fund-itelle 
die auch noch über die Kanalgraben hinausgeführt wurde hat nur einiges 
spatzeitliche Mauerwerk ergeben welches keinen Aufschluss brachte 
Wegen der Aren nr 139 und 140 sowie wegen der grossen 'itatue 152 
hat man unbedingt an dieser Stelle einen Tempel anzunehmen der nenn 
er nicht das Capitol war doch zur Verehrung der itihschen Gottheiten 
bestimmt gewesen zu sein seheint 



Saal 15. 

157. (St. 67s) Amor, Weinirauben pflückend. Weisser Marmor. Gef. 
1877 beim Bahnhof. Der Gott war unter einem mächtigen Weinstock 
stehend dargestellt, beide Arme erhebend, um eine Weintraube zu pflücken. 
Dies lehren eine bei Rom gefundene Statue in Richmond und mehrere 
andere Rephken, vgl. Michaelis, Archäol. Zeitung 37 Taf. 13. 

158. Bruchstück einer Intarsienvenlerung, vermutlich von 
einem Fussbodenbelag herröhrend. Sicher römischen Ursprungs. Gef. 
1879 unweit der Basilika. 

Am ersten Fenster: 

159. (St. 691) Körper einer Antazonenstatue, aus weissem Marmor. 
Gef. 1S45 in den Thermen. Wiederholung eines im Altertum sehr be- 



72 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 

rühmten Kunstwerkes, welches wahrscheinlich der griechische Bildhauer 
Phidias um 440 v, Chr, im Artemisheiligtum in Ephesos aufgestellt hat. 
Von der besterhaltenen Copie dieses Werkes, der s. g. Matteischen Ama- 
zone im Vatikan, ist ein Gipsabguss zum Vergleiche daneben aufgestellt. 
Der asiatische Schild und die Doppelaxt am Postament und der Sporn 
am linken Fuss des vatikanischen Exemplars zeigen, dass eine Amazone 
dargestellt war. Dagegen lehrt die Trierer Statue, an der der Bogen 
unter dem Köcher festgebunden ist, dass an der Matteischen der Restau- 
rator irrtümlich die Reste des Bogens unter dem Köcher abmeisselte und 
der Figur einen Bogen in die Hände gab. Die Hände hielten vielmehr, 
wie man einer antiken Gemme, die 
von diesem Amazonentypus eine 
Abbildung giebt, entnehmen kann, 
einen Speer, auf den sich die Ama- 
zone stützte, um sich damit auf das 
Pferd zu schwingen. Der Trierer 
Torso ist der vatikanischen Statue 
an Schönheit weit überlegen. Wäh- 
rend an letzterer die Gewandfalten 
kleinlich, knitterig und eintönig ge- 
legt sind, sind sie am Trierer Torso 
abwechslungsvoll zu grösseren Par- 
tieen zusammengenommen und na- 
turgetreu gestaltet. Und auch das / 
Fleisch ist lebensvoller und natur-Ä 
wahrer gebildet. — Lukian charak- 
terisiert die Amazone des Phidias 
als die, welche sich auf einen Speer 
stützt. In der Gewandung erinnert 
manches an die Statuen vom Par- 
thenon. Der Kopf, den man dem 
matteischen Exemplar aufgesetzt hat, 
ist nicht zugehörig; der der Phi- 
dias'schen Amazone wird wegen der 
Feinheit des Mundes und wegen 

der Schönheit des Halses gerühmt; leider ist er bis jetzt noch nicht mit 
Sicherheit nachgewiesen. 

160. (St. 692) Körper eines Athleten. Cef. 1883 in den Thermen. 
Am zweiten Fenster: 

161. FundstUcke aus den Thermen. Beachtenswert sind vor allem die 
in grosser Zahl gefundenen Knochenkämme in der Form eines Dreiecks 
und eines gestreckten Rechtecks und die dazu gehörigen Futterale. Diese 
Stücke, die allesamt dem 4. und 5. Jahrh. angehören, sind im wesentlichen 
identiscli mit den in merovingischen Gräbern vielfach zum Vorschein 
kommenden und zeigen, dass die Kämme der Völker wände rungszeit den 
römischen nachgebildet sind. (Ahbüditng siehe folgende Seite oben.) 



Marraorsculpturen, Mosaiken u. dgl. 



Geijenüber ait der Osticand: 

162. (St. 17) Statuette eines sitienden Juppiters mit zugehörigem 
Postament. Geschenk der Herren 
btaadt und Wiewels Gef 1878 auf 
der Johannisstra&si. 9 In der er- 
hobenen Imken Hand hielt der Gott 
das Mctallf-cepter w elches m ein neben 
dem Imken tuss bchndliches Bohr- 
loch einsetzte In der gesenkten 
Rechten der Bronzcblitz Die Füsae 
ruhen auf einer niedrigen Fussbank, 
welche schief auf der Basis steht; der 
vordere Teil des linken Fusses nar be- 
sonders angesetzt Dasselbe Motiv wie 
beim Capitohnischen Juppiter nr. 156. 
163 und 164. Wandmalereien. Ge- 
schenk der Herren StaadtundWiewels. 
Gef. in demselben römischen Hause 
wie nr. 162. In demselben wurden 
zwei Bauperioden festgestellt, zu der 
5n gehören die Statue 162 und diese Wandmalereien. Die Wände 
waren an den Sockeln 
mit Tierfiguren ge- 
ziert. Im Ganzen fan- 
den sich zwei Hirsche, 
ein Luchs und ein 

scheinlich ein Bär (vgl. 
die Skizze «H der ifüfe- 
tcand am 2. Fenster). 



74 Marmorsculpturen, Mosaiken u. dj;!. aus di:r Stadt Trier. 

Indessen gelang es nur 
einen Hirsch und den 
Luchs von der Wand 

halten. Der Hirsch 
ist im Laufe daffje- 
stellt; er ist So cm 
lang und ist mit grün- 
lich grauer Farbe auf 
rotem Grund fjemalt. 
Der Luchs ist etwas 
kleiner, er ist mit der- 
selben Farlie wie der 
Hirsch luf einem ijclb 
lieh braunen Grund 
iu1„aii„in \cr^l B< nn Jahrb 64 S m 

165a— d SpatrSmisches Musenmosaik Gefunden und „eschenkt mit 
nr [62 — i(j4 la^ aber m itner höheren Schicht Es «ar 6 40 m I und 
5 10 m br Die Composit on welche die an dei Hohuand am 2 Fen'tei 
itufifeliitiigle Skizze zei^^t wir 1ol„Lnde in der Mitte ein etwa i m grosses 
Quadrat dieses umgalien \ier kreuzweise gestellte Achtecke Wahrend 
diese Felder mit Musendarstellungen geziert sind ist der dazwischen 
hegende Raum mit zu Sternen zusammengestellten Rhomben decoriert 
Die besser erhaltenen Bilder zei^'tn eine Muse mit einer tragischen Maske 
eine andere mit einer Leyer Die starke Verwendung des Glases die 
Roheit der Ornamente und der Zeichnung sowie die hohe Lage des 
Mrsaiks \LrwLisLn es in spati Zeit etwa um 400 n Cht \gl Bonn 
Jahrb 64 S in 

166aun(lb Mosaikbruchstucke 
a) Plerd mit einem Hund, Dm. 
75 cm. b) Vogel. Gef. 181 1 auf 
der Neustrasse nr. 2. Gehört zu 
einem Boden, dessen grösserer 
Teil erst im J. 1865 entdeckt 
wurde (Zeichnung nebenstehend). 
Vgl. Wilmowsky-Hettner, Rö- 
I mische Mosaiken S. 11. 

I 167. (St. 656) Körper einer 

Venusstatue im Motiv der Venus 
von Melos. Kulturgeschichtlich 
von grossem Interesse. Der 
Torso war ehemals neben der 
Klosterkirche von St. Mathias 
auf einer rohen Steinbasis auf- 
gestellt als Zielscheibe jugend- 
lichen Mutwillens und wallfahrtlichen Glaubenseifers, Später wurde er auf 
dem angrenzenden Kirchhof in Ketten aufgehängt und schliesslich in eine 



Marmorsculpturen, Mosaiken u. dgl. aus der Stadt Trier. 75 

ausgemauerte Vertiefung gestürzt. Aber auch dort ward er von den Stein- 
würfen der nach Mathias wallfahrenden Pilger, welche in herkömmlicher 
Weise ihren Abscheu gegen das Heidentum bethätigen wollten, überschüttet, 
bis ihn im J. 1811 der letzte französische Praefect zu Trier aus der mit 
Steinen gefüllten Grube hervorziehen liess und in das Museum versetzte. 

Nordwand: 

168a und b. Reste von Frescomalerei, welche nw. von der Basilika 



in romischen Hausern die vor 1er Erbauung der BaKilika hier standen, 
gefunden worden sind Sehr sorgfältiger Auftrag der verschiedenen 
Mörtel schichten Vgl Wilmow sk\ — 

Hettner Römische Mosaiken S 4u 5 E^ 

Ob die als nr. i68a zu einem Bilde 
zusammengestellten Bruchstücke 
wirklich zu einem Bilde gehört 
haben, ist nicht sicher; jedenfalls ge- 
hörten sie aber zu einem Zimmer. 
Dargestellt ist einTempelchen.Ziegen ■ 

mit ihrem Hirten und unten in einem -^ 

Teiche eine Kuh. — Das Bruchstück 
b ist der Rest von einer perspekti- 
visch gezeichneten Architektur. 1 

Auf dem Tisch am Fenster: 

169 — 173. Modelle von römischen 1 
Bauten in Trier. 169 Kaiserpalast. { 
170 Porta nigra. 171 Amphitheater. 
172 RömisclieE Haus, gef 1897 auf dem Schaabschen Terrain, vgl. nr. i, 



76 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 

Massstab i :5o- 173 Aus demselben Hause die Badeanlage, Massstab i : 25. 
Nr. 172 und 173 sind Geschenke Sr. Excellenz des Hrn. Grafen von 
Fürstenberg-Stammheim. 

Saal 16. 
Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 

174 — 204. (St. 763—835) Römisches Bassin, am Geiänder Hermen aus 

Welschbillig i. Eifel. Sehr originelles Kunstwerk, welches eine Vorstellung 
giebt von dem grossen Luxus, der in den Eifelvillen der römischen 
Grossgrundbesitzer herrschte. 15 Hermen wurden in den J. 1841, 1845, 
1857 und 1858 zufällig gefunden, dann führte eine umfangreiche systema- 
tische Ausgrabung des Museums in den J. 1891 und 1892 zur Entdeckung 
des Bassins und w^eiterer 55 Hermen. 

Das Bassin stand unter freiem Himmel, vermutlich innerhalb einer 
Gartenanlage, wie es die nebenstehende Rekonstruktion zeigt. Es hatte 
eine Länge von 58 m bei einer Breite von 18 m, war von 6 Nebenbassins 
umgeben und der Länge nach von einer an ihren Enden mit Spring- 
brunnen versehenen Mauer durchzogen. Das Geländer bestand aus Jura- 
kalkplatten mit ausgesägtem Ornament und 112 mit Köpfen geschmückten 
Pfosten, Hermen genannt. Die Erhaltung des Bassins war von der Mitte 
abgesehen, w^o bei Anlage des mittelalterlichen Burggrabens alles zerstört 
worden war, eine gute. Die Köpfe der Hermen wenden sich alle nach 
dem Innern des Bassins. Die umfangreiche Arbeit sollte man nicht bei 
der Promenade um das Bassin betrachten, sondern vom Wasser aus. Der 
Hauptzweck des Bassins war also sicher nicht als Fischweiher zu dienen, 
es war errichtet vor allem für den Rudersport der Söhne des Villenbesitzers : 
die Mauer im Innern des Bassins mit den Springbrunnen gleicht vollkommen 
der Spina mit den Metae im römischen Cirkus. 

Die Hermen sind aus altem, vorher anderweitig benutztem Material, 
offenbar alle zu gleicher Zeit hergestellt, wobei die spätere Einstellung 
des einen oder anderen Stückes an Stelle eines zerstörten nicht voll- 
ständig ausgeschlossen wäre. Die Hermen sind, was mit der Wieder- 
verwendung alten Materials zusammenhängt, nicht gleich gross. Die 
Schäfte schwanken zwischen 90 und 100 cm, die Büsten zwischen 34 
und 45 cm. Von den ursprünglich vorhandenen 112 Hermen sind 43 
nicht wieder aufgefunden worden. Die Köpfe stellen dar Idealfiguren, 
berühmte Griechen, Typen barbarischer Völkerschaften und Römer. So 
eigenartig auch diese Zusammenstellung ist, so ist ihre Entstehung doch 
zu verstehen. Abbildungen von berühmten Griechen und Römern, von 
denen schon Varro ein Menschenalter vor Christi Geburt in seinen Imagines 
700 Stück veröffentlicht hatte, waren in Hermen und Mosaiken im Alter- 
tum sehr beliebt, gerade im 2. Jahrh. aber, w^ohin wir die Entstehung 
dieses Geländers setzen, verbreitete sich das Interesse für realistische 
Darstellungen ethnographischer Typen, wie die Barbarendarstellungen 
an der Trajans- und Marc Aurel-Säule zeigen. So deutlich eine Anzahl 



Aus römischen Villtn und Tempeln ausserhalb Triers. 77 



am Geländer Hermen, 



78 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 

Köpfe als Griechen des 5. und 4. Jahrh. vor Christus zu erkennen sind, 
so schwer will es fallen, sie mit bekannten Köpfen griechischer Berühmt- 
heiten lu identifizieren ; die Annahme liegt daher nahe, dass die Köpfe 
nur nach Zeichnungen, nicht nach Thonmodellen angefertigt sind, und 
infolgedessen nur eine ganz allgemeine Ähnlichkeit gehen können. Unter 
den Hermenköpfen sind etwa 20 Stück doppelt vorhanden, von einem 
liegen sogar zwei Wiederholungen vor ; teils sind es Wiederholungen von 
derselben Hand, teils sind es sichtliche Verschlechterungen, so dass ein 
ungeschickter Lehrling die Arbeit des Meisters kopiert haben muss. 
Offenbar war der Künstler nicht im Stande, für die erforderlichen 1 12 
Hermen lauter verschiedene Vorbilder aufzutreiben. 

Die Idealköpfe bestehen 
aus; 174 (St. 832) Satyr; 175 
{St. 830) Satyr, nebenstehend 
abgebildet; 176 (St. 833), sehr 
verwandt dem Herakles Far- 
nese, des.sen Original man 
mit der Statue des griech- 
ischen Bildhauers Lysipp in 
Verbindung bringt. Wahr- 
scheinlich gehören in diese 
Kategorie auch die mit Krän- 
zen gezierten Kinderköpfe 
177 (St. 788) und 178 (St. 787), 
die wohl Dionysos als Knaben 
darstellen, vgl. Beschreibung 
der Berl. Antiken Sculpturen 
nr. 125 und 126 und den Terra- 
kottentypus bei Hettner, Drei 
Tempelbczirkc S. 76 nr. 244 fg. 
Als berühmteGriechen 
sehen wir folgende an: 179 
nnd 180 (St. 784 u. 785), Wieder- 
holungen derselben Vorlage, 
die eine allgemeine Ähnlich- 
keit mit Demosthenes zeigt. — 
181 und 182 (St, 782 u. 783). Wiederholungen derselben Vorlage, sie weichen 
von den sichern römischen Köpfen so entschieden ab, dass man in ihnen 
vielmehr einen Griechen wird erkennen müssen. Unter den berühmten 
Griechen des 4. Jahrh. giebt es der bartlosen nicht viele, und der bekannteste 
der bartlosen ist Menander (vgl. oben S, 68). Sein Medaillon in Marbury-Hall 
(BernouUi, Griech. Ikonogr. II S. 106) hat mit unserem Kopf die hohe Stirn und 
die starke Modellierung der Stirne und der Backen gemein, auch an unserem 
Kopfe sind die Haare in stark wellige Partieen gelegt wie bei jenem, so dass 
es uns nicht unwahrscheinlich ist, dass Menander dargestellt werden solite. 
183 und 184 (St. 792 u. 793). Wiederholungen derselben Vorlage, doch 
ist der eine Kopf im grösseren Massstab gearbeitet. Cliches umstehend. 



Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 



Über der r. Schulter liegt ein Band, das nur als Wehrgehäng godtutet 
und auf einen griechischen Fcldherrn bezogen werden kann. Studniczka 
schlägt die Benennung Miltlades 
vor, unter Hinweis auf die Herme 
des Fulvius Urs in US (Bernoulh I 
S. 93). Das Haupthaar wäre an 
den Welschbilliger Köpfen abwei- 
chend von der schlichteren früh- 
griechischen Tracht in der be- 
wegteren Manier der Diadochenzeit 
gebildet. 

185 (St. 797). Das Haar des 
langen Schnurr- und Vollbarts be- 
steht aus weichen Strähnen. Hierin 
und in dem Arrangement des Bartes 
hat der Kopf Ähnlichkeit mit einer 
von Fulvius Ursinus als Miltiades 
überlieferten Herme (vgl. Bernoulli I 
S. 92). an deren berechtigter Be- 
ziehung auf Miltiades aber Ber- 
noulli zweifelt. 1B6 und 187 (St. 795 
und 796) Wiederholungen nach einer 
Vorlage. 1BB (St. 794), nebenstehend 
abgebildet, wahrscheinlich ein Phi- 
losoph, 



Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. gl 

Sehr interessant ist die Gruppe der ethnographischen Typen. 
189 und 190 (St. 798 u. 799) (ahgehüdet S, 80 nr. 1) Nachbildungen der- 
selben ^Vorlage ; in ihnen glauben wir wegen des langen, auf die Schultern 
herabfallenden Haares einen Germanen sehen zu dürfen, wenn auch der 
auffallende Bart am untern Teile des Backens bisher an Germanentypen 
nicht bekannt ist. Der metallene Halsreif mit anhaftendem Medaillon 
lässt sich als Barbarenschmuck auch in römischer Zeit noch nachweisen. 
Die Köpfe -191 und 192 (St. 800 u. 801) halten wir für Germaninnen, 
193 (St. 803) für einen Kelten und 194 (St. 808) (dbgebüdet S. 80 nr. 2J 
für eine Keltin, welche am Halsreif einen Halbmond trägt. 195 und 196 
(St. 827 u. 828) Wiederholungen derselben Vorlage fabgebüdet 8. 80 nr. 3J, 
vielleicht ein Parther; 197 und 198 (St. 822 u. 823) Wiederholungen derT 
selben Vorlage fabgebildet S. 80 nr, 4), ein weichlicher Asiat. 

Aus der Gruppe der Römer zeigen 199 (St. 767) (abgebildet S. 80 
nr. 5J und 200 (St. 768) (abgebildet S. 80 nr. 6J zwei fein gearbeitete! 
Köpfe, die, nach ihrem bartlosen Gesicht zu urteilen, Personen vortra- 
janisch-hadrianischer Zeit darstellen. Zwei weitere männliche Köpfe 201 i 
(St. 770) und 202 (St. 769) (abgebildet S. 80 nr. 7) haben mit diesen grosse; 
Ähnlichkeit, ohne dass doch dieselben Persönlichkeiten dargestellt wären, 
und der Kopftypus 203 und 204 (St. 772 und 773) (der erstere abgebildet 
8. 80 nr. 8J, der in zwei Exemplaren vorhanden ist und eher einen Römer 
als einen Griechen darstellen wird, hat zwar einen Schnurrbart und einen 
kurzen Vollbart, zeigt aber genau denselben Haarwuchs. Ausserdem gehören 
zu dieser römischen Abteilung noch mindestens vier, vielleicht sechs 
Darstellungen von Jünglingen. Sind auch diese Köpfe als Berühmtheiten 
aufzufassen oder sind es verschiedenen Generationen angehörige Mit- 
glieder der Welschbilliger Grossgrundbesitzerfamilie ? Die Frage ist noch 
nicht zur Entscheidung gebracht. Die weitgehende Ähnlichkeit nament- 
lich in der Haartracht spricht für die Familienzusammengehörigkeit, 
andererseits wäre es auffallend, wenn nur Berühmtheiten aus Griechen- 
land, keine aus Rom dargestellt gewesen wären, und Haartrachten wie 
die in Frage kommenden finden sich ja auch vielfach in der republika- 
nischen und in der frühen Kaiser-Zeit, so z. B. bei Caesar, Hortensius, 
Cicero, Nerva. Mit Ausnahme eines Idealkopfes (nr. 175) und eines 
Römerkopfes (nr. 199) sind an sämtlichen Köpfen die Augensterne ange- 
geben und zwar durch kreisförmige Iris und eine runde Vertiefung als 
Pupille ; ganz vereinzelt findet sich die malerische Darstellung der Pupille 
in Form des kleinen Halbmondes, der Lunula, wie sie um die Mitte des 
2. Jahrh. aufkommt und in der 2. Hälfte desselben und im 3. Jahrh. sich 
immer mehr verbreitet. Deswegen wird die Entstehung des Geländers 
in die Mitte des 2. Jahrh. zu setzen sein, womit sich auch die sorgfältige 
saubere Ausführung, wie sie uns an den Arbeiten aus der Zeit von An- 
toninus Pius in unserer Gegend entgegentritt und sich von der flottrern 
Manier der folgenden Jahrzehnte abhebt, gut reimt. Auch dass höchstens 
ein bärtiger Typus (nr. 203) unter den Römern auftritt, findet hierdurch 
seine Erklärung. (Vgl. Steindenkmäler S. 251 und 'Römisches aus der 

Eifel' in der Zeitschrift *Rheinlande' 1902 S. 7.) 

6 



82 Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 

Sehrank II: Funde aus einem Tempel, ausgegraben im J. 1899 
bei Dhronecken im Hochw-ald, der in Benutzung war vom Ende des i. Jahrh. 

bis zum Ende des 4. Jahrh. Ungewöhnlich reich an Votivfigürchen aus 
Thon, darstellend vor allem die einheimischen Göttinnen der Fruchtbarkeit 
mit Früchten oder einem Tier im Schooss, ferner Kinderköpfchen und 
Köpfchen des jugendlichen Bacchus, abg, Clichf, nr. 3, die. wie die im 
Innern befindlichen Rasseln beweisen, als Spielzeug dienten, aber offenbar 
auch für das Wohl der Kinder geweiht wurden; ferner Figuren, die wohl 
mit dem Totenkaltus zusammenhängen, so Jüngling mit einem Vogel, 
Amor und Psyche, bewaffneter Reiter und Cybele zwischen ihren Löwen 
sitzend (abg. Ct'clii', iir. 1, 3. 4, 5). Ausserdem Marsfigürchen und Fibeln 
aus Bronze.' Vgl. Hettner, Drei Tempelljczirkc im Trevererlande. 



Schra'^ III: Funde aus dem Tempelbezirke bei Mohn i. Eifel, 
ausgegraben 1887. 205. Der Plan des Tempels und des daran schliessenden 
Theaterbaues hängt ati der Südivand. Sehr reich an keltischen und rö- 
mischen Münzen aus der Cfesarischen und Kaiser-Zeit und an frühen 
Fibeln und Armbändern, welche als Weihegaben in dem Tempel gestiftet 
worden sind. Vgl. Hettner, Drei Tempelbezirke, 

Schrank IUI: 206. (St. 669) Satyrftfliir aus weissem Marmor, 
Teil einer Gruppe. Cef. 1875 in einer Villa bei Wellen (Kr. Saarburg). 
Der Satyr schleicht heran gegen eine Figur, von der nur noch der Rest 
des T. Fusses erhalten ist, vermutlich eine kauernde Nymphe. Ein leider 
wieder verloren gegangenes Marmorbüch sehen, aus dem eine Schlange 
hervorsah (cista mystica), gehörte auch zu dieser Grujipe. — 207. (St. 654) 
Gipsabguss einer Marmorgruppe der jagenden Diana. Das Original, 
gef. 1S59 unweit Bertrich, im Besitze des Fürsten von HohenzoUem. 

An der Ostwand, rechts von der Tkäre: 

208. Plan der Villa von Oberweis (Kr, Bitburg). Ausgegraben 
1877 und 1878. Sie enthielt zwei übereinander liegende Bauperioden. 
Ihre Länge betrug in der i. Periode 128 m; aus dieser ersten Periode 
stammen folgende drei Mosaiken, die dem 2. Jahrh. angehören werden, 
vgl, Wilmowsky und Hettner; Römische Mosaiken S. VH: 



Aus römischen Villen und Tempeln ausserhalb Triers. 83 

209. Mosaik, 5,57 m lang und 4,80 m breit, heller Grund, im übrigen 
dieselben Farben wie bei nr. an. Innerhalb grosser Kreise quadratische 
Flächen, die mit leichten blumenartigen Sternen geziert sind ; die grossen 
Kreise sind untereinander durch kleine verflochten. Von diesem Mosaik 
sind ein grösserer Teil und die einzelnen Sterne ausgehoben worden. 
210. Eine Zeichnung des Ganzen hängt an der Oslioand. Vgl. nr. zoS. 

In der Sädtresiecke: 211. Moulk, 5,43 m lang, war ursprünglich 
4,20 m breit. Bei den Veränderungen, die in der z, Bauperiode vorge- 
nommen worden sind, wurde das Zimmer der Länge nach mit einer Mauer 
durchzogen, wodurch ein 80 cm breites Stück verloren ging. Das Mosaik 
besteht aus Achtecken und dazwischen gestellten Quadraten, letztere sind 
mit Vögeln und Fischen, erstere mit denselben Sternen wie nr. zog geziert. 



Das Mosaik wirkt sehr hell, indem der weisse Grund noch weniger mit 
Figuren bedeckt ist, als bei nr. 209. Die Umrahmung ist einfarbig schwarz. 
Die teilenden Bänder sind nicht geflochten, sondern bestehen aus geraden 
Linien, welche aus grünen, hellgelben, hellroten und rotbraunen Steinen 
gebildet sind. Dieselben Farben sind auch für die übrigen Ornamente 
gewählt. Vgl. nr. zo8. 

Südosteeke: 212. Zeichnung eines Mosaiks aus Oberweis; einförmiger 
schwarzer Grund mit weissen Sternchen, nur in der Mitte ist ein recht- 

6* 



84 Römische Gegenstände- aus Metall. 

eckiger Icleiner Teppich angebracht, von dem die aus dem doppelt- 
gewundenen Band hergestellte Umfassungsborde erhalten ist, während 
sein Inneres bei der Auffindung zerstört war. 

213. Grundriss der Villa VM Nennig (Kr. Saarburg). Die Länge 
des Mittelbaues beträgt ii6 m. Die Villa ist, in freilich schlecht erhal- 
tenem Zustand, noch heute sichtbar, ihre Mitte nimmt das berühmte 
noch an Ort und Stelle liegende Mosaik ein, vgl. Saal 20. 



Saal 17. 
Römische Gegenstände aus Metall*). 

Wandgestelt I: fiewand- 
spangen CfibtdiBj aus Bronze 
und Weissmetall in unge- 
fähr chronologischer Rei- 
henfolge von Christi Ge- 
burt bis etwa 400 n. Chr. 

Schrank II: Gerätschaf- 
ten aus Bronze, oben; 
Kannen, Kasserolle, Tiegel. 
Darunter : 

II 068 (ahgeb. nr. 8) 
Schlossblech, auf wel- 
chem Tiere eingepunzt 
sind, u. sonstige Beschläge 
von einem (jetzt wiederher- 
gestellten) Kästchen, gef. 
1885 in Sprendlingen in 
Rhein hessen. 

G. 1^2 (ahgeb. nr.7)'Lan- 
zenförmige Bekrönung, 
neben der Tülle einerseits 
ein Knäbchen mit einer 
Weintraube, anderseits ein 
Windhund.dereinenHasen 
anpackt ; also Embleme 
der Jagd und des Wein- 
baus, hoch 29 cm. 

S. T. 2997 (ahgtb. nr. 6J 
Ein Bein eines Sofas 
(cline) oder eines Stuhles. 
Das Bein besteht aus einem 



Römische Gegienstände aus Metall. 86 

36 cm hohen, 45 mm breiten und 16 mm tiefen Bronzestab, der auf der 
Vorderseite zwischen einrahmenden Perlleisten eine Weinranke zeigt; 
der Stab ruht auf einem ausgezeichnet gearbeiteten, vorwärts schreitenden 
Löwen. Am oberen Bruch sieht man drei Löcher zum Einsetzen der 
Querstange. — Gef. 1902 bei der Kanalisation in Trier auf der Dietrich- 
strasse vor den Häusern nr. 29 und 30 in einer Tiefe von 3,50 m, was 
auf die erste Kaiserzeit hinweist. 

2,16 (ahgeh, S. 84 nr. 10) Ente aus Bronze über einem Bronzereif 
von. 22 cm Dm., wahrscheinlich ein Ausfluss einer grossen Wasserröhre (so 
jetzt auch restauriert). Der Brbnzereif ist mit einem eisernen gefüttert, 
ebenso zeigt der Unterkörper der Ente ein mit Eisen umkleidetes Loch, 
in dem wahrscheinlich eine Vorrichtung zum Verschluss der Röhre an- 
gebracht war. Gef. im Sommer 1901 bei der Kanalisation in Trier in 
einem römischen Hause am Antoniusbrunnen. 

G. 85 fabgeb, S. 84 nr. 11) Deichselkopf in Form eines Geier- 
kopfes, gef. in Gillenfeld. 

G. 126 und G. 128 fabgeb. S. 84 nr. 2 und 3) Kasserolle mit hinein- 
passendem. Sieb, lang 323 mm, zugleich mit zwei gleichartigen Gefässen 
G. 126a und 126 b gef. 1841 an der Grenze des Dockendorfer und Ingen- 
dorfer Bannes (Kr. Bitburg), vgl. Archiv d. G. f. n. F. 1841, 33. Meist 
nimmt man an, dass diese Gefässpaare zum Schöpfen des Weins gedient 
hätten und dass in dem Sieb der Bodensatz zurückgeblieben sei, vgl. z. B-. 
Willers, Bronzeeimer von Hemmoor S. 200. Dagegen sieht man anderer- 
seits in ihnen ein Kochgeschirr, aus dem mittels des Siebes das Gekochte 
ohne das Wasser, in dem es gekocht war, herausgehoben wurde, vgl. 
Mau in Pauly-Wissowa, Colum. 

20193 fabgeb. S. 84 nr. 4) Kleine Kasserolle, lang 258 mm, gef. 1895 
zwischen Leiwen und Trittenheim. 

99,61 fabgeb. S. 84 nr. 5) Flache Schale mit Griff, lang 243 mm, 
wahrscheinlich ein Badegerät, mit dem Stempel Cipi Poliby, also aus der 
grossen Fabrik der Cipii, die vielleicht in Capua lag und ihre Fabrikate 
massenhaft in das ganze römische Reich und auch in das freie Germanien 
exportierte. Da Stempel desselben Mannes vielfach in Pompeji vor- 
kommen, so wird unser Stück vermutlich noch in die erste Hälfte des 
I. Jahrh. fallen. Vgl. Willers, Bronzeeimer von Hemmoor S. 211 u. 214. 
Gef. 1899 in Wellingen (Kr, Merzig). 

Viele Lampen und Waagen. 

G. ii8 fabgeb. S. 84 nr. 1) Flache Schüssel, 24 cm lang, auf der 
Rückseite einpunktiert Dfeo) Mercurio und unentzifferte eingeritzte Buch- 
staben. Gef. 1869 am Stumpfen Turme bei Heinzerath (Kr. Bernkastei). 

2,47 fabgeb. S. 84 nr. 9) Schüssel in Form einer Muschel aus 
dünnem Bronzeblech, aus dem i, Jahrh. n. Chr., gef. 1902 in Mathias auf 
der Burenstrasse. 

Schrank Uly an der Nordwand: enthält Spiegel, Haarnadeln, Steck- 
nadeln, Filetnadeln, Ohrlöffelchen, Schnallen, Ketten, Hals- und Arm- 
bänder. 



Römische Gegenstände a 



i Metall. 



StArank IUI— VII: Bronzeilguren. 

Sehrank IUI, frei im Siiale. Beson- 
ders zu beachten : 

G. I Apollo fnebenstdieiid abgebj 
hoch 26 cm. Die Oberfläche der ganzen 
Statuette ist mit dünnen Silberplättchen 
umkleidet. Der Gott wird die linke Hand 
auf die niedergesetzte Leier gelegt haben, 
während er in der rechten vorgestreckten 
einen Lorbeerzweig hielt. Gef. 1841 bei 
Eitelsbach (Landkr. Trier). Vgl. Over- 
beck, Apollo S. zoo. 

16941 (abgeh. untenitehend, nr. 3J. 
Apollo, es fehlen die Füsse, hoch 99 
mm. Die linke Hand liegt fest am Körper 
an und hielt kein Attribut. Gef. 1888 
in Löwenbrücken bei Trier. 

G.2 [(i6äte6.nr.4JNox(die Nacht), 
hoch 165 mm. Sie hielt das Gewand, 
welches den Unterkörper umhüllt, mit 
der linken Hand. Ausserdem muss ein 
Schleier um den Kopf geflattert haben, 

der den Kopf und die Schultern nicht berührte, während er auf den 
beiden Oberarmen auflag und vermutlich von der r. Hand gehalten wurde. 
Auch in dem Gewände des Unterkörpers ist viel Bewegung. Sehr ähnlich 
der Bronzeattache bei S, Reinach, Bronzes figur^s de la Gaule nr. 32, 
vgl. auch Roscher's Myth, Lexicön unter Nyx, 




Reg. C. 49 (abgeb, nr. 1.). Brustbild einer Venus, aus einem 
Blütenkelch herauswachsend, an der rechten Seite der Spiegel, hoch S cm. 
Schmuckbeschiagstück eines Gegenstandes. Gef. im Kaiserpalast in Trier. 



Römische Gegenstände aus Metall. 87 

G. 3 fabgeb. S. 86 nr. 5J. Diana, auf dem Rücken der Köcher, 
13 cm hoch. Mit der Rechten hielt sie den dem Köcher entnommenen 
Pfeil, in der gesenkten Linken den Bogen. Sehr ähnlich Sacken, Wiener 
Bronzen, XIX, 4. Gef. auf dem SteinrJng zu Otzenhausen, vgl. Steininger, 
Geschichte der Treverer I S. 195. / 

G. 45 Cabgeb. S. 86 nr, 6J. Satyrknäbchen, mit deutlichen Ziegen- 
ohren, in sein Pantherfell gehüllt, hoch 97 mm. 

20472 (abgeb. S. 86 nr. 7). Minerva, hoch 95 mm, Lanze erhalten, 
rohe Arbeit. Gef. 1896 in Löwenbrücken. 

12022 (abgeb. S. 86 nr. 3J. Mars, intakt, aber stark geputzt, hoch 
142 mm; in der vorgestreckten Linken das Schwert, die erhobene und 
durchbohrte Rechte hielt die Lanze. Gef 1886 hei Winringen (Kr. Prüm). 

Schrank V. Besonders zu beachten : 



LÄÄ 



G. 36 Cabgeb.nr.3J. Sitzender nackter Mercur, 13 cm hoch. Der 
Sitz ist neu. In der. Rechten der Beutel, die durchbohrte Linke hielt 
den Caduceus. 

99. 218 (abgeb, nr, 2). Isis-Fortuna, einschliesslich des alten 
Postamentes 96 mm hoch, sehr geputzt. Auf dem Kopf das Isisattribut 
(vgl. Babelon et Blanchet, Bronzes antiques nr. 628 fg.), in der 1. Hand 
das Füllhorn. Gef. 1899 in Pachtern (Kreis Saarlouis). 

G. 16 (abgeh. nr, 4J. Victoria auf Kugel, mit Palme, die R. war 
vorgestreckt und hielt vielleicht einen Kranz. 8 cm hoch. 

G. 47 (abgeb. nr. 5J. Victoria im selbenJTypus wie die vorige, 
aber von besserer Arbeit, jetzt 97 mm hoch. Im doppeltgegürteten Chiton. 
Das Attribut der Linken scheint horizontal gehalten worden zu sein. 

17135, Sechseckiges Postament, 9 cm hoch, mit einer In- 
schrift, welche besagt: »Zu Ehren des Kaiserlichen Hauses. Das Bildnis 
des Mercur schenkt Tetricianius Serotinus seinen Brüdern«. Gef. 1887 
am Nitteler Bei^ (Kr. Saarburg), vgl. Westd. Korr. VIII, 49. 

22 139 (abgeb. nr. 1). Jüngling mit der Strigilis, aus der Schneide 
, der Strigilis mit dem rechten Daumen den Schmutz auskratzend. Durch 
Oxydation sehr zerstört. Füsse abgebrochen, jetzt 98 mm hoch. Vgl. 
Furtwängler, Bonn. Jahrb. 103 S. 10. 



gg Römische Gegenstände aus Metall. 

G. 9 (abgeb.S.87nr.6J. Zusammenstellung von Götterattributen. 
Um einem Stamm eine Schlange (Asclepius), daneben eine Eule (Minerva), 
über dieser eine Lyra (Apollo) und neben dieser zwei Trinkhörner (Bacchus). 
Zwischen Leier und Trinkhömem der Anfang eines weiteren Attributs, 
ein solches kann auch noch oberhalb der Leier vorhanden gewesen sein; 
hoch 78 mm. 

Sdiraitk VI. Besonders zu beachten : 



4938 fabgeb. nr. 1). Brustbild eines bartlosen Mannes, ver- 
mutlich fröhrömisches Porträt. Der Oberkörper ist in einen auf der r. 
Schulter geknöpften Mantel geschlagen. Im ganzen 8 cm hoch. Die 
Rückseite gebildet wie bei einer Attache, da sich aber im Kopf ein Loch 
befindet, wird das Stück Teil eines Gewichtes sein, wie das S. 90 aufgeführte 
Stück S.T. 4434. Gef. 1881 zwischen Godendorf und Ralingen a. d. Sauer. 

G. n (abgeb. nr. 2). Brustbild eines Jünglings, das Gewand hängt 
über der 1. Schulter. Vielleicht gleichfalls ein Gewicht. Höhe im ganzen 9 cm. 

G. 424 (abgeb. nr. 3J. Bekrönung von einem Beine etwa eines 
Dreifusses. Über dem Bein ein Kelch, aus dem das Brustbild heraus- 
wächst; an der Rückseite der Ansatz zu einer Querleiste. Der Kopf ist 
unbärtig, roh gearbeitet und gehört wahrscheinlich dem 4. Jahrh. an. 
Um den Hals eine Kette mit einer Bulla. 

G. 4 und 5 (abgeb. nr. i). Zwei gleiche weibliche Brustbilder 
aus getriebenem Silber, von 14 cm Höhe. Auf der Unterseite ein Akanthus- 
blatt, auf der Rückseite eine viereckige Röhre, mit der die Brustbilder 
an einem nicht mehr zu bestimmenden Gegenstand als Zierat befestigt 
waren. Das Gesicht ist an der abgebildeten Büste leider eingedrückt, 
(an der nicht abgebildeten fehlt es ganz). Die Haartracht weist auf das 
ausgehende 3. oder das 4, Jahrh. Dargestellt war wohl eine Kaiserin. 
Sehr interessant ist die feine Fältelung und Verzierung an der Tunika 
und an dem über die I. Schulter geworfenen Teile der Palla. Gef. 1859 
zusammen mit einem silbernen Löffel bei Sirzenich. Vgl. v. Wilmowsky, 
Archäologische Funde S. i. 

G. 7 (abgeb. nr. 5). Weibliches Brustbild, aus einem Kelch 
herauswachsend, an einer sehr massiven Bronzeröhre befestigt. Das 



Römische Gegenstände aus Metall. 89 

Gewand auf der Brust ist abwechselnd mit eingravierten Ornamenten 
und eingelegten Silberstreifen geziert. Um den Kopf ein Reif. Cef. 1871 
in Trier, in der Blattau'schen Curie, vgl. Jährest. 1869/71 S. 146. 



I. 373 Cabgeb. nr. 2). Opfernder Römer in Tunika und um das 
Haupt geschlagener Toga, in der L. die Mappa (Serviette), die vorgestreckte, 
jetzt abgebrochene R, hielt offenbar eine Opferschale. Durch den Hals 
und zwischen die Beine sind in römischer Zeit ganz roh Nägel geschlagen 
zur Befestigung der Figur an einer Rückwand. 68 mm hoch. Gef. 1901 
bei Euren (bei Trier). Vgl. S. Reinach, Rupert. II, 503. 

G. 68 (abgtb.nr.3). Unbärtiger Mann, wahrscheinlich ein Sklave, 
in gegürteter Ärmeltunika. Beide Hände waren vorgestreckt. Die Figur 
war vergoldet. Im Rücken ein Nagelansatz zur Befestigung. HochiiSmm. 

G. II (abgab, nr. 5). Jugendlicher Mann, in Tunika und Pjenula, 
deren Kapuze den Kopf bedeckt und nur das Gesicht frei lässt; in Gamaschen 
und Schuhen, genau wie sie an den Neumagner Monumenten vorkommen. 
Er schreitet in bäurischer Weise mit eingeknickten Beinen vorwärts ; 
die Arme sind beide gestreckt, die Hände so durchbohrt, dass die rechte 
einen nach unten, die linke einen nach oben gerichteten Gegenstand 
gehalten haben muss. Sehr gute Arbeit, hoch 12 cm. Vgl. z. B. die Bronze 
von Amiens bei S. Reinach, Rupert. II, 75, ' ; La tCte et le capuchon, 
mobiles, recouvrent un Corps se terminant en phallus. Bei unserer Bronze 
ist der Oberkörper, der ursprünglich fest auf dem Unterkörper sass, sich 
aber jetzt abnehmen lässt, mit Blei ausgegossen. Vgl. auch Rupert. II 
469. 8 und 9- 

10166 (abgeh. nr. 1). Gladiator; es ist ein Secutor mit Helm, 
grossem Schild, Dolch, und Schiene am linken Bein, hoch 64 mm. Gef. 
1S84 in Dalheim im Luxemburgischen, 

St. W. I (abgeb. nr. 6J. Gewicht in Form eines kauernden Silens. 
Der Silen ist mit einem Epheukranz geschmückt und mit einem Ziegen- 
fell bekleidet; er hat keine tierischen Ohren. Hoch S cm. Das Stück wiegt 
288 Gramm ; da aber ein erheblicher Teil der inneren Bleifüllung und 
die an den seitlichen Ösen befestigten Kettchen fehlen, so kann es ehe- 
mals 327 Gramm — i libra betragen haben. — Gef 1836 neben einer 



90 Römische Gegenstände aus Metall. 

Waage im Varuswalde bei Tholey. Vgl. Bericht des Vereins für Er- 
forschung von Altertümern zu St. Wendel S. 17; abgeb. ebenda Taf. I, 4 
und Lindenschmit, Unsere Vorzeit IV, 15, 3. 

S. T. 4434. Gewicht in Form eines Juppiterbrustbildes; auf 
der Oberseite des Kopfes der Rest eines eisernen Anhängers. Unter der 
Bronzeattache befindet sich ein ungefähr halbkugeliger Bleiguss innerhalb 
einer dünnen Bronzeumhüllung; hoch 11,50, Dm. 10,50 cm, wiegt jetzt 
2250 Gramm, wird also ein 7- oder 8-Pfundgewicht gewesen sein. Gef, 
1902 in Trier bei der Kanalisation auf der Südallee vor Haus nr. 6. 

18937 fabgeb. S. 89 nr. 7J. Gewicht. Die Attache stellt einen auf 
einem Felsen liegenden Amor mit Trinkhorn und Kantharos dar. Oben 
eine Öse, in der noch ein Rest des Aufhängers erhalten ist. Rückseite mit 
Blei ausgegossen. Wiegt jetzt 135 Gramm und scheint ein 5- Unzengewicht 
gewesen zu sein. Gef. 1892 in Dalheim. 

G. 14 fabgeb. S. 89 nr. 4J. Gewicht in Form eines Silenbrust- 
bild^s. Auf dem kahlen Kopf ein Epheukranz, dessen lange Bänder über 
den Schultern herabhängen. Der Oberkörper ist in ein Bocksfell gehüllt, 
welches die linke weiblich gebildete Brust frei lässt. Das linke Auge 
ist mit Silber eingelegt, während das rechte nur aus Bronze besteht, 
der Schmuck der Iris ist an beiden Augen ausgesprungen. Sehr häufig 
vorkommender Typus, vgl. z. B. Babelon et Blanchet, Bronzes antiques 
nr. 391 fg. ; Züricher Katalog 1754 u. 2854; Sacken, Wiener Bronzen 28, 5. 
Ein grosses viereckiges Loch auf dem Kopf, in welchem Eisen sass, 
zeigt, dass das Stück ein Gewicht war. Die Rückseite ist mit Blei aus- 
gegossen und mit einer dünnen Bronzeplatte verkleidet. Das Gewicht 
wiegt jetzt 2700 Gramm; da aber durch Herstellung eines modernen 
Befestigungsfalzes und durch die jetzt fehlende eiserne Hängevorrichtung 
ein erheblicher Gewichtverlust eingetreten ist, wird das ursprüngliche 
Gewicht wohl 9 Pfund = 2947 Gramm betragen haben. Gef. in der 
Mosel bei Trier, zwischen den beiden Krahnen. 

Schrank VII. Besonders zu beachten : 

17899. Stier, gr. L. 19 cm. Gef. 1874 in einer römischen Villa 
in Besseringen (Kr. Merzig). Geschenk des Herrn Geh. Commerzienrat 
E. V. Boch. Vgl. Jahresber. der Ges. f. nützl. Forschungen 1899 S. 41. 

G. 79. Weiblicher brüllender Panther, um den Hals ein 
Band, dessen Enden w^eit herabhängen, seinen 1. Vorderfuss auf eine 
Scheibe stellend. Letzteres ist ein sehr häufig vorkommendes Motiv, 
auf der Scheibe sind meist tragische Masken, Silensköpfe u. dgl. dar- 
gestellt. Gr. L. 45 mm. 

G. 82 und 83. Zwei gleiche Bronzeröhren, die vorne mit Löwen- 
köpfen geziert sind, lang 15,5 cm. Dm. 53 mm. Auf der einen ist ein- 
geritzt Bellieianus. 

G. 84. Vorderteil des linken Fusses einer Statue, sehr gute Arbeit, 
85 mm breit. 

18 131. Rechter Unterarm einer Statue, im ganzen lang 32 cm. 
Gef. 1890 in der Nähe des Kaiserpalastes in Trier. 



Römische Gegenstände aus Metall. 91 

Sehrank VIII. Eisen: Nägel, Scharniere, Messer, Scheeren, Meissel, 
Schlüssel, Hufeisen, Hufschuhe. 

SdiTank IX. Eiten: Zangen, Meissel, Sicheln u. dgl. 
Pulitisch X: Eine gute Collcetion enallllerter Fibeln und Schmuck- 
sachen aus dem z. und 3. Jahrh. 

Viele Slegelkapaeln, davon abgeb. St. W. 5 und 5064. Durch die Löcher 
wurden die Schnüre 
gezogen, mit denen 
I der Brief geschlossen 
.r,über diese wurde 
die Kapsel das 

Wachs gegossen und gesiegelt, dann wurde der Deckel der Kapsel zu- 
gedrückt, «m das Siegel vor EUfälliger Beschädigung zu schützen. 

SpUrUmieche Unzengewlchte aus Bronze in der Form einer Kugel- 
zone mit griechischen Aufschriften*) Q< = ovyxln). 
G. 59, eingeritzt X5, sehr gut erhalten, wiegt 165 Gramm =; 6 Unzen, 
G. 60, si Ibe reingelegt Xr, sehr gut erhalten, wiegt 81 Gramm = 3 Unzen, 
21 031, Silbe reingelegt Xr, leidlich erhalten, wiegt 76 Gramm = 3 Unzen, 

gef. 1897 in der Agnetenkaserne in Trier. 
3259, Silbe reingelegt ^, gut erhalten, wiegt 56 Gramm — 2 Unzen, gef. 

beim Bau der Ucberle'schen Brauerei in Trier, 
5417, eingeritzt 5, sehr gut erhalten, 6,5 Gramm = 6 scripula =. i Sicilicus. 
Zwar wird Sicilicus in der Regel mit wiedergegeben, doch unterliegt es 
keinem Bedenken, dieses Gewicht als Summe der Scripula ausgedrückt 

RS misch- Italische Gewiclite, gleichfalls in Form einer Kugclzone. 
Nur die Zahl ist aufgeschrieben, die Maasseinheit (wieder Unzen) ist 
weggelassen. 

17958. Bronze, eingeritzt im, 
sehr gut erhalten, wiegt iio Gramm 
= 4 Unzen. 

G. 6r. Schwarzer Marmor, ,'. 
gut erhalten, wiegt 81 Gramm = 3 
Unzen, 

1237. GlSckcten, hoch 19 mm. 
mit der Aufschrift Albani ivrvp {:= 
tvtvzn) = Glück zu Albanus! Dem 
Ton der Glocke mass man dis Kraft 
bei. gegen Gespenster zu schützen. 

Wandgestdl XI: Allerlei Be- 
schläge, Teile von Pferdegeschirren, 
Gehängsei. Messergriffe, Kannenhen- 
kel. Hervorzuheben : 

2813 (daneben abgeb.). Bronze- 



•). 1 






92 Römische Gegenstände aus Metall. 

blech, darauf in getriebener Arbeit Mars von Victoria bekränzt, 
1 1 cm hoch. Das Blech muss aus einer grösseren Darstellung ausgeschnitten 
sein, wie der unvollständige breite Strich in der linken oberen Ecke 
zeigt. Gef. 1880 in Trier an der Luxemburger Strasse, vgl. Bonn. Jahrb. 
69 S. 13. 



580 fabgeb. nr. 1). Flache Bronzescheibe von 4 cm Dm. Ein Reiter 
mit Helm, Schild, einem flatternden Mantel und wahrscheinlich einer 
Lanze springt über eine Schlucht weg, in welcher ein Löwe steht. Sehr 
an die Bellerophondarstellungen erinnernd, aber weder ist das Pferd als 
Pegasus noch der Löwe als Chimära charakterisiert. Über die Scheibe 
verstreut bis jetzt noch nicht gedeutete Buchstaben. Sehr flotte Arbeit. 
Gef. 1878 in Trier oder Umgegend. 

St. W. 3 (ahgeb. nr. 2). Bronzescheibe von 5 cm Dm. mit erha- 
Ejenem Rand und flachgewölbter Rückseite. Ein Reiter mit fliegen- 
dem Gewand und drei Hunden macht Jagd auf einen grösseren und 
einen kleineren Bären, die auf einen Baum geklettert sind. Rechts am 
Rand eingraviert der Name Äpelim. Gef. 1835 'I Tholey, vgl. Bericht 
von St. Wendel S. 13. 

G. 105 (ahgeh. nr. 3). Bronzescheibe, schlecht erhalten, der Rand, 
namentlich oben, modern beschnitten. Jetzt Dm. 46 mm; die Rückseite 
ist flachgewölbt. Oben in einer Quadriga Sol, neben ihm stehend oder 
fliegend eine zweite Figur. Unten hingelagert zwei ErdgÖtter. 

G. loz (abgeb. nr. 4). Bronzescheibe. Ein geprägter Rand ist grössten- 
teils abgebrochen, hatte 45 mm Dm. Minerva mit einem schlangen- 
füssigen Giganten kämpfend. Gef. 1871 in Trier auf der Neustrasse, 
vgl. Jahresb. d, Ges. f. nützl. F. 1869/71 S. 146. 



8465 (ahgeh. nr. 1). Gürtelschnalle, gef angeblich in Wasser- 
billig, spätrömische Technik des 4. oder 5, Jahrh., ganz in der Art der 
Kerbschnitzerei. Sehr häufig sind an diesen Arbeiten die Raubtierköpfe. 
Die Motive sind zumeist klassische, die Technik kann auf Holzschnitz- 



Römische Thongefasse und Lampen. 93 

technik der Barbaren zurückgehen. Vgl. Lindenschmit, Unsere Vorzeit nil, 
Taf. 65,2 und Taf. 71, und andererseits A. Riegl, Spätrömische Kunst- 
industrie S. 156, der diese Technik als Keilschnitt bezeichnet. 

20476 fahgeh. S. 92 nr. 2). Endbeschlag von einem Gürtel, gef. 
wahrscheinlich in Trier; in der Mitte eingepunzt der Gute Hirte. Siehe 
die Zeichnung im grösseren Massstab Westd. Zeitschr. XVI S. 363. 

1901,57 (dbgeh. S. 92 nr. 3). Gürtelschnalle, gef. 1901 in Trier im 
Mutterhaus. Verwandt mit nr. 8465 wegen des Tierkopfbügels, die Or- 
namente sind in ausgezeichneter Punzarbeit dargestellt, sehr verbreiteter 
Typus. 

19047 fabgeb. S* 92 nr. 4J. Gürtelschnalle, gef. in Trier auf der 
Johann-Philippstrasse, Geschenk des Herrn Forstmann. 

Reg. 51a (ahgeh. S. 92 nr, 5). Gürtelschnalle. 

Reg. 51b (dbgeh, Ä 92 nr. 6J. Gürtelschnalle., als Ornamente 
sind concentrische Kreise eingepunzt; ist den vorhergehenden Nummern 
ungefähr gleichzeitig. 

Wandgestell XII: Löffel, Gabeln, ärztliche Instrumente, Waagen, 
Schlüssel, Schlüsselringe, Schreibgriffel, Schreibfedern, Zirkel. 

Saal 18. 
Römische Thongefasse und Lampen. 

Schrank I: Friihrömisches Gräberfeld, ausgegraben 1900 in Roden 
(Kr. Saarlouis), vgl. Westd. Zeitschr. XX S. 363. 

Schrank II— IV: Übersicht über die Entwicklung der Thongefasse 
von Caesar bis zum Ende der römischen Herrschaft. 

Pulttische VI— IX. Römische Lampen. Besonders beachtenswert: 

PtUttisch VI: Offene Lampen ohne Dochtloch. G. 934 mit dem 
rohen Innenstempel Fidjelis. — Einarmige Lampen : 99,63 auf der Unter- 
seite eingeritzt Vindex ffecit) cfoloniaj Cßaudice) aCrce) Afgrippinensium), 
vgl. Bonn. Jahrb. 79 S. 188, gef. 1899 in Trier. 

Pulttisch VII: 5212 Fortis, darunter Kranz und Palmzweig, gef. 1881, 
Trier, Paulin. — 6436 Auf dem Rand der Stempel L. Septimi, gef. 1882, 
Trier, Paulin, abgeb. Westd. Zeitschr. II Taf. 12. 3685 Tanais, i. Jahrh., 
gef. 1880, Trier, Maar. 

Pulttisch VIII: Tiere. Ferner : Mercur. Kauernde Venus. Hercules 
Schlangen würgend. Herculeskopf. Victoria. Fortuna. Sitzende Frau 
neben Hirsch. Sitzende Frau mit Arbeitskorb. Kentaur. Kentaur mit 
Bacchantin. Bacchantin. Priapus. 

PtUttisch IX: Viele Amordarstellungen. G. 758. Amor vor einer 
Herme sitzend, gef. bei Tawern, vgl. Philanthrop 1847, 2. — Die Hirsch- 
kuh den Telephos tränkend. Fuchs und Rabe. Hirt. Mann Affen ab- 
richtend. Frau mit Palmzweig auf Krokodil sitzend. — Gladiatoren. 
G. 747. Ein Thraex im Kampfe mit einem Hoplomachus, dazwischen der 
Lanista, darunter ein Schild mit den Namen Sabinus und Popülius, gef. 
bei Niederweiler, Archiv d. G. f. n. F. 1849, 40. Gr. 752. Curtius zu Pferd, 



94 Römische Grabfunde. 

letzteres vor dem Abgrund scheuend. Siegreiche Pferde. Mann mit auf dem 
Rücken gebundenen Händen gegen einen Bock kämpfend. Ölkännchen 
in Form von Gesichtern. Lämpchen in Form eines Helmes und von 
Gesichtern. Christliche Lampen. Fünfarmige Lampe, auf dem äusseren 
Boden eingeschrieben Severo et Quintiano cfonsulifmsj, das sind die Con- 
suln des Jahres 235. 

Wandkasten X: Scherben aus Pergamon, angefertigt im 2. Jahrh. 
V. Chr., aufs nächste verwandt mit den in unserer Gegend in römischer 
Zeit gearbeiteten römischen Gefässen. Geschenk des Herrn General« 
Sekretärs des deutschen archäologischen Instituts, Prof. Conze. 

Wandkasten XI: Scherben aus Bibracte, dem Mont Beuvray bei Autun. 
Angefertigt im letzten Jahrhundert, zumeist in den letzten 50 Jahren 
V. Chr. Geschenk des Herrn Bulliot in Autun. 

Saal 19. 
Römische Grabfunde*). 

Westlich von der Thür: 214. Teil eines Bleisarcophages, mit Relief- 
darstellungen einer Jagd, abgeb. Ramboux, Taf. 12. 

Ostlich von der Thür: 215. Photographische Aufnahme der Urnen- 
gräber, welche 1896 unmittelbar vor dem Westturm der Porta nigra, auf 
dem sich vor der Stadtmauer hinziehenden Streifen (Berme genannt) 
gefunden worden sind. Die Gräber sind mit der Bezeichnung A — H im 
Schrank II/III dieses Saales aufgestellt; eines enthält eine Münze von 
Faustina I (f 141). Da die Gräber sicher nicht nach Erbauung des Thores 
auf der Berme beigesetzt sind, sondern vor Errichtung desselben einen 
Teil des nördlichen Leichenackers bildeten, so beweisen sie, dass die 
Porta erst nach der Mitte des 2. Jahrh. errichtet worden ist, vgl. Lehner, 
Westd. Zeitschr. XV S. 256. 

Ostwand: 

216. Grab für einen un verbrannten Leichnam, aus Ziegeln zu- 
sammengesetzt, gef. 1883 an der Chaussee Trier-Wasserbillig, auf Lang- 
surer Bann, vgl. Westd. Korrbl. II nr. 44. Von den 14 Ziegeln, aus denen 
das Grab zusammengesetzt war, sind neun gestempelt, und zwar sind 
drei geliefert von Assatus, zwei von Amantiolus, drei von Exsupe- 
rantius, einer von Concordius. Die Herstellung dieses Grabes muss 
der Erbauung der Thermen in Trier, welche dieselben Ziegel enthalten, 
ungefähr gleichzeitig sein, und wird in die erste Hälfte des 4. Jahrh. fallen. 

217. Abbildungen einer römischen Grabkammer, aufgedeckt im 
Winter 1890 auf 1891 an der Mündung der Kyll, Bann Ehrang, vgl. Westd. 
Korrbl. X S. 196. — Nr. 217b, daneben abgebildet, zeigt die an einer 
Lahgseite und einer Rückseite befindlichen Wandmalereien, welche Mar- 
morverkleidungen nachahmen (eine ganz ähnliche Malerei wurde 1899 in 



*) über den zeitlichen Unterschied der Brandgräber und der Skelettgräber sowie 
über die romischen Grabfeldor bei« Trier, vgl. S. 36. 



Römische Grabfunde. 



einem unmittelbar südlich vom 
Dieser Typus der Grabkamtncrn 



Dom gelegenen Gebäude freigelegt), 
^ird seit Anfang des 3. Jahrh. i 




Gegend aufgekommen sein, vgl, Westd. Zcitschr. XX S. 105; früher flllt 
also unsere Wandmalerei auf keinen Fall. 

218, Aschenkiste aus Kalkstein mit daneben stehendem Deckel, 
der mittels eiserner verbleiter Klammern am Unterteil befestigt war. Der 
Asche der Verstorbenen waren beigegeben : ein Bronzespiegel mit Griff, 
ein mit Bronzebeschlägen versehenes Kästchen, zwei Salbfiäschchen, ein 
Familiendenar, eine Münze der ersten Kaiserzeit, also ein Grab aus der 
ersten Hälfte des i. Jahrh. Gef. 1884 in Zurlaubeo. 

Südwand: Mehrere bleierne Aschenbehälter, darunter 219 mit ein- 
geritzten Verzierungen am Deckel, gef. 1896 im Maar. 

220. ABchenbehälter aus Jurakalk, von konischer, sich nach unten 
verjüngender Form, einschliesslich des Deckels hoch 37 cm. Im Innern 
lagen neben der Asche faufgeslellt in Schrank IdJ zwei Fläschchen und 
ein Vogel aus Glas und zwei Bronzespiegel. Gef. in Trier bei der 
Kanalisation vor der Landratur 2 m tief, August 1902, 

Im Mitteluckrank I: Gräber aufgestellt*), genau so, wie sie in der 
Erde gefunden worden sind. In Schrank la: 3687. Die Grabume war 



•) Di^, 



n Untei 



mj. I 



^n Gräberfeld 



UBCuma in Maar-Puilin au 
75— »79). Ds die Reiulnii 



96 Römische Grabfunde. 

in ein grosses Dolium (Weingefäss) gesetzt, dessen Hals, um die Urne 
einsetzen zu können, vorsichtig abgesägt war. Bei der Asche ein Lämpchen ; 
neben dem Dolium drei Krüge. Gef. 1880 in Paulin. 

3694. Kinderleiche in einem kleinen Holzsarge ; vom Sarg noch 
die Beschläge erhalten, an denen Holzfasern hängen. Um den Hals der 
Leiche lag ein Kettchen aus Bronzeschellen und Hornbommeln, im Mund 
eine Münze Hadrians (117 — 138). Kinder wurden schon in republikanischer 
Zeit oft bestattet, statt verbrannt. Man achte auf die kleine schwarze 
Urne, deren Hals mit dem ein Korbgeflecht nachahmenden Ornament 
geziert ist, dessen Verwendung etwa um die Mitte des 2. Jahrh. aufhörte. 
Gef. 1880 in Paulin. 

Schrank Ib: 18267. Bleibehälter, im Innern lag bei den Knochen 
das Salbfläschchen, auf dem Deckel stand die Lampe, neben dem Behälter 
ein graues Ürnchen und ein gelbes Krügelchen. Mitte des i. Jahrh. 
Gef. 1890 in St. Mathias. 

II 983. Brandgrab mit zwei Kasserollen, wie abgeb. S. 84 nr. 2 u. 3, 
einer sog. Schminkkugel aus lila Glas mit weissen Spiralfäden vgl. Saal 19, 
Schrank VII, einer Fibel mit dem Stempel Secco (vgl. Hettner, Drei 
Tempelbezirke S. 24 nr. 49) und einer Rundfibel mit vergoldeter und 
nieliierter Oberseite. Gef. 1886 bei Dahlem in der Eifel. 

Schrank Ic: S. T. 3677. Graburne, 3 Krügelchen, Glasurne fabgeb. 
Gliche S. 106 nr. 4J und Münze" Trajans, gef. 1902 bei der Kanalisation 
vor der Landratur. 

6197. Skelettgrab, aus dem Ende des 3. Jahrh.; es hatte eine lichte 
Länge von 1,50 m und war auf allen Seiten mit einer aus Sandstein be- 
stehenden 45 cm breiten Ummauerung versehen. Überdeckt war dasselbe 
mit Kalk und kleinem Steingeröll. Gef. im Sommer 1881 bei Born a. d. Sauer, 
unmittelbar neben dem Grabmonument nr. 121. Es enthielt ausser dem 
Skelett einen schönen Spinnwirtel aus Hörn, einen Bronzegriff, ein Ge- 
hängsei aus Bronze, einen Feuerstein und ein Mittelerz des Probus (276 — 282 
n. Chr.). Im Umkreis um das Grab lagen als Reste des Opfermahls eine 
grosse Anzahl von Thonscherben, darunter auch von Sigillata und feinen 
schwarzen Trinkbechern, eine grosse Menge Stücke zersägten Hirsch- 
geweihes, Bronzegegenstände und Münzen: i Trajan, 4 Gallien, 3 Clau- 
dius IL, 4 Tetricus, i Aurelian, 2 Probus, i Numerian und eine frühe 
Münze von Maximian. Vgl. Jahresber. d. G. f. n. F. für 1878 — 1881 S. 64. 

Schrank Id: 3717. Dolium, mit einer Ziegelplatte bedeckt. Im 
Dolium Terrakotten einer Venus und einer Minerva sowie ein Lämpchen. 
Daneben eine graue Urne,- in der eine Münze Nerva's lag, sowie zwei 
Krügelchen. Gef. 1880 in Paulin. 



Da jedoch die Humusschicht seit der römischen Zeit um 80 cm an jener Stelle gewachsen 
ist, so lagen die obersten Gräber ehedem nur 40 cm unter dem Boden. — Unter den 105 auf 
diesem Terrain freigelegten Gräbern befanden sich 16 begrabene Leichen. Eine lag in einem 
Sandsteinsarg, vgl. S. 39 nr. 59 ; die übrigen Leichen lagen in Holzsärgen wie die im Umkreis 
um die Skelette aufgefundenen Nägel, an denen man noch deutlich die Reste von Holz 
erkannte, zeigten; diese gehören sämtlich nicht vor den Anfang des 3. Jahrhunderts, mit 
Ausnahme der im Schrank la aufgestellten Kinderleiche nr. 3694. Die übrigen 89 Gräber 
enthielten sämtlich verbrannte Leichen; die Art der Aufbewahrung der Knochen war 
sehr verschieden, wie die Betrachtung der einzelnen Gräber zöigt. 






Römische Grabfunde. 97 

3707. Kastengrab, hergestellt mit fünf Dachziegeln ; mit grauer 
Urne u. dgl., aus der Mitte des 1. Jahrh., gef. 1800 in Paulin. 

Schrank le: Einem in freier Erde liegenden Leichnam, in dessen 
rechter Hand ein Kleinerz von Claudius Gothicus (j68 — 270 n. Chr.) sich 
befand, waren beigegeben eine Glasfiasche mit trichterförmigem Hals und 
Kugelbauch und ein Lämpchen, dessen Bild einen Mercurstab (caduceus) 
und einen Hahn darstellt, mit dem Stempel Regalia in cursiver Schrift. 

Schrank If: Schädel aus römischen Gräbern. 

SchrarA II und III: Brandgi^er von dem Grabfeld Masr-Paulln. 
Neben mehreren interessanten Gräbern der Frühzeit, wie das Grab 10204 
— ^12, welches einen Gesamtfund von .Rosettenfibeln und scharfprofilierten 
Bechern bildet, und 21041 mit Münzen aus der Zeit des Tiberius, sind 
vor allem hervorzuheben die 1896 unmittelbar an der Porta nigra ge- 
fundenen sieben Gräber (vgl. oben nr. 215), welche sehr einheitlichen 
Charakter zeigen und der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. angehören: 2043t (A) 
Hellgelbe Urne, mehrere Sigillatasciialen. Schale mit Glimmerüberzug. 
Lämpchen. — 20427 (B) Rohe Urne mit kantigem Profil und wulstigem 
Rand, zwei Schalen mit Glimmerüberzug, Lämpchen, zwei Henkelkrügel- 
chen. — 20428 (C) Grosse gelbe Urne, gciirnisstes Becherchen mit zartem 
Griesüberzug, Schale mit Glimmerüberzug, Lampe, zwei Krügalchen. — 
20429 (D) Henkelkrug mit weiter Öffnung, zwei Krügelchen. — 20430 
(E) 19 cm hoher schwarzgefirnisster Becher mit Griesüberzug als Aschen- 
urne dienend ; bauchiges Becherchen mit eingefurchter Linien Verzierung 
und aufgelegten kleinen Hufeisen en barbotine ; zwei Henkelkrügelchen. — 
20431 (F) Urne aus rotem Thon, zwei He nkelk rügeichen, kleines Lämpchen 
mit Stempel Imc, zusammengebackenes Eisen, zwei Bronzeglockchen, 
Spielsteine aus Hörn, blaue Frittperlc, durchlochtes Mittelerz der Faustina 
senior. — 20433 (H) Urne, zwei Krügelchen, Sehale mit Glimmerüberzug. 

Schrank IV: Aus Skelettgrähern von etwa 220—450, von den 
Kasernenbauten bei Trier auf dem 1. Moselufer und aus Ehrang. Zu 
beachten : iS 291 (ahgeb.J 15 Gefässe aus einem Skelettgrab, einige 
davon enthielten dünne Knochen; roher Sigillatateller von 28 cm Dm. 



98 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

fnr. lOJ, aus ordinärem gelbgrauem Thon fünf Näpfe (hr. 2 — 6J, zwei 
Schalen (nr, 8J, zwei Henkeltöpfe fnr. 1 und 11), aus schwarz bemaltem 
Thon Ürnchen 12 cm hoch (nr. 7) und zw^ei Becher f«r. 12 und 13J, 
einer mit dem Rest einer Rankenbemalung, ein gelbrQ;^ geflammt gemalter 
Henkelkrug 22 cm hoch fnr. 9). Das zugehörige SkelQtt war vollkommen 
verwest; gef. in Ehrang, vgl. Westd. Korrbl. X S. 194. 

S. T. 1541. Glasgefässe, Haarnadeln und viejj^ Münzen bis zur 
Mitte des 4. Jahrh. aus dem Holzsarg eines Erwachsenen, gef. 1890 bei 
Ehrang, vgl. Westd. Korrbl. 'X S. 189. 

18299c. Tonnen flasche, ungefähr von der Form der Glasflaschen 
des Frontinus wie Gliche S. 109 nr. 29, aber einhenklig, aus schlechtem 
grünem Glas roh geblasen und sicher einer späteren Zeit angehörig, als 
die Flaschen des Frontinus. Unten die Aufschrift im Kreis geschrieben 
EQVII///A?///, vgl. Gramer, Jahrb. d. Düsseid. Geschichtsvereins XIIII S. 151. 

Die auf Cliche S. 109 nr. 22 — 25 abgebildeten Gläser stammen aus 
verschiedenen Gräbern von Ehrang. 

Saal 20. 
Römische Grabfunde, Töpferei, Terral<otten, Leder, 

Gemmen, Ringe, Gläser, Hörn, Sigillata, Trinkbecher, Glasfabrik. 

Den oberen Teil der Wände dieses Saales zieren Nachbildungen 
der Medaillons des Mosaiks von Nennig, von dem 221 fan der West- 
wand) eine Übersicht giebt. Das Mosaik wurde 1852 fast intakt in einer 
römischen Villa aufgefunden, wo es noch an ursprünglicher Stelle (vgl. S. 84 
nr. 213) liegt; es hat einschliesslich des schwarzen Randes eine Länge 
von 18 m, ohne diesen eine solche von 13 m. Die Medaillons stellen 
Scenen aus der Arena dar: an der Südwand: 222. Ein abgerichteter Löwe 
schlägt seine Tatze in den Kopf eines Esels, dessen Körper er offenbar 
schon gefressen hat. Der Wärter will das Tier beruhigen und in den 
Käfig zurückbringen. 223. Kampf zweier Gladiatoren im Beisein des 
Fechtmeisters; der linke Gladiator ist ein retiarius, kenntlich an seinem 
Dreizack (das Netz, welches ihm den Namen gegeben hat, ist, wie meist, 
nicht dargestellt); sein Gegner ist wahrscheinlich Secutor zu benennen. 
224. Eine Tigerin besiegt einen Waldesel. — An der Westwand: 225. 
Stellt die Musik dar, die bei einem Gladiatorenspiel nie fehlen kann; 
der eine Mann spielt die Wasserorgel, der andere bläst auf der Bucina. 
An der Ostwand: 226. Ein speerwerfender Bestiarius hat einen Panther 
besiegt. 227. Drei Bestiarii, nur mit Peitschen versehen, im Kampfe mit 
einem Bären. 228. Ein ungefährlicher Kampf zweier Jünglinge (paegn^arii), 
wie er zur Mittagszeit vorgeführt wurde. — Das Mosaik wird; um 200 n. 
Chr. anzusetzen sein. — Die Imitationen sind von Herrn Historienmaler 
Stummel in Kevelaer so ausgeführt, dass zunächst auf Löschpapier (nach 
Art der Abklatsche der Inschriften) sämtliche Mosaiksteine durchgeschlagen 
sind; alsdann wurden diese mit Ölfarbe kolorieirt. Sie wurden der 
Gesellschaft für nützliche Forschungen bei ihrer Centenarfeier am 



Römische Grabfunde. Töpferei, Terrakotten, Leder u.s. 



lo. April 1901 geschenkt und zvia,r 222 — 234 von der Stadt Trier, 335 vom 
Domkapitel, 226 vom Wissenschaftlichen Verein 227 vom Kunst- und 
Gewerbe verein. 228 vom Kunstverein zu Trier. 

Schrank I. Gräberfunde: 875. Brandgrab Cabgeb.J gef. in Paulin. 

Dezennien n.Chr. 
Terranigrakrug, 

am oberen Teil 
des Bauches etn- 
ge stempelte Mus. 

Ziegelthon; Tel- 
ler aus belgischer 
Sigillata; 2 Ro- 
settenfibeln und 
drei kleinere Fi- 
beln, von denen 
zwei die Form 
von Fusssohlen haben. 

20547. Aus einem Sarg bei Maximin, Drei feine, teilweise mit einer 
Spirale umzogene Henkelfläschchen (ahgeb. S. 109 nr. 11 u. 13), vier schwarze 
Trinkbecher mit den Aufschriften bibe und dos, ein Sigillatanäpfehen. Aus 
der I. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. Vgl. Westd. Korr. XV nr. 87. 

S.T. 3671. Brand grab, in einem Dolium eine Glasurne (adjeft. 5. im 
nr. ?J, ein Henkelkrug und eine Münze Domitians.gef. 1902 vor der Landratur. 
608. Skelettgrab von der MaximinsCrasse. Schöner Gtaskelch 
mit eingeschliffenem Muster und Glasbecher in Tonnenform mit Spiral- 
fäden (ahgeb. S. 107 nr. 37 und 28), geflammter Thonkrug, Sigillata u.s.w., 
wahrscheinlich um 300 n. Chr. 

1155. Brandgrab. gef. im Maar, graue Aschcnurnc. zwei sehr 
seltene doppelhenklige Flaschen aus blauem opakem Glas {abgeb. S. 107 
nr. 1), mit Münze Neros. 

G. 106 C'^geh.) Brandgrab, gefunden in Paulin. Rost; zwei Bronze- 




100 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u 

vasen ; acht Schalen und Näpfe aus Thon, gelb-rot gesprenkelt, r 
imitierend, wahrscheinlich in der Gegend von Vichy in Frankreich fabri- 
ziert, mit den Stempeln Botlus fic und Primi, t. Jahrh. 

iT 40 fabgej>,J Brandgrab, gefunden Maar-Paulin, mit Münze 




Hadrians, sehr wertvolle Thonkanne (h. 29,5 cm) mit grüner Glasur, 
patinierte Bronze imitierend, mit sechseckigem Henkelfläschchen, einer 
Urne, Lampe und Thonkrügen. 

21009. Brandgrab, gef. in der Nähe vom Jacobsknopp bei 
Schönecken (Kr. Prüm). Gelbe Urne mit Barbotineverzierung ; zwei 
Sigillataschalen mit Lotosblättern ; Krügelchen; steilwandiger Becher [die 
Form ahgeb. S. 107 nr. 18) aus bläulichgrünem gewöhnlichem Glas, 
hoch 62 mm, breit oben am Rand S cm, mit Darstellung und Namen 
von Wagenlenkem, in der Form geblasen, aus derselben Form wie der 
Becher von Trouville-en-Caux, (abgeb. bei Cochet, Seine inf^r. p. 228)*). 
Die Darstellungen und besonders die Umschriften sind sehr undeutlich 
und durch Blasen entstellt. Oben unmittelbar unter dem Rand auf i cm 
breitem Streifen steht Eutycht vafiej, Olympe vaflej, Tari[ane?] vafUJ, 
lerax viefitj. Darunter auf einem 4 cm breiten Bande sind die vier 
Aurigae dargestellt, die sämtlich den r. Arm vorstrecken, aber nur der 
als Sieger bezeichnete Hierax hält in der R. einen Kranz, in der L, eine 
Palme. Darunter auf der zum Boden gehenden Biegung ein mit springen- 
den Tieren gezierter Streifen. Ober ähnliche Becher vgl. Schuermans, 
Ann. de Namur XX p, 145. — Unser Grab wird um 100 n. Chr. beige- 

99,57. Brandgrab, gef. bei Grügelborn (Kr. St. Wendel). Gerippte 
Aschenurne aus bräunlichem Glas (abgeb. S. 106 nr. 1), mit frühem Sigil- 
latateller und grauer Schale, Um 100 n. Chr. 



Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder « 



369 (abgtb.) Brandgrab eines Kindes, mit Münz« Domitians (81 
—96), Urne, doppelhenltligem Krug, elegantem grauem Henkel krügeichen 




mit eingepresstem Muster, s. g. Räucherkelch und mit den als Spielsachen 
des Kindes dienenden Terrakottatierchen und Spielmarken, u.s.w. 

5871. Brandgrab, gef. in Paulin. Mit Brenz e öl kännchen, Strigilis, 
Schmuckkästchen, Lampe mit Darstellung einer Victoria, 

3609. Angeblicher Gesamtfund eines Brandgrabes, aus dem Maar, 
mit Münze von Septimius Severus (193—211); schmalem Kelchglas (hoch 
1 Krystall mit Darstellung eines Kriegers (Form 
L Bronzczängelchen; einer Bronzeschale mit 
r Geräte, unter denen eine Strigilis 



■ Thonlampe mit Darstellung e 



1 Wurf 



abgeb. S. 107 nr. 25); ei 
Henkel, angefüllt mit Ri 
zu erkennen ist ; und 1 
begriffenen Minerva. 

■ 803. Brandgrab, bestehend in 
dbgA. S. 106 nr. 3) und einem durch 
Fibelpaar; der Bügel der Fibeln ist mit 

perlen geziert. Ebensolche blaue Emailperlchen auf den m 
des Titus (79 — 81) gefundenen Fibelchen bei Houben Taf, 17. 

317, Aus Sarcophagen bei Besseringen (Kr. Merzig) ein hoher 
Glasbecher mit der Aufschrift vivas tui[s Fajustine, zwei Glasfl äschchen, 
eine Sparbüchse ans Thon u.s.w, und Münzen aus der Mitte des 4. Jahrh. 
Vgl. Bonn. Jahrb. 64 S. 107. Geschenk des Hrn. Geh. Rat E. v. Boch, 



Glasbüchse (hoch 245 mm, 
Bronzekette verbundenen 
Reihe kleiner blauer Email- 
r Münze 



18566. Aus einem Sand te"n sarcophag, gef. vo 


der Mosel- 


brücke beim Schulhanse s h ne S hale aus hellem Glase mi 


eiförmigen 


Schliffen, Dm. 18 cm, fabgeb S nr. S4J ; Kugelflasche r 


nit trichter- 


förmigem Hals; Bronzem da Hon on Commodus (180—192) 


U.S.W. Das 







102 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

S, T. !574. ßrandgrab, gef. im Maar. Asehenurne, hoch i8 cm 
(ahgeb. S. 106 nr. 2J, enthielt ein Halskettchen mit silbernem Halbmonde 
und Phallen aus Silber, Elfenbein und Bernstein und eine Münze Domitians. 

S. T. 1717. Aus einem Sandstelnsarcophag, gef. auf der Paulin- 
strasse, dünne gewundene Goldstreifen, fünf Balsamarien mit breitem 
konischem Unterteil*) von der Form wie S. iog nr. 26. Elfenbeingriff u.s.w. 

18298 Cabgeb.J Inhalt eines Holzsarges, gef. in Ehrang, welcher ein 
nach Osten gewendetes, reich ausgestattetes, männliches Skelettbarg. An 



den Füssen das gewöhnhche Henkeltöpfchen (nr. 3) und der Teller mit Fuss 
aus grünlichem Glas von 35 cm Dm. (iir. 10) ; auf letzterem der Becher aus 
Milchglas, der mit Fäden von derselben Farbe netzförmig umsponnen 
ist (nr. 8); neben dem Glasteller der Sigillatanapf (nr. IJ, welcher kleine 
Knochen und die gläserne mit einem Glasdeckel bedeckte Kragenschale 
(nr. 3 und 13) enthielt. -^ Am Kopf stand eine Henkelflasche von grün- 
lichem Glas, verziert mit durch Drehung entstandenen Spiralen (nr. 6) und 
ein halbkugelförmiger Becher (nr. 4). Neben dem I. Ohr eine ganz zerdrückte 
Kugelbauchflasche und zwei spitze Becherchen (nr. 7). Auf der anderen 
Seite des Kopfes ein Glasbechcr mit Spiralrippen (nr 5), ein Glasdeckel 
(nr. 13) und ein Baisamarium (nr. 11). Vgl. Westd. Korr. X S. 191. 

Links von Schrank I: 229, Abbildung der rSmischen Töpferei, welche 
im Südwesten von Trier an der Ziege Istrasse, dicht an der römischen 
Stadtmauer im J. 1893 ausgegraben wurde (vgl. Lehner, Westd. Zeitschr. 
XV S. 240). 

Schrank II: Funde aus der römischen Töprerel (vgl. nr. 229), welche 
von der Gründung Triers bis weit ins 3 Jahrh. in Betrieb war. Äbteilimg I. 
Zuunterst: Gestempelte Scherben von s g gallischer Sigillata, feine Urnen 



INOVAVMCNi, Da aie BuchstalKii in gleiclien Zwiscbenriumen von einanfler stelle 
punkUnnen nicht vorbanden slnä, hsna der Anfang der Insclirlft auDB ein anderer e 
nomiDene Belu. Zunnemeiiter (beiCramer, Jfllirb d Dusselfl. Oeschichtsjereina xnil S. 
idenCisclien Stempel dea Kölner Hnseuma Irriger Welse ittckläuflg. Abgeselien tou 
Hltle des Bodens stellenden R sind aucli Identiacb Revue aj'Cb. S»,WiP.ia (vemiutU 
ALINGV gelesen) nnd CIL. Xll, Sesa, 19. 



Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 103 

mit weiss bemaltem Rand und mittels Glätter hergestellter Verzierung, 
Reste von Thonmasken; alles aus der i. Hälfte des i. Jahrh. — Darüber: 
Glasreste und Lämpchen. Darüber: Scherben von schwarzen Bechern 
mit Barbotineverzierung und von Bechern mit Aufschriften und weisser 
Malerei; letztere (vgl. Westd. Zeitschr. XV, Taf. 9 Fig. 6 und 7) sind 
deswegen von so grosser Wichtigkeit, weil sie die in den Beginn des 
3. Jahrh. fallenden Anfänge dieses später so beliebten Gefässtypus dar- 
zustellen scheinen. 19655 schwarze Scherbe von metallischem Glanz mit 
ausserordentlich feiner und exakter Verzierung mittels Rädchens. Darüber: 
Sigillata. — Abteilung IL Zuunterst: Reste von glasierten Gefässen und 
Wandmalerei. Darüber: Reste von eleganten Gefässen, die auf weiss- 
gelblichem Grund gewellte Striche in gelber und roter Farbe zeigen ; am 
Hals waren sie mit grossen bemalten Relief köpfen geziert. Auch diese, ver- 
mutlich um 200 n. Chr. fallenden Exemplare bildeten den Anfang der im 
3. und 4. Jahrh. in der Trierischen Gegend ausserordentlich verbreiteten 
Gattung gemalter Gefässe. Darüber: Formen zur Herstellung von Sigillata- 
gefässen, ferner Terrakotten und Thonreliefs. 

Schrank III: Reiche Sammlung von Terrakotten von verschiedenen 
Fundstellen aus der Umgegend Triers, aus Gräbern, Gebäuden und 
Tempeln; namentlich in den letzteren wurden sie in grosser Menge als 
Weihgeschenke aufgestellt. Zuunterst: Funde aus Alttrier, vermutlich aus 
einem Tempel. — Terrakottenreliefs. Darüber: Karikaturen. Mars, Minerva, 
Mercur. Figuren aus dem täglichen Leben. Darüber: Fortuna, Göttinnen 
der Fruchtbarbeit. Gladiatoren. Venus. Darüber: Göttinnen der Frucht- 
barkeit. Ganymed vom Adler entführt. Brustbilder von Knäbchen und 
Frauen. Darüber: Mann und Frau umschlungen. Tiere als Kinderspielzeug. 

Kasten IUI: Römisches Leder, gef. in Trier bei Verbreiterung der 
Moselbahn hinter dem Kaiserpalast. Schuhsohlen, gepresste Rosetten, 
mit Hakenkreuz und Anderem verzierte Zungen. 

Pultschrank V: Geschnittene Steine, Ringe, Schmucksachen. Beson- 
ders zu beachten: Tafel 2, Links, 1. Beihe: G. 1250. Achat, Intaglio, Im- 
perator mit Victoria. B^chts, 1, Beihe: 25 Sardonyx, Oberkörper einer 
weiblichen Figur, mit Stab über der 1. Schulter. 5. Beihe: 99,209 Carneol, 
Intaglio, s. g. Sapphokopf, gef. am Amphitheater. 

Tafel 3, Links, 2. Beihe:. G. 1264. Goldener Damenring, oben Roma, 
an den Seiten durchbrochene Arbeit, gef. 1844 unweit Oppen bei Merzig. 
— G. 1261. Goldener Damenring. Oben in durchbrochener Arbeit zwei 
aus einer Urne trinkende Löwen, am Reif in Niello VTVAS MI PIA 
OPPTATA, gef. 1859 in Springirsbach. — G. 1263. Goldener Damenring, 
eine Kette von 6 ovalen Plättchen bildend mit der Aufschrift in Niello 
fivrjfiovsvm öov Zcorjy ich bin deiner eingedenk Zoe, gef. im Varuswalde 
bei Tholey. — 4, Beihe: 6475. Goldener Männerring, bestehend aus recht- 
eckiger Platte und Reif mit der Aufschrift Fidem Constantino. Derartige 
Ringe (vgl. Westd. Korr. I nr. 109) wurden von Constantin für erwiesene 
Treue verliehen, gef. 1882 bei Zerf. — 9851. Goldener Männerring; schmaler 
kantiger Reif, oben ein Plättchen, worauf in späten Lettern eingraviert 
ist „VictoCrice) TurpiflisPJ votufm) libens", Weihgeschenk an die Victoria, 



104 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

gefunden 1884 bei Medard. — Rechts, 1. Reihe: G. 1222. Goldener Finger- 
ring von reicher Fassung, oben ein Carneol, worauf dargestellt ist ein 
Hase, verfolgt von einem Fuchs (?), gef. 1870 in der Mosel bei Trier. — 
2. Reihe: G. 1263. Goldener Damenring; glatter breiter Reif, oben mit 
viereckiger Platte, auf dieser zum Siegeln eingraviert ein weibliches 
Brustbild in der Tracht des 4. Jahrh. mit der Umschrift Marina vivas, 
gef. 1849 hei Ruwer. — 3 Reihe: 3529. Goldener Fingerring, oben auf ein 
Nicolo, auf dem eine Urne und zwei Tauben dargestellt sind. Der obere 
Teil des Reifs ist mit durchbrochener Arbeit und der eingravierten und 
niellierten Inschrift Prudentia Rodani vivas geziert ; das anscheinend hinter 
Frvdentia erscheinende E ist nur ein stehengebliebenes Goldplättchen, 
gef. 1880 bei Bausendorf. 

Tafel 4. 1. Reihe: G. 1291. Goldene Rundbrosche, in der Mitte Sol 
mit Peitsche, darum ein runder Streifen, der wahrscheinlich mit Edel- 
steinen ausgefüllt war, und ein mit Perlen gezierter Rand; g^i. 1845 ^^^ 
dem Kirchhof von St. Mathias. — S. T. 1425. Silberne Nadel mit teilweise 
vergoldetem Frauenköpfchen, gef. auf der Maximinstrasse in einem Sarg. 

Tafel 7. 1. Reihe : G. 1 289. Schwerer silberner Fingerring mit Ver- 
goldung, oben ein Nicolo, worauf eingeschnitten Mars (oder ein Krieger ?) 
und die Umschrift Coresmi; gef. 1870 in der Mosel bei Trier. — 2. Reihe: 
G. 1232. Silbernes rundes Plättchen, wahrscheinlich Einsatz für einen 
Siegelring, darauf als Spiegelbild eingraviert die Brustbilder von Mann^ 
Frau und Töchterchen in den Formen des 4. Jahrh. Darüber die Inschrift 
Maxenti vivas tuis ffeliciterj und ein Kranz mit zwei Tauben. 

Tafel 8, 1. Reihe: 8179. Ring aus Bernstein, oben auf ovalem 
Plättchen ufterej f(elix), dazwischen ein dreieckiges Blatt mit drei Punkten. 
— Das übrige sind Glasringe. 

Schrank VI — X: Römische Glaser. Glas waren waren bis zur Mitte 
des I. Jahrh. n. Chr. im Norden Kostbarkeiten. Sie bestanden, wie die 
Ausgrabungen in Haltern (Aliso?) und in Bibracte zeigen, zumeist aus 
importierten farbigen. Millefiori- und Marmorglasschalen (vgl. Schrank VII 
und XVI). In den Gräbern treten nur. vereinzelt kleine Ölfläschchen 
(Balsamarien) auf fabgeh. S. 107 nr, 12 und IS). 

Von der Mitte des i. Jahrh. ab erscheint das Glas zahlreicher. 
Einheimische Fabriken werden begründet. Ihre ordinären Waren be- 
stehen aus einem unentfärbten Naturglas, welches eine blau-grüne Farbe 
hat ; hieraus sind dargestellt schöne Urnen für die Asche der Verstorbenen 
(dbgeh. 8. 106 nr. 1 — 7J, kugelförmige Ölfläschchen mit kleinen Henkeln 
(äbgeh. S. 107 nr. 31), dicke rohe viereckige Salbflaschen fabgeh, S, 107 
nr. 32), kleine Balsamarien von der Form wie S. 107 nr. 12 und 13, Für 
feinere Ware bleibt farbiges, sowohl durchsichtiges wie opakes Glas vor- 
herrschend, so für kleine Balsamarien, s. g. Schminkkugeln, Vasen ; häufig 
ist namentlich azurblaues, intensiv gelbes, braunes und lilabraunes Glas. 

Mit Hadrian (117 — 138) etwa tritt statt des blaugrünen Glases ein 
ganz helles durchsichtiges wasserfarbiges auf, welches wenig irisiert. 
Die Henkel der Kännchen haben vielfach die Form von zwei einander 
zugewendeten Schlangen (vgl. Kisa, Sammlung vom Rath, Taf. 31, 26). 



Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 105 

Bei den Bechern wird, wie bei den gleichzeitigen aus Thon, der Bauch 
vielfach gefältelt fabgeb. S. 107 nr. 19J, häufig sind sechseckige Salbfläsch- 
chen (abgeh. S. 107 nr. 3). 

Einen grossen Aufschwung nimmt die Glasindustrie um die Wende 
vom 2. Jahrh. zum 3. Jahrh., wie dies vor allem durch die Grabfunde 
von Bachem und Gelsdorf (Bonn. Jahrb. 33 S. 225) im Bonner Museum 
und durch einige Funde von der Luxemburgerstrasse im Kölner Museum 
gezeigt wird. Besonders häufig ist jetzt ein 'mattiertes Krystallglas*. Um Köln 
finden sich aus dieser Zeit massenhaft Kännchen und Tiegel, deren Ober- 
fläche mit dünnen blauen, gelben, goldenen und weissen Glasfäden in Zick- 
zack und Schlangenlinien überzogen sind, ganz im Geschmack der Barbotine- 
dekoration der Trinkbecher, die um dieselbe Zeit ihren Anfang nimmt. 
Die Schnütchen, welche bei den meisten Barbotinefadengläsern erscheinen, 
werden jetzt überhaupt häufig an den Kännchen. Am Bauche der Öl- 
kännchen kommen die trichterförmigen Ausgüsse fabgeb. S. 109 nr. 12) 
in Mode. Vielfach wird das Gefäss mit einem ganzen Fadennetz über- 
zogen fabgeb. S. 107 nr. 30). Auch treten sorgfältige Schliffarbeiten, 
namentlich an Schalen und Trinkbechern auf fabgeb. S. 107 nr. 22 — 25). 

Dem 3. Jahrh., mehr der 2. als der i. Hälfte, gehören die Henkel- 
fläschchen von farbigem Glas mit umschlungenen anders gefärbten Fäden 
an fahgeb. S. 109 nr. 5 und 6). Sie scheinen auch noch bis ins 4. Jahrh. 
zu reichen und dann vielfach aus opakem, porzellanähnlichem Glas zu 
bestehen fvgl. S. 109 nr. 7). 

Von der Mitte des 3. Jahrh. ab, von wo ab die Glasware in den 
Skelettgräbern häufig entgegen tritt, sind charakteristisch Kugelflaschen 
mit trichterförmigem Hals, bisweilen mit Henkel fabgeb. S. 109 nr. 19 u. 22); 
Kugelflaschen mit röhrenförmigem Hals fabgeb. S. 109 nr. 28); schöne 
einhenklige Henkelkannen von konischer Form fabgeb. S. 109 nr. 32); 
lange Balsamarien, deren dickste Stelle in der Mitte liegt fabgeb. S. 109 
nr. 27) ; grosse tonnenförmige Flaschen fabgeb. S. 109 nr. 29), die zumeist 
den Fabriken des Frontinus entstammen (vgl. Gramer, Jahrbuch des 
Düsseldorfer Geschichtsvereins XIIII S. 117); Schalen; grosse oder kleinere 
nach unten spitz zulaufende oder ungefähr halbkugelige Trinkbecher 
fabgeb. S. 102 nr. 7 und S. 109 nr. 16) ; dies alles in einem hellen, vielfach 
stark und schön irisiertem Glas, mehrfach aber auch in einem stark 
grünlichem (nicht mehr blau-grünlichem) Glas. Die Verzierungen sind viel- 
fach eingeritzt : so Horizontalreifen und reichere lineare Ornamente oder 
aucih figürliche Darstellungen an Schalen, Bechern und Flaschen ; hierher 
gehören die zahlreichen Schalen und Becher mit christlichen Bildern. 
Vielfach sind medaillonartige bunte Glaspasten an die Oberfläche von 
Gläsern angedrückt fabgeb. S. 109 nr. 18). 

Schrank VI: Gläser von 50—150 n. Chr. G. 594, 361 1 u.s.w. Aschen- 
urnen mit kürzerem oder längerem Hals, Henkeln und Deckel, vielfach 
gut erhalten, weil sie in Dolien oder steinerne Kisten eingestellt waren. 
Zwei Stück wurden 1834 bei Heidenburg gef., Schmitt, Landkr. Trier, 
Bogen 117. (Den in Schrank I S. T. 3671 und 1574 aufgestellten und S. 106 
nr. 7 und 2 abgebildeten Urnen war je eine Münze Domitians beigegeben.) 



106 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s. 



G. 709, 702 U.S.W. Aschenurnen von kugliger Form mit kurzem 
Hals, henkellos. (Saal 19.S.T: 3677 ("aftyefi. S. MC ur. 4J mit Münze Trajans; 
vgl. Houben, Castra vetera Taf. 3 aus einem Grab wohl Neronischer Zeit ; 
etwa um 100 n. Chr. aus der Tombe d'Avennes, Bull, de l'lnst. archöol. 
Liögeois XII p. 216 nr. 19, 

6427, 8005, 1149. Doppelhenküge Flaschen fabgeb S. 107 nr. 11) 
mit erhabenen Vertikalfurchen, gef. in Paulin, sämtlich anscheinend mit 
frühzeitigen Gegenständen. 

5035, G. 639 U.S.W. Ölfläschchen {Balsamarien) aus einfarbigem 
buntem Glas (abgeb. S. 107 nr. 13), 5183, 19860 u.s.w. Balsamarien aus 
blaugrünem Naturglas (abgeb. S. 107 nr. 12), welche sich von unten nach 
oben verjüngen ; der Boden ist gewölbt, pp. dass sie nicht stehen können. 
Henkellose viereckige Büchsen, nach oben sich rundend, aus ge- 
wöhnlichem dickem blaugrünem Glas (abgeb. S. 107 nr, 6 und 7), aussen 
auf dem Boden concentrische Kreise: 18,823 gef- mit Münze Vespasians 
auf der Maximinstr., 823 Paulin in einem Brandgra.b, 

Gerippte, in der Form geblasene Schüsseln: G, 699 blau. 11088 
(abgeb. S. J07 nr. 2J grün. Schon augustisch, vgl. Ritterling, Haltern, 
S. 173 nr. 5, kommen aber noch sicher bis in den Anfang des 2. Jahrh. 
vor, vgl. Bonn. Jahrb. 96 Taf, X S. 270 ; ORL., Pfünz Taf. XX, 93. 

Auf der Südseite: 207 und 5052. Henkelf I aschen aus blau- 
grünlichem Glas mit konischem Bauch und langem geradem Hals, am 



Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s. 



Bauch spiralförmige Wellen (ahgeb. S. 107 iir. 5). Ähnliche Gefässe etwa 
vom J. loo aus der Torabe d'Avennes p. 21S nr. 23; verwandte aus der 
Tombc de Blehen, Bull, de Tinst, arch. Li^geois XIII pl. 5 nr. 11 und 13. 
G. 676b. Ordinäre grüne Flasche von cylindrischer Form 
mit kurzem Hals und breitem Henkel, ganz ähnlich den Exemplaren von 
etwa 100 n. Chr. aus der Tombe d'Avennes p. 215 nr. 16 und 17. — Die 
ähnlichen Flaschen späterer Zeit scheinen sämtlich einen längeren Hals 

2905, Gedrehte Glasstangen (Salbenreiber) aus ordinärem 
blaugrünem Glas. vgl. Houben, Taf 17 mit einer Münze von Titus. 

Schrank VII: Gläser von Chr. Geb. bis 300 n. Chr. 

5066. Gerippte Marmorglasschale (abgeb. S. 107 nr. 16J; 
kommen schon seit Augustus vor. Gcf. im Maar, 

G, 737 und 1150. Bandglasschälchen (ahgeb. S. 107 nr. 15 und 17J \ 
gef. in Trier, scheinen nachaugustisch zu sein, da sie weder in Haltern 
noch in Bibracte vorkommen. 

743, 744 U.S.W. s. g, Sehminkkugeln (abgeb. S. 107 nr. 4 und 8J. 
Sämtliche Kugeln haben Ausgussröhrchcn von etwa 2 mm Dm.*)i sie 



108 Römische Grabfunde, Töpferei. Terrakotten, Leder u.s.w. 

bestehen aus weissem oder farbigem Glas mit meist nur aufgemalter 
weisser Spirale. Häufig in rheinischen Gräbern des i. Jahrh. 

6416. In der Form geblasenes gelbbraunes Fläschchen mit 
Medusenmasken, gef. in Paulin (abgeh. S. 107 nr. 14). Technisch ver- 
wandt dem in einem Andernacher Grab mit einer MQnze des Claudius 
gefundenen Medusenfläschchen, Bonn. Jahrb. 86 Taf. VII, 10, 

4953. Vogel und Flacon (abgeb. S. 107 nr. 10 und 9J. Ebenso 
in dem frühzeitigen Grab Saal 19 nr. 220 und in dem Grab bei Houben, 
Taf. 14 mit Münze des Claudius (41 — 54). 

G. 197. Tasse aus Krystallglas mit Schliff (abgeb. S. 107 nr. 32), 
in der Form sehr verwandt der Tasse des Bachemer Grabfundes mit 
Münzen des Commodus (180 — 19z). im Bonner Museum. 

5208. Tasse mit geglätteter Standfläche und ziemlieh gut aus- 
geführten Schliff Ornamenten (abgeb. S. 107 nr. 33); nahe verwandt dem 
Becher des Mechernicher Grabfundes im Bonner Museum, der dem Anfang 
des 3. Jahrh. angehören wird, 

G. 701. Boden eines Geflsses aus mattiertem Krystall ; auf seiner 
Aussenseite gut eingeschliffen ein Medusenhaupt; gef. in Trier 
auf der Metzeistrasse, vgl. Jahresber. d. Gesellschaft 1874 S. 46. 

Rest einer Schale (abgeb.) aus Krystallglas 

^^_ mit Darstellung eines mit Zuschauern besetzten 

^Sg Circus. Die Wagenlenker fahren um die Meta 

herum. Hervorragende Schliffarbeit aus dem 

Anfang des 3. Jahrh. Gef. 1862 unweit des 

; i 'i Kajserpalastes in Trier. Vgl. Wilmowsky.Archäol. 

*■ ■ funde S. I und Kisa S. 72 und 74. 

98, 126. Rest einer Schale, ein laufender 
Jagdhund ein Tier verfolgend. Gef. in einem 
Gebäude auf der Friedrich-Wilhelmstrasse. 

17501. DoppelhenkligesÖIfläschchen 
fabgeb. S. 107 nr. 30) mit aufgelegtem Netzwerk, 
in der Form geblasen. Die gleiche Technik wie die der Gelsdorfer 
Henkelkanne, im Bonner Museum mit Münzen des Severns {193 — 211). 

17500. Blaue Henkelflasche mit Fussi'oö^eft. Ä i0?ni-.2e;. Gef. 
in einem Skelettsarg vor der Moselbrücke beim Kasernenneubau. Durch 
die Form im allgemeinen, wie im besonderen durch den stark abgesetzten 
Fuss nahe verwandt mit den dem Anfang des 3, Jahrh. angehörigen Ge- 
fässen bei Kisa nr. 86, iii, 112. 

13630, 5074 U.S.W. Blaue Henkel fläschchen mit weissen 
Spiralfäden (abgeb. 8. 109 nr. ö »nd 6). Ein entsprechendes Gefäss aus 
Buschdorf im Bonner Museum ist gefunden mit Münzen Diocletians und 
Maximians (um 300) (Bonner Jahrb. 77 S. 220), eines des Kölner Museums 
wurde 1890 auf der Moltkestrasse in einem Bleisarge mit zwei Delphin- 
henkelfläschchen gefunden, 

G. 721- Fläschchen aus grünem opakem Ghs (abgeb. S. 109 iir.7J 
mit blauem Henkel und blauem Spiralfaden, gemeinsam mit dem daneben- 




Römische Grabfunde, Töpferti, Terrakotten, Leder u.s.w. 109 

stehenden Balsamarium und spätzeitlichen Thonwaren in einem Steinsarg 
bei Ehrang gef. Vgl. Schmitt, Landkr. Trier, Bogen 193. 



1455- Doppelhenkliges Fläschchen ohne Standfläche, azurblau 
mit dünner Spirale um den Bauch und Henkeln aus gewöhnlichem blau- 
grünem Glas (abgeb. S. !')!> nr. 4J ; scheidet sich wesentlich von den eben 
besprochenen und mag wohl noch dem Anfang des 3. Jahrh. angehören, 

340. Doppelhenkliges dunkelgrünes Fläschchen in Form 
einer Weintraube, in der Form geblasen fabgeh. S. lOil nr. -J)- Ein ähn- 
liches, aber, wie es scheint, weniger zierliches Fläschchen stammt aus 
dem den Römern im J. 259 verloren gegangenen Kastell Obernburg, 
vgl. ORL. 35- 

Schrank VIII: Zuoberst Aschenurnen wie in Schrank VI. 

G. 680 ü. a. Viereckige Henkelflaschen fabgeb. S. 107 nr. 34' 
und 33J aus dickem, grünem Glas, am Boden mehrfach concentrische 
Kreise, einmal bei der grössten G. 680 in den vier Ecken die Buch- 
staben CCPC. Die Fundnotizen der Trierer Stücke chronologisch nicht 
verwertbar. Gleiche Stücke in den Remagener Gräbern 9 und 25 aus 
trajanischer Zeit, eins von der Saalburg, Jacobi Taf. 71,2, mehrere aus 
Pfünz, ORL. Taf. 8, Fig. 5 und 6. Indes scheinen diese Stücke auch noch 
in den Skelettgräbern vorzukommen, vgl Cochet, Seine Infärieure p. 409. 

5024 u. a. Kugelige Fläschchen mit zwei Delphinenhenkeln 
(abgeb. S. 107 nr. 31J, vermutlich für Salben zum Badegebrauch, da an 
vielen Exemplaren anderer Museen sich noch die Trage Vorrichtung aus 



110 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

Bronzedraht erhalten hat. Nachweisbar unter Nero (54 — 68), vgl. Houben 
Taf. 15 und das vermutlich ungefähr gleichzeitige Exemplar Saal 19 
Schrank II nr. J735b. Das Exemplar 1209 aus mattiertem Krystallglas 
soll in Nippes bei Köln mit Denare;T von Elagabal und Julia Maesa ge- 
funden sein. Vgl. auch Todtenfeld Rückingen II, 9 und Jacobi, Saalburg 
Taf. 71, Fig. 12. 

663. Balsamarien, bei denen der Bauch sich scharf vom Hals 
absetzt, sicher seit Mitte des 2. Jahrh. im Gebrauch. Bald wird wie bei 
666 (ahgeb, S. 107 nr. 2l) der Bauch konisch und der Hals* sehr lang^ 
vgl. Todtenfeld Rückingen II, 4, welche i^örm etwas verändert fabgeb, 
S. 109 nr. 26) in den Skelettgräbern sehr häufig wird, vgl. Schrank I 
nr. 1726 und 1727. 

14325. Faltenbecher fabgeb. S. 107 nr. 19) mit ziemlich breiter 
Standfläche, gef. auf der Petrusstrasse, angeblich in einem Brandgrab. 
Vgl. auch den Mainzer Faltenbecher aus einem Brandgrab Westd. Zeitschr. 
XIX Taf. 20, 2 und die Faltenbecherchen des Bachemer Grabfundes mit 
Münzen des Commodus im Bonner Museum. Doch kommen diese Becher- 
sorten noch bis tief ins 4. Jahrh. vor. 

1212 und 5034. Zwei Balsamarien mit Falten fabgeb. S. 107 nr. 20). 

Südseite: 5053. Fläschchen mit geringen Eindrücken im Bauch, 
vermutlich sämtlich dem 4- Jahrh. angehörend; vgl. ein ähnliches Stück 
bei Straub, Cimet, de Strassbourg IX, i und p. 62 mit Münzen des Con- 
stantinus jun. 

5Q71. Schmale cylind er förmige Fläschchen mit röhren- 
förmigem Hals und Delphinhenkelchen, vermutlich zum Aufhängen fabgeb. 
S. 109 nr. 21). Ähnliche aus Skelettgräbern von Andernach, vgl. Bonn. 
Jahrb. 86 Taf. X, 43 und von Steinfort, vgl. Publ. de la soci6t6 de Luxem- 
bourg V Taf. II Fig. 7 u. 8. 

9512. Moderne Nachahmung einer bei Worms gefundenen 
(Westd. Zeitschr. II Taf. III, 3 abgebildeten) römischen Henkelkanne, 
angefertigt und geschenkt von der Glasfabrik von Villeroy & Boch in 
Wadgassen. Erst nachdem das kleine Gefäss in das grosse eingesetzt 
ist, ist der Hals des grossen verengert w^orden. 

1015. Cylinderf örmiges Trinkglas milchweiss irisiert. Mit 
einigen horizontalen eingravierten Reifen. Infolge der Verwitterung macht 
es den Eindruck, als wenn es absichtlich in der Art von Damascinierung 
dekoriert sei, vgl. Kisa S. 38. 

808. Ölkännchen mit Ausguss, kommen schon zur Zeit der 
Brandgräber vor, vgl. das Mainzer Exemplar Westd. Zeitschr. XIII Taf. 
VII S. 296 und ORL., Obernburg, halten sich aber bis in die Skelett- 
gräberzeit, Cochet, Seine inferieure p. 408. 

17313. Medizinisches Instrument, um eine Injektion zu machen (?), 
gef. in einem Steinsarg bei Ollmuth (Landkr. Trier). Vgl. ein gleiches 
Revue archeol. 28 Taf. XIII, Fig. 9. 

Schrank IX und X: Gläser aus Skelettgräbern, zumeist von der Mitte 
des 3. bis zur Mitte des 4. Jahrh., einige mögen auch noch später fallen. 




Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u,fi.w. Hl 

Schrank IX: Christliche Schale (in 
moderner Fassung) mit Darstellung der beab- 
sichtigten Opferung Isaaks durch Abraham, 
ganz in heidnischem Typus mit der Umschrift 
vivas in deo, zfeses = tv<fnigj. Roh, aber nicht 
ungeschickt auf der Aussenseite der Schale ein- 
geritzt, wohl 4. Jahrh.; gef. 1870 in Pallien, vgl. 
Wilmowsky, Archäol. Funde S. 40, Kraus, Alt- 
christi. Inschriften nr. 209, Le Blant, Inscr. ehret, 
de la Gaule III, nr. 43. 

G. 607, 18857 u. a. Weisse Becher, an denen buntfarbige Pasten 
angeschweisst sind fabgeb. S. 109 nr, 18). 

G. 747. Kugelflasche mit Röhrenhals und ösenförmigen Henkeln 
fabgeb. S. 109 nr. 20); ein sehr ähnliches Gefäss des Wormser Museums, 
abgeb. Westd. Zeitschr. II, Taf. III, 2, ist in einem Skelettgrab gefunden. 

Schrank X: 694. Becher, aus weissem Glas fabgeb. S. 109 nr. 8), 
an welchen hohle Fische, Mollusken (Tintenfische) und Schalen eines 
marinen Röhrenwurmes angeschweisst sind. Um die Fische hohl an das 
Gefäss anzuschweissen, bedurfte es grosser technischer Geschicklichkeit. 
Ein sehr ähnlicher Becher ist in Rom in der Nähe der Callistuskatakomben 
gefunden, vgl. Kraus, Realenc. I S. 617. Diese Becher stammen sicher 
aus einer Fabrik und vermutlich einer italischen (vgl. auch Kisa S. 69), 
da die dargestellten Röhrenwürmer zu dem besonders im Mittelmeer 
zahlreichen Geschlecht der Spirographis gehören. Gef. nebst der darunter 
aufgestellten Schale nr. 695 in Pallien 1870. Vgl. Wilmowsky, Archäol. 
Funde S. 29. 

Auf der Ostseite des Schrankes oben : 10976 a. Flasche mit Kugel- 
bauch und Trichterhals fwie S. 109 nr. 33), gef. mit Münze Constantins. 

G. 601. Hoher Becher aus weissem Glas fabgeb. S. 109 nr. 17). 

G. 674, 675, 5302, 20435. Tonnenförmige zweihenklige Flaschen 
fabgeb. S. 109 nr. 29), drei mit Stempel des Frontinus (vgl. Gramer, Jahrb. 
des Düsseid. Geschichtsvereins 14 S. 147). Diese Gefässe fallen schwer- 
lich vor die Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. 

G. 590. ^Flasche mit Kugelbauch, Trichterhals und Henkel 
fabgeb. S. 109 nr. 19). 

G. 711. Baisamarium mit breitem konischem Fuss fabgeb. S. 
109 nr. 26). 

5000, G. 683. Grosse Balsamarien fabgeb. S. 109 nr. 27). 

5043, 5676. Grosse doppelhenklige Flaschen; G. 673 mit roh 
eingeritzten Verzierungen fabgeb. S. 109 nr. 31). 

Westseite: 

G. 614. Becher von Halbkugelform fabgeb. S. 109 nr. 16). 

G. 706. Einhenklige Flasche von Birnenform, h. 26 cm, das 
Innere ist durch Zwischenwände für die Aufnahme von drei verschiedenen 
Flüssigkeiten hergerichtet; gef. 1808 in einem Sarg bei Pallien. — Ein 
fast genau entsprechendes Gefäss im Museum Walraflf-Richartz in Köln 



112 Rörnisehe Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

252 ; nur -in zwei Teile geteilte kleinere, früherer Zeit angehörige in dem 
Grab von Remagen 34 und im Bonner Museum. 

An OsUcand. Wandkasten XI — XV: Gegenstände aus Hörn und 
Bein. XI: Spielsteine. XII: Haarnadeln und Kämme. XIII: Spinnwirtel, 
Schnürnadejn. Pfeifenartig zugerichtete Hirschzinken, welche von den 
Römern sehr stark verwendet würden. Man erklärt sie als Seilerhörnchen 
oder nimmt an, dass sie zur Verpackung von Waren und zur Befestigung 
auf den Lasttieren gedient hätten, vgl. Jacobi, Saalburg S. 537. — XIV: 
Messergriffe und Löffel. XV: Haarnadeln, teilweise noch in rohem, 
unfertigen Zustand. 

Pulttisch XVI: Tafel 1. 12004. Verziertes Hirschgeweih, gef. 
auf der Gilbertstrasse. Sehr ähnlich das Stück in Saal 15 Schrank II; 
Zweck unerklärt. .18^826. Cylinderförmiges Büchschen aus Knochen, gef. 
auf der Maximinstrasse. S. T. 2896. Büchschen aus Elfenbein in Form eines 
egyptischen Gesichtes, 6 cm hoch, es fehlt oben der Verschluss und 
unten der Schieber /a6^e6. S. 113 nr. 8J; gef. 1902 bei der Kanalisation 
auf dem Zuckerberg i. Ein fast identisches Büchschen aus Heidenheim, 
vgl. ORL. Taf. III, 33, — 9231. Kleiner Spinnwirtel aus schwarzem 
Thon mit der Aufschrift: „imple nie, sie versa me. Füll mich (mit Hanf) 
an und so dreh mich herum"., [Die daneben stehende primitive Spindel 
mit Wirtel aus dem Schwarzwald entspricht der antiken. Das über Wand- 
kasten XV aufgestellte, von Frau van Kalker in Trier angefertigte Figürchen 
zeigt eine spinnende Römerin.] 13628. Spielstein aus Hörn mit Darstellung 
eines siegreichen Wagenlenkers in seinem vierspännigen Rennwagen; 
gef. auf der Wallramsneustrasse. — Mehrere" Würfel. 

Tafel 2. 19733. Augenarztstempel, gef. in der Gegend von 
Bitburg (vgl. Westd. Korrbl. VII nr. 40). Der Stempel lautet CrocodfesJ 
ad aspfritudinemj SecundfiiJ Antoni(i); crofeodesj dialapidofsj [fitä Isniöog] 
AntonißJ medici. Die Salbe des Arztes Secundius Antonius bestand also 
aus gefeiltem Kupfer (Utt/s) mit einem Zusatz von Saffran (crocus); der 
Stempel wurde der Salbe aufgedrückt. 

10 1. Kleines ovales Näpfchen aus Gagat (= Jet, Pechkohle), 
gef. in Pallien. Geschenk des Katasterassistenten Schäfer in Trier i. J. 1877. 

3896 (ahgeh. S. 113 nr. 1) Teil eines flachen Reifens aus Elfen- 
bein, vielleicht der Rand einer Tischplatte. Der Reifen ist 51 mm breit, 
der Dm. des inneren Kreises betrug 59 cm. Sehr gute Schnitzarbeit, dar- 
•stellend eine mit Blättern und Blüten verzierte Epheuranke, die sich um 
einen Satyrkopf und einen weiblichen Kopf, vermutlich den einer Mänade, 
schlängelt; gef. 1902 bei der Kanalisation auf der Simeonsstrasse. 

Griffe von Klappmessern. 18373 (ahgeh. S. 113 nr, 11) Oberkörper 
eines Windhundes, der aus einem Tischfuss mit Löwenkrallen heraus- 
wächst, Elfenbein, gef. am Güterbahnhof. — 98, 18 (ahgeh. S. 113 nr. 2) 
Pan mit Syrinx, Elfenbein, 56 mm lang, gef. in Dalheim.. — t 20 (dbgeb. 
S. 113 nr. 5/ Hercules mit der Keule, Knochen, lang 65 mm, gef. in 
Köln. — G. 1133 (ahgeh. S. 113 nr. 4) Kauernde nackte Venus, 
Knochen, lang 64 mm. — 1121 (ahgeh. S, 113 nr. 5) Stehende nackte 
Venus, Knochen, lang 8 cm, gekauft in Köln. — 98, 25 (ahgeh. S. 113 nr. 6J 



Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Lcder u.s.vv. H-J 

Amor, im Motiv des Dornausziehers, Knochen, lang locm, gef. auf der 
Engelsstrasse im Maar. — 21120 Cabgeb. nr. lOJ Delfihin, Knochen, 
lang 85 mm, gef auf der Saarstrasse. 

1900. 314 (abgeb. nr. 7) Messer mit festem Griff, roh in Form 
eines Vogels, Knochen, ohne das Eisen lang 8 cm, gef. auf der Südallee. 
S. T. 4364 (abgeb. nr. 9J Griff mit Pinienblättern geziert. Knochen, 
lang 66 mm, gef. 190z bei der Kanalisation auf der Südallee. 



2570 (abgeb. nr. 13) Bruchstück eines Flachreliefs, Jüngling mit 
Chlamys bekleidet, jetzt hoch 37 mm, gef, in einem Grab auf der 
Paulinstrasse. 

Tafel3. Römisches Glas. I. ÄriAe; Millefioriglas von verschiedenen 
Fundstellen aus Trier und nächster Umgegend. G. 741. Drei Glasstäb- 
chen, wie sie zur Fabrikation der Mlllefiori verwandt wurden, sie sind 
aber vermutlich neueren Ursprungs. 3. Heike: G. 738. Bandglasschale 
mit Umfassung und Einlage von Reticellafäden. 4. Seihe: S. T. 3436b. 
Rest eines steilwandigen Bechers mit Gladiatorendarstcllungen, 
hoch 62 mm (Form wie Clichö S. 107 nr. 18), aus blauem Glas geblasen. 
Hinter das blaue Glas ist eine ganz dünne Schichte weissen Milchglases 
geblasen. Auf dem obersten Streifen stehen die Namen eotum\ BVS 
CALAMVS; auf dem breiten Hauptstreifen sind noch die Beine eines 
an der Erde liegenden Gladiators und zwei sich gegenüberstehende 
Secutores zu sehen; gef. 1902 bei der Kanalisation in Trier, gehört zu 
<Jer zahlreichen Klasse der um 100 n. Chr. angefertigten Aurigae- und 
Gladiatorenbecher. Vgl. Schuermans, Ann. de Namur XX p. 145. — 
14588. Bruchstück eines weissen, jetzt schön irisierten Bechers von etwa 
J5 cm Dm,, bei dem 2 cm unter dem Rand ein freiabstehender Kragen 
herabhängt, aus dem langgestreckte, ovale Hohlräume ausgesägt sind. 
"Verhältnismässig einfaches Stück der berühmten Sorte der Diatreta. 



114 Römische Grabfunde, Töpferei, Terrakotten, Leder u.s.w. 

Tafel 4, Rtfmisches 6la8. 98, 83. Bruchstück eines halbkugelförmigen 
Bechers, mit roh eingekratzten Darstellungen von menschlichen Figuren, 
4. Jahrh., gef. auf der Friedrich-Wilhelmstrasse. — 20065. Bruchstück 
eines schönen kobaldblauen Gefässes vom selben Stpff wie S. 108 17500, 
gef. in der Trierer Thonfabrik. — 20052. Ganz düni^ hellrosa Scherbe 
mit zierlichen Verzierungen, aus milchweissen Fäden, |[ef. in der Trierer 
Thonfabrik. — 2008. Scheirbe aus rohem gelbgrünem Glas, worauf erhaben 
die Buchstaben G * E, vermutlich der Boden eines Gefässes, gef. in Trier 
bei der Verbreiterung der Moselbahn. 

Tafel 5 und 6. Römische Perlen aus verschiedenfarbigem Glas. 

Tafel 7. Funde aus den Halden einer rSmischen Glasfabrik von der 
Hochmark bei Cordel, ausgegraben Frühjahr 1880, besprochen Bonner 
Jahrb. 69 S. 27 (vgl. auch Schrank XIXj. Reste von Schmelzproben, 
grünem Fensterglas, lilarotes Glas mit Mangan gefärbt ; Glas mit Kupfer- 
rot, mit Kupferoxydul ; viele Reste von gewöhnlichen grünen Gefässen mit 
Spiralfäden, grünes Glas mit ausgezwickten Nuppen, Reste eines dicken 
Gefässes aus Eisenglas mit roter (Kupferoxydul) und gelber (Antimon) 
Färbung. — Dicke Scherbe aus blauem opakem Glas mit einer Blumen- 
ranke in hohem Relief. Scherbe aus hellem blaugrünem Glas mit auf- 
gelegten breiten Rippen, die aus weissen und blaugrünen Fäden zusammen 
geschweisst sind. Die beiden letztgenannten Stücke gehören wohl noch 
dem Ende des i. Jahrh. an, während die übrige Masse auf das 3. Jahrh. 
zu weisen scheint, sodass die Glasfabrik auf der Hochmark eine lange 
Dauer gehabt hat. 

Tafel 8. Viele kleine Scherbchen von Millefiori. Man gab 
an, dass sie aus der Glasfabrik von der Hochmark bei Cordel stammten 
(vgl. Bonn. Jahrb. 67 S. 156), was aber jedenfalls irrig ist und heute viel 
schärfer ausgesprochen werden kann als dies Bonn. Jahrb. 69 S. 27 ge- 
schah. — Wahrscheinlich stammen sie aus Italien. 

Schrank XVII und XVIII: Gefässe aus Terra sigillata, ungefähr 
in chronologischer Reihenfolge. Dieses Geschirr war bei den Römern 
sehr beliebt, es wurde deshalb gleich anfänglich von den Galliern in 
verschiedenen Manieren nachgeahmt, dann tritt die in italischer Weise 
fein geschlemmte und gefirnisste Ware auf, die sich bis gegen das Ende 
des 3. Jahrh. in leidlicher Technik erhält. Dann schwinden die Fabrik- 
marken, der Firniss und die feine Schlemmung. 

Schrank XIX: Trinkbecher von grauer und schwarzer Farbe, 
vielfach mit weiss aufgemalten Aufschriften, aus dem 3. — 5. Jahrh. — 
Unten: Gegossene römische Fensterscheiben, teilweise aus grünlichem Glas, 
teilweise ganz durchsichtig ; an einem Stück aus der römischen Villa bei 
Wustweiler (Kr. Ottweiler) kann man die Herstellung durch Breitziehen 
des auf eine Platte gegossenen Glases mittels der Zange besonders deutlich 
erkennen. 5356. Stück mit antiker Bleifassung aus der römischen Villa 
von Wellen (Kr. Saarburg). — Grosse Massen Glasscherben, rohes Glas 
aus der Glasfabrik von der Hochmark (vgl. oben Tafel 7). Ebendaher 
viele Reste von den Häfen, in denen das Glas geschmolzen wurde; sie 
bestanden aus dicken festen Thongefässen und sind ganz verschlackt. 



Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. 115 

Saal 21. 

Vorrömische Altertümer. 
Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit 

Wandtafel I und Pulttisch II: Funde aus der bei Gerolstein 
an der Monterlei gelegenen Buchenlochhtfhle, die 1879 von Herrn 
Maler Eugen Bracht untersucht wurde (vgl. Eugen Bracht, die Aus- 
grabung des Buchenlochs, Trier 1883 und Virchow und Nehring, Ver- 
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie 1883 S. 492). Die 
Hauptmasse der Funde bilden Tierreste der Quaternärzeit, von Mammuth, 
Nashorn, Renntier, Höhlenbär, Pferd, von einer Art Rinder, von Wolf, 
Eisfuchs, Hermelin, Halsbandlemming, der Sibirischen Zwiebelmaus, von 
einem rabenartigen Vogel, vom Moor-Schneehuhn und Gebirgsschnee- 
huhn. Die eigentliche Steppenfauna ist nicht vertreten. Dass diese 
Tiere durch den Menschen in die Höhle gebracht worden sind, machen 
ausser anderen Umständen einige wenige Feuersteine und sehr viele 
ganze oder zerschlagene Rollkiesel wahrscheinlich, welche zwischen den 
Tierknochen gefunden sind und als Werkzeuge und Waffen jenes Ur- 
menschen angesehen w^erden, weil sie auf natürlichem Wege nicht in 
die Höhle gekommen sein können. Im hohen Grade auffallend ist im 
Vergleich mit anderen primitiven Wohnstätten das geringe Vorkommen 
des Feuersteins und der Mangel an sicher bearbeiteten Knochen, denn 
die angenommene Bearbeitung der auf Tafel I und Pulttisch II zusammen- 
gestellten Stücke ist sehr zweifelhaft. Ob von den, übrigens gleichfalls 
in nur sehr geringer Zahl aufgefundenen Thonscherben die ältesten 
und primitivsten der quaternären Fauna gleichzeitig gesetzt werden 
dürfen, ist gleichfalls unsicher; sie bestehen sämtlich (zusammengestellt 
auf Tafel 2) aus graublauem Thon, dessen Aussenseite rot gebrannt ist, 
nr. 2 ist ein Randstück mit Fingereindrücken ; bei nr. 5 zeigt die Aussen- 
seite die Abdrücke des Binsengefässes, in dem der Topf hergestellt ist. 

Wandgestell HL Steingeräte. Tafel 1: Feuersteinmesser 5114 
gef. in der Eifel. G. 77c fahgeb. S. 116 nr. IJ, lang 11,5 cm. — Pfeil- 
spitzen aus Feuerstein: 8292 gef. bei Thalfang, Geschenk des Hrn. Reg.- 
Sekretärs Nusbaum. 99, 29 — 31, gef. im Haardtwald bei Schwemlingen 
(Kr. Merzig), abgeb. Jahresb. d. G. f. n. F. f. 1894 — 99 Taf. III, i — 3, 
Geschenk des Hrn. Commerzienrates Rene v. Boch. — 1901, 60, (ahgeh, 
S. 116 nr. 2) lang 106 mm, gef. 1901 bei Wadgassen, Geschenk des Hrn. 
Directors Scheid. — 10689 Steinbeil, befestigt in Hirschhorn, bestimmt 
zum Einlassen in einen Verticalgriff aus Holz, gef. in einem Pfahlbau. — 
Grosse Steinbeile aus Feuerstein. 

Tafel 2 und 3: Viele Steinbeile aus schwarzem Kieselschiefer, 
gef. zumeist auf der Hochmark bei Cordel, 2086 (ahgeh. S. 116 nr. 3). — 
Tafel 0: Steinbeile aus Quarzit 859 (ahgeh. S. 116 nr. 4J, gef. 1878 bei 
Uexheim (Kr. Daun). — Tafel 7—9 aus Diabas, häufig vom Saargau. — 
Tafel 10 aus Grauwacke. — Tafel 11 aus wertvollem Material: G. 4 Blau- 
grünes Chloromelanit-Flachbeil (ahgeh. S. 116 nr. 5J, lang 25 cm, gef. 1873 

8* 



116 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit. Hall Stattzeit. 



bei Pfaizkyll. Geschenk des Hrn. Dr. Bone, vgl. A. B. Meyer, die Nephrit- 
Jadeit-Objekte des Dresdener Ethnogr. Museums S. 23. G. 3 lang 24 cm 
(dbgtb. nr. 6), gef. bei Saarburg. Geschenk des Hrn. Lehrers Schäfer in 
Saarburg; grasgrün, wahrscheinlich Jadeit, vielleicht bestehen die Ein- 
sprengungen aus Feldspath, Schneide und Spitze stark defect, Arbeits- 
beil? — Beide Beile stehen wegen ihrer auffallenden Schmalheit unter 
den deutschen Jadeit- und Chloromelanitbeilen ziemlich isoliert, vgl. A. 
B. Meyer, — Tafel 13: Durchbohrte Beile. — G. 11 (abgeb. nr. 7J, Diabas, 
lang i8,s cm, gef. 1879 bei Birresborn liegt in Pulttisch 3. 

Wandgesiell IV. Tafel 1: G. 80 Kupferaxt fabgeh. nr. 8), lang 12,5 cm, 
gef. 1862 im Hafen bei Bingen. 

Broniezelt. Tafel 1: Randäxte, welche die älteste Periode der 
ältesten Bronzezeit bilden. G. 78 (abgeb. nr. 9J, lang 113 mm. gef. in der 
Mosel bei Trier. 922 (abgeb. nr. 10) Axt mit ausladendem Rand, unbe- 
kannten Fundortes, südlicher Typus, vgl. Schumacher, Westd. Zeitschr. 
XX S. 198 zu Fig. 14. 

Tafet 2: Fund der ältesten Bronzezeit von TrMBem (Kr, Saar- 
bui^). Mitte Januar 1902 gemacht im Gemeindewald unter einem Stein 
(ahgeb. S. 117 nr. 1—13). R a n d ä x t e aus Bronze (abgeb. S. 117 nr. 1—5), 
alle hatten oben einen Ausschnitt; an Fig. 5 eine fast unsichtbare Rast. 
Nr. 6 spateiförmige Axt mit niedrigen Seitenrändern, jetzt 22,5 lang, mit 
punktierten Linien verziert. Kuvzschv/eit. (abgeb. S. 117 nr. 7), Griflfende 
abgebrochen, mit sehr starkem Grat, die Klinge mit ganz feinen punk- 



Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, HallstaCtzeit. 117 




tierten Lmien verziert 
fabgeb. nr. 6 — llj. zwei bestehen aus Spiralen aus doppeltem Golddraht, 
derer beide Enden geschlossen sind, von sechs Windungen, die beiden 
andern Stöcke bestehen aus einfachem Golddraht und haben neun, resp. 
sechs Windungen. Sie werden alle vier wegen ihrer Ausdehnung wahr- 
scheinlich nicht als Fingerringe, sondern als Lockenhalter gedient haben. 
Tordierter ovaler Goldreif (ahgeh. nr. 1:!). gr. Dm. 65 mm, 47 
Gramm schwer; da die nicht beweglichen Enden nur la mm von einander 
stehen, so ist der Ring nicht über ein Handgelenk gegangen und muss 
einen andern Zweck gehabt haben. Goldene Nadel faligeb. nr. 13J, 
lang 15.2 cm, wiegt lo Gramm. Der Draht der Nadel i.st auf den unteren 
zwei Dritteln rund, sich gegen das Ende allmählich verjüngend, während 
das obere Ende bis zum Beginn der Spiralen vierkantig ist und auf den 
vier Kanten mit scharf eingeschnittenen Linien geziert ist. Zuoberst 
befinden sich fünf aus Draht zusammengewickelte Spiralen, von denen 
je zwei seitwärts vom Mittelstab liegen, eine nach vorne gewickelt ist. 
Die Nadel wird in dieser Zeit, die noch keine Fibel kannte, zur Be- 
festigung des Gewandes gedient haben und kann auch von einem Mann 
getragen worden sein. Die sämtlichen Gegenstände können zur Aus- 
rüstung und zum Schmucke eines Mannes gehört haben (vgl. We.std' 
Korrbl. XXI, September-October, Nr. 64). 



118 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. 

Tafd 3; Mittlere Bronzezeit. Absatzäxte. G. 83a mit 
ij anderen Äxten gef. bei Tünnesdorf (Kr. Saarbui^), Geschenk des 
Hrn. Geh.-Rat E. Boch, vgl. Jahresb. d. G. f. n. F, 1855 S. 71. — G. 81 
fabgeb S. 116 nr. 11), 14 cm lang, gef. 1870 in der Mosel. — 99, 2^ gef. 
in Walleifangen, abgeb. Jahresb. d. G. f. n. F. 1894 Taf. m, Fig. 5, Ge- 
schenk des Hrn. Commerzienrats R. v. Boch. — Die Heimat dieser Äxte 
ist Frankreich, vgl. Undset, Westd. Zeitschr. V S. 16, 

Talel 4: 6479. Bei Lautenbach (Kr. Ottweiler) 1882 gef. 'm einem 
Tumulus mit Steinsetzung. — Radnadel (abgeb. nr. 12J; der Typus ist 
am Rhein entstanden, vgl. Schumacher, Westd. Zeitschr. XX S. loo; zwei 
Reife (abgeb. nr. 13), deren beide Enden In Spiralscheiben endigen, ver- 
mutlich Schmuck der Unterschenkel, vgl. Westd. Korrb!. X nr. 43; eine 
Bronzenadel (abgeb. nr. 14), vgl. Westd. Korrbl. I nr. 135. 

Tatel 5: Jüngste Bronzezeit. Schaftlappenäxte. G. 84 (abgeb. 
nr. 15), lang 20 und G. 87 (abgeh. nr. liij, jetzt lang 16 cm, gef. in Kastei 
{Kr. Saarburg). 

Tafet 6: Hohläxte (abgeb. nr. IT) 388, lang 11,3 cm, gef. bei Uex- 
heim, Geschenk des Herrn Pastor Haubrich. — 18428 gef. in Kirf bei 
Saarburg, Geschenk des Hrn. Besselich. — G. 98 Sichel (abgeb. nr. 19), 
gef. in Koenen, vgl. Archiv 1855, 10, genau entsprechend den Sicheln 
der Depotfunde von Niederjeutz und Frouard. 

G. 92 (abgeb. nr. 18) Morgenstern, gef. mit Schaftlappenäxten und 
Hohläxten bei Saarburg, vgl. Jahresbericht der G. f. n. F. für 1855 S. 71. 
— G. 77c (abgeb. nr. 20) dünne Schieferplatte von 52 mm Breite, Form 
zum Giessen von kleinen Bronzeringen. 

Tafel 7—10: Depotrund von Wallarfangen (Kr. Saarlouis), 1850 südlich 



Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. H9 

vom Hanselberg gemacht, vgl. Jahrcsber. d. G. f. n. F. für 1894 — 99 
S. 27 und Taf. I. Die Originale, sämtlich aus Bronze, befinden sich im 
Mus6e St. Germain bei Paris, hier sind nur colorierte Gipsabgüsse vor- 
handen. Der Fund besteht aus: Bronzeschwert vom sg. Möringer Typus 
fabgeb. S, 118 nr, 1), vier Äxte vom Typus der Schaftlappen- und Hohl- 
äxte (ahgeh. nr. 2 und 3J, eine Gussform zur Herstellung von Schaft- 
l^ppenkelten (äbgeh. nr. 4 und 4ajj vierzehn Arüibänder mit aufgekrempten 
Seitenrändern, wie sie in der Moselgegend und dem anstossenden Gebiet 
Frankreichs mehrfach vorkommen (abgeb. nr. 5J, vgl. Schumacher Westd. 
Zeitschr. XX S. 208, ein grösseres und mehrere kleinere Schallbleche, 
die etwa mit einem Tamtam zu vergleichen sind (abgeb. nr. 6 und 7J. 
Ausserdem Ringe (abgeb. nr. 8J, Trensen (abgeb. nr. 9 und 10), Knöpfe 
(abgeb. nr. 11) y grosse Scheiben (abgeb. nr. 12), Röhrchen (abgeb. nr. 13) 
und durchbrochen gearbeitete Bronzeplatten (abgeb. nr. 14), die vermut- 
lich zu Pferdegeschirren gehörten. Besprochen und abgebildet Jahresb. 
d. G. f. n. F. f. 1894 — 99 S. 27; vgl. ähnliche Depotfunde bei Kenne, 
Lothring. Jahrb. XII S. 409. Die Form der Äxte und des Schwertes be- 
weisen den Ursprung aus der jüngeren Bronzezeit. 

Zur jüngeren Bronzezeit vgl. auch noch Pulttisch VI. 

Tafel 12: 17330. Fund der jüngeren Bronzezeit, gef. 1889 beim 
Strassenbau bei Horath (Kr. Bernkastei), bestehend aus Gehängsein in 
der Art der auf Tafel 8 ausgestellten von Wallerfangen und 22 flachen 
Ringen, abgeb. Westd. Zeitschr. IX Taf. 17, i u. 2. 

Tafel 6, rechts: Funde aus einem Brandgrab, entdeckt 1899 in 
Rech (Kr. Merzig), besteht aus einigen teilweise scharf profilierten 
Scherben, einer Bronzenadel mit starken Rippen unter dem nahezu 
runden grossen Kopf, einem Messer und Armband. Gehört der Über- 
gangszeit aus der Bronze- zur Eisenzeit an. Besprochen und abgebildet 
Jahresber. d. G. f. n. F. für 1894 S. 26. 

Schrank V: Funde aus den Grabhügeln von Wintersdorf a. Sauer, 
ausgegraben 1898, vgl. Westd. Zeitschr. XVIII, 1899 S. 413. Die Gräber 
reichen vom Übergang der Bronzeperiode zur Hallstattperiode 
bis in die Latfenezeit, doch seien hier nur die ersteren herausgehoben: 
201 (abgeb. S. 120 nr. 1) Napf aus feinem Thon, über der gelben Gründmasse 
eine lederbraune dünne geglättete Schicht, gr. Dm. 18 cm, um den oberen 
Teil des Bauches mit einem scharfen Instrument sehr sauber eingezogene 
Reifen, nr. 2 kleinerer Napf derselben Art. nr. 3 zwei Bruchstücke 
eines Napfes mit herausgetriebenen Buckeln und scharfen Linearver- 
zierungen, nr. 4 Teller, Dm. 21,3 cm, das Ornament, mit einem sehr 
scharfen Instrument eingeritzt, besteht aus Strahlen, die von der Mitte 
ausgehen und aus drei ungefähr parallelen Wellenlinien, die sich am Rande 
entlang hinschlängeln, verwandt ist die Ornamentation der Bronzeagraffe 
bei Chantre, äge du Bronze pl. 48, i und 2 und von Scherben des Pfahl- 
baus Wollishofen in Antiqua 1886 Taf. VI, Fig. 10 S. 23. — wr. 5 Drei 
perlenförmig zusammengerollte Hülsen aus ganz dünnem, hellem Gold- 
blech, lang etwa i cm. Dm. etwa 5 mm, geziert mit vertikal um die 
Perlen herumlaufenden Linien, nr. 6 Spirale, Dm. 9 — 10 cm, ist aus einem 



120 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronitzcit, Halistattzeit. 



dünnen Bronzeblech ausgeschnitten und endigt in einen Bronzedraht, 
vermutlich fehlt eine identische Spirale, mit der sie zusammen eine 
Doppelspirale bildete. Am genausten stimmen überein die Bruchstücke 
aus einem Tumulus des Jura bei Chanire. Premier äge du *fer pl. 23. — 
nr. 7 Zwei Armringe in Form von Hufeisen mit Endstollen, gr. Dm. 86 mm, 
mit scharf eingeritzten Linienverzierungen ; die Endstollen sind ungewöhn- 
lich klein und stehen nur 24 mm auseinander. Die Ringe sind vollkommen 
massiv, wiegen jeder 215 Gramm. Für die Übergangszeit des Bronze- 
zum Eisenalter, vgl. Tischler in Westd. Zeitschr. V S. 176, sind in unserer 
Gegend die Hufeisenarmbänder und Doppelspiralhaken charakteristisch. 
Unsere offenbar Metallgefässe imitierenden schmucken Thongefässe finden 
ihre Parallele z. B. in den Funden von Oftersheim (bei Wagner, Hügel- 
gräber III nr. 24 und 25), von Nauheim {Konen, Keramik Taf VI, 2—4) 
und einen Fund aus der Gegend von Mainz im Mainzer Museum. 

206. Aus derselben Zeit nr. 8 Schwarzbraune Urne, hoch 25 cm. 
Darin lag nr. 9 Becherchen von dünner Wandung, dessen Ornamente 
teils mit dem Glätter, teils mit einem scharfen Instrument hergestellt 
sind. — Bruchstück eines 4 mm Bronzedrahtes von einem Armreif her- 
rührend, nr. 10 Urnenrand mittels Fingereindrücken bandartig dekoriert. 
nr. 11 Urne, 20 cm hoch. !n höheren Schichten lagen zwei Kiesel- 
schiefer, die vielleicht bei der Herstellung des Grabes verloren gegangen 
sind; der eine zeigt deutliche Spuren von Benutzung. 

209, Aus derselben Zeit nr. 13 Napf, hoch 7 cm; nr. 13 Urne, 
sehr zerstört und restauriert, um den oberen Teil des Bauches läuft ein 
erhabener Reifen, «r. 14 Schale oder Deckel aus braunem Thon, dünn- 



. Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit. 121 



wandig, Dm. 14,6. Die Dekoration ist teils mit Glätter, teils mit einem 
schärfen Instrument hergestellt. S. 120 nr. 15 Becherchen aus braunem Thon. 
An Ostwand: 2. s. g. Napoleönshut, primitiver Mühlstein. 
Pulttisch VI: Bruchstück eines s. g. Napoleonshutes. 
Schwert und Schallblech aus dem Depotfund von Wallerfangen, 
vgl. Hängegestell IUI Tafel 7—10. 1790a. Schallblech, Original, 
gef. 1872 im Parke des Hrn. v. Galhau in Wallerfangen, abgebildet und 
besprochen Bonn. Jahrb. 57 S. 228. Es ist etwas kleiner als das aus dem 
Wallerfangener Depotfund. — 17969. Eisenrohluppe, 46 cm lang, 
gef. bei Gonzerath, Geschenk des Hrn. Oberförsters Bauer in Bernkastei. 
In dieser Form wurde das Eisen in den Handel gebracht, vgl. Beck, 
Geschichte des Eisens. 

Schrank VII: Funde aus Grabhügeln aus der Gegend von Mehren 
(Kr. Daun), namentlich von der Steineberger Ley, ausgegraben 1887 und 
1888, vgli' Trierer Zeitung 1888 nr. 279 und Lehner im Jahresber. d. G. 
f. n. F. für 1882 — 1893. Aus einer grossen Anzahl Hügel wurden 20 Stück 
untersucht, die zumeist, abgesehen von einigen wenigen Nachbestattungen 
der La Tenezeit, ein sehr gleichartiges Inventar einer nicht reichen Be- 
völkerung der späteren Hallstattzeit ergaben. Die Thongefässe sind schwach 
gebrannt und geschwärzt, die Ornamente in den leberweichen Thon mit 

einem breiten Instrument 
eingefurcht (vgl. nr. 1 — 5J. 
Zumeist besteht das Ge- 
schirrinventar jedes Grabes 
aus einer Urne, einem Napf 
und einem Becherchen. In 
den meisten Gräbern lagen 
ein oder zwei Stücke Eisen, 
meistens Lanzen. Fibeln 
fehlten vollkommen, von 
sonstigen Bronzen kam ein 
Eimerchen, von dem jedoch 
nur noch der Rand und die 
Henkel erhalten waren fab' 
geh. nr. 6 und 7), mehrere 
Hals [oder Brust?] -Ringe 
(ahgeh. nr. 8) mit wechseln- 
der Torsion, ein schwerer 
Halsring mit Endknöpfen 
fabgeb. nr. 9J und Armbänder, 
welche abwechselnd mit 
wagerechten und horizonta- 
len sehr exakt eingravierten 
Strichen geziert sind (abgeh. nr. lOJ, zum Vorschein. Leichenbrand wurde 
nur in zwei Fällen konstatiert, alles übrige waren Leichenbestattungen. — 
Die Wendelringe und gestrichelte Armbänder sind in unserer Gegend für 
die spätere Hallstattzeit charakteristisch. 




122 Vorrömische Altertümer. Steinzeit, Bronzezeit. Hallstattzeit. 



Hallstattgräber aus der Umgegend v 
gegraben 1892 und 1893, vgl. Lehner, Jahresber. d. G. f. n. F. für 1882 
bis 1893. 1938a ausgegraben auf dem Königsfeld. Neben der verwesten 

Leiche folgende 

Beigaben: eiserner 
Hohlkeit Cnr. .1) ; 
I Urne und Napf 
ganz von der Art 
der Mehrener fnr. 
$«, 9J. AusBronze : 
ein geknöpfelter 
Hals ring, an dem 
ein Bronzekett- 
chen hing (»r. 4); 
zwei Hals(?)ringe mit wechselnder Torsion (nr. 5); sieben Armringe an 
jedem Arm mit Strich Verzierungen (nr. 6J ; eiserner Pfriemen (nr. 7). — 
Von einer anderen Bestattung rühren die Ringe nr. 3 und 3. — '9 377. 
gleichfalls vom Königsfeld (Lehner S. 32), enthielt eine grosse rohe Urne 
mit Fingereindrücken am Rand; darin standen ein Napf und ein Thon- 
eimerchen mit Deckel, der in der Form einem böotischen Eimerchen des 
6. Jahrh. v. Chr. (im Akad. Kunstmuseum in Bonn) entspricht. Neben 
der grossen Urne eine kleinere. 

Hängegeateü VIII. Tafel 3: Totenkränze mit einfacher und wechseln- 
der Torsion aus der jüngeren Hallstattzeit. 10691 und 92 Gipsabgüsse, 
Originale in Birkenfeld, gef. in Wickenroth, abgeb. Westd. Zeitschr. III, 
Tafel IX Fig. 4. 10117 Original, gef. angeblich bei Cobern. 

Tafel 11: 99, 159 Fund von Wallerfangen, Originale im Bonner 
Museum, hier nur Gipsabgüsse, 1854 im Parke des Hrn. v. Galhau ent- 
deckt. In sandigem Kiesboden fanden sich 4' zu 5' lange, sehr ver- 
moderte Stücke Holz; auf einem flachen Brett waren einzelne Stellen mit 
einem wollenen, groben Gewebe bedeckt. Von diesem teilweise umhüllt 
wurden folgende Gegenstände gefunden: zwei Armringe (a) und zwei 
Halsringe (b und c) aus dünnem Goldblech, welches Über einen harten, 
vermutlich thonigen Kern geschlagen ist. Die beiden Armringe sind 
Stöpselringe, deren verzierte Enden ineinander gesteckt wurden. Massiver 
Bronzering mit Gusszapfen; vier würfelartig zusammengestellte Ringe aus 
Bronze; drei Bernsteinringe; durchbohrte Perle von blaugrünlichem Glas 
mit weiss-blauen Ansätzen ; femer ein Zopf aus dunkel goldblondem Haar 
(von dem eine Nachbildung nicht vorhanden ist). Die Stöpselringe zeigen, 
dass der Fund der späten Hallstattzeit angehört. Vermutlich wurde er 
als Opfer in die Erde vergraben. Vgl. Jahresb. d. G. f. n. F. für 1894 
bis 99 S. 29. 

Die auf derselben Tafel daneben r. auf Tafel 12 ausgestellten Bronze- 
Ringe der späten Hallstatt- und La Tfenezeit wurden gleichfalls im Gal- 
hau'schen Park in Wallerfangen gefunden. 



Die La TSnekultur von 400 v. Chr. bis auf Cliriati Geburt 123 

Saal 22. 

Die La Tänekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi 
Geburt. 

Olliwand: Grundriss und Ansicht des Steinrings zu Otzenhausen. 

EäitgegeateU. I^ Tafel 1: FrOh-La T^negiab mit Fibel und kl eirn rn 
Armbändern, ausgegraben aus einem HOgel bei Besseringen {Kr. Merzig), 
Gemeindewald Lindscheid durch Hrn. Rector Schrader. 

Schrank II: Aus derUmgegend vonHermeskeil, zumeist 
ausgegraben 1892 und 1893. 19185. Obergang von Hallstatt zu 
La Tfene. Innerhalb verschiedener ungefähr gleichzeitiger Steinumstel- 
lungen fanden sich eine eiserne Lanze und die abgebildeten Gegenstände. 




Ci^ 



Q 



m 



^ 



rtr. 1 bauchige unverzierte Urne mit rotem Überzug, 21 cm hoch, — nr, 8 
Ümchen aus grau bräunlichem Thon. — «r. 3 Ürnchen mit rotem Über- 
zug. — nr. 4 Ürnchen, Ornamente eingeglättet. — nr. 2 und 9 Näpfe 
aus graubraunem Thon. — nr. 6 Grosse rote Aschenurne, 40 cm hoch, 
mit erhöhtem umlaufendem Reif, der mit Fingereindrücken geziert ist. — 
nr. 5, dgl., hoch 32. — nr. 7, hoch 21. — nr, 10 Fibel lag in nr. 6. Die 
Gefässe tragen zumeist noch Hall Stattcharakter, die Fibel charakterisiert 
die Übergangszeit. 

19340. Früh-La Tönegrab vom Königsfeld (Hügel 1 bei Lehner 
S. 27), war schon einmal durchsucht. Enthielt noch : langes Eisenschwert 
mit Holzverkleidung am Griff; Scheide, die aus einem Bronze- und einem 
Eisenblatl besteht ; zwei Bronzeringe vom Schwertgehänge ; einen schönen 
Gürtelhaken aus Bronze wohl griechischen Fabrikates, der Haken selbst 
ist aus einem Gesicht in Hochrelief gebildet, der umgebogene Bart oder 
vielleicht das verlängerte Kinn bildet die Schliesse; mehrere Zierknopfe; 
■eiserner Dolch und Lanzenspitzen i Henkel eines grossen Bronzebeckens, 
wie das im selben Schrank unter nr. G. 102 und im Schrank III unter 
nr. 1017 aufgestellte, das Becken selbst ist schon bei der früheren Grabung 
gehoben worden. — In dem Hügel fanden sich viele Reste einer römischen 
Nachbestattung. 

G. 102. Früh-La Tfenegrab vom Königsfeld (vgl. Hettner, Führer 
durch das Provinzialmuseum, 2. Aufl., 1883, S. 67 und Lehner, Hügel X 



124 Die La Tfenekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 

S. 28). Ausgegraben 1852. Enthielt: grosses Bronzebecken; zwei kleinere 
Bronzebecken, davon das grössere mit Henkeln; Schnabelkanne. ;_ 

19 186. Aus einem Grabhügel im Hilterwald der Früh-La Tfenezeit. 
(Hagel 13 bei Lehner S. zi.) Enthielt mindestens drei Leichen, deren 
Knochen verwest waren. Die Lage des ersten kennzeichnete sich'durch 




den Halsreif (iz,4 cm Dm., abgeb. nr. 1), die Armringe (ahgtb. nr. 2), die 
Beinringe (abgeb. nr. 3 und i) und die zu Füssen stehenden Gefässe ; 
flacher Napf, in dessen Innerm ein Rautenmuster eingeglättet ist (abgeb, 
nr. 5), schlanke Urne, ao cm. hoch, deren Ornamente roh mit scharfem 
Instrumente eingeritzt sind (abgeb. nr, 6J. hoher Napf, auf dessen Aussen- 
und Innenseite Dreiecksornamente sorgfältig eingeglättet sind (abgeb. nr. 7). 
— 1,40 m westlich von der ersten Leiche eine zweite, neben der eine 
Lanzenspitze und ein Messer (nicht mehr erhalten) und ein hoher Napf 
mit eingeglättetem Rautenmuster (abgeb. nr. 8) und ein niedrigerer, unver- 
zierter Napf (abgeb. nr. 9J lagen. — Nördlich davon ein drittes Begräbnis 
mit einer eleganten Fussschale (21 cm Dm., abgeb. nr. lOJ, einer 32 cm 
hohen eleganten Urne mit eingeglätteten Mustern (abgeb. nr. 11) und einem 
aus lauter Knorpeln zusammengesetzten Bronzearmring (abgeb. nr. 12). — 
Abseits von diesen Begräbnissen fanden sich noch eine elegante Urne, 
welche mit einem scharfen Instrumente ein punktierte Ornamente zeigte 
(abgeb. nr. 13), ein Ürnchen mit ein geglättetem Ornament (abgeb. nr. 14}. 
ein Ürnchen ohne Ornament (abgeb. nr. 13) und ein kugelförmiger thönerner 
Spinnwirtel. — Eine Silbermünze Trajans ist erst viele Jahrhunderte später 
in den Hügel gekommen und rührt wahrscheinlich von einer Nach- 
bestattung her. 

19363. Aus einem Grabhügel des Königsfeldes, vgl. Lehner, Hügel 3, 
S. 31. Die Gegenstände lagen teilweise zerstreut: S. 125 mr. 1 zwei offene 
Bronzeafmringe, mit menschbchen Gesichtern geziert; nr. 5 Bronzering 
mit Knorpeln, nr. 7 mit Wellenlinien geziert; nr. 2 elegante Fussschale, 



: La Tcnekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 125 




sS cm hoch, das Ornament mit stumpfem Instrument In den weichen 
Thon geschnitten ; nr. 6' 22 cm hoch ; nr. 3 blaue Frittperle mit weissen 
Kreisen geziert, nr. 4 durchbohrter Feuerstein; ausserdem mehrere Stücke 

Frei stehender Schrank III: FrUh-Latene-Fuids, S.W. 32, Fund aus 
einem 1837 geöffneten Hügel bei Remmesw eiler (Kr. St. Wendel), 
ttr. 1 Schnabelkanne mit Palmetten am Henkel ; nr. 3 breites eisernes 
Schwert in Scheide, deren Unterseite aus einer eisernen und deren Ober- 
seite aus einer dünnen Bronzeplatte besieht, ferner iir. 3 da/ufjehciriger 



126 Die La T^nekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 

Koppelring, an der Scheide haften Spuren von verschiedenen Geweben; 
S. 125 nr. 4 zwei dünne Goldplättchen. Zwei mit aufgefundene Lanzen- 
spitzen und eine Fibula kamen nicht in die Sammlung. Vgl. Bericht von 
St. Wendel S. 23. 

19034. Funde aus einem um 1892 geöffneten Grabhügel bei Theley 
(Kr. Ottweiler). Schnabelkanne, oben endigt der Henkel in je eine 
Eichel, unten in eine sehr scharf geschnittene Palmette, über der die 
Oberkörper zweier greifenartiger Tiere dargestellt sind. 

1017. Grabfund von Wolscheid (Kr. Wittlich): grosses Bronze- 
becken mit Eisenrand und eisernen Henkeln ; in demselben lagen Reste von 
einem Holzgefäss und von Geweben. Vgl. Bonn. Jahrb. 64 S. 107, 
ahgeb. nr, 5. 

Griechische Schnabelkannen 11429, erworbe;i 1885, gef. angeblich 
bei Morbach (Hochwald) ; der Henkel fehlt. — G. 103 unbekannten Fund- 
ortes; der Henkel läuft oben in Tierköpfe aus, unten in eine Palmette, 
über der sich ein Gesicht befindet. — 10 701 Abguss, Original in der 
Birkenfelder Sammlung ; gef. bei Birkenfeld im Hasselt, der Henkel endigt 
oben in Tierkörper, unten in eine Palmette, abgeb. Westd. Zeitschr. III 
Taf. 9, Fig. 6. — 10700 Abguss, Original in der Birkenfelder Sammlung, 
gef. bei Birkenfeld im Ameisenrech, über der Palmette ein menschlicher 
Kopf, abgeb. Westd. Zeitschr. III Tafel 9, Fig. 5. 

G. 114. Bronzeschüssel, nur der Rand antik, Dm. 29 cm, am 
Rand das Ornament des laufenden Hundes, sehr ähnlich der kleinen 
Schüssel des Rascheider Beckens, vgl. S. 124, (abgeb. nr. 6J. 

Glassturz I: Fund der Früh-La Tfenezeit aus dem 1. Grab- 
hügel bei Weiskirchen (Kr. Merzig), ausgegraben 1830 und 1866. Die 
Originale im Museum zu Bonn, hier nur die Gipsabgüsse, vgl. Jahresber. 
d. G. f. n. F. für 1894 — 99 S. 33. Er enthielt: doppelhenklige Bronze- 
urne (Stamnos) mit Acheloosmasken unter den Henkeln, unteritalisches 
Fabrikat des 5. oder 4. Jahrh. v. Chr., ein vollkommen identisches Gefäss 
ist im Kleinaspergle bei Ludwigsburg gefunden; unteritalische Schnabel- 
kanne ; Goldreif von 5 cm Dm, mit Darstellung von Sphinxen, unter- 
italisches Fabrikat ; Dolchende, gallisch. Die aufgelegten dünnen gestanzten 
Goldplättchen finden sich mehrfach auf zweifellos gallischen Waffen. 

Glassturz II: Fund der Früh-La Tenezeit aus dem 2. Grabhügel 
bei Weiskirchen (Kr. Merzig), ausgegraben 185 1, vgl. Jahresber. d. G. f. n. 
F. f. 1894 — 99 S. 31. Er enthielt: eine unteritalische Schnabelkanne aus 
dünnem Bronzeblech, 44 cm hoch, Original, Geschenk des Hrn. Geh. -Rat 
E. V. Boch. Der Henkel endigt nach oben in zwei Panthern, am untern 
Ende springt ein Löwe hervor, welcher zwei Rehe mit den Klauen fasst 
(abgeb. S. 125 nr. 7), — Die übrigen zu diesem Funde gehörigen Gegen- 
stände, die im Original sich im Museum zu Mainz befinden, sind hier 
nur in Nachbildungen vorhanden: eiserner Dolch in einer eisernen mit 
dünnem Bronzeblech überzogenen Scheide (Abgüsse von beiden Seiten); 
auf ihrer Oberseite ist ein S-förmiges Ornament eingraviert, am unteren 
Ende langschnäbelige Vogelfiguren mit Koralleneinlagen. Derartige Stücke 
fehlen jenseits des Apennin, kommen in gallischen Gräbern Oberitaliens 



Die La Tenekultur von 400 v. Chr. bis auf Christi Geburt. 127 

vor, haben ihre Hauptverbreitung in GaUien und am Rhein, wo sie auch 
hergestellt sein werden. Auch die übrigen Stücke des Fundes scheinen 
einheimisches Fabrikat zu sein. — Aus dünnem Goldblech getriebene 
Brosche; unj einen Bernstein vier Köpfe und ein aus Fischblasen zu- 
sammengesetztes Ornament; Fibel mit drei rohen menschlichen Köpfen 
geschmückt; diese Fibelsorte ist noch nie südlich von den Alpen gefun- 
den worden, auch nicht in Frankreich, dagegen kommt sie zahlreich am 
Rhein und in Mitteldeutschland vor, wo sie auch fabriziert sein muss; 
bronzener Gȟrtelhaken ; einige Lanzenspitzen. 

Glassturz III: Fund der Früh-La Tönezeit von Sehwarzenbach, 
im Birkenfeldschen. Gefunden 1849 in einem Grabhügel auf dem Höhen- 
rücken, ganz dicht hinter dem Hause des Steigerers Fauer (sie). Er ent- 
hielt: G. 104. Unteritalische Henkelkanne, Geschenk des Herrn von Beul- 
witz ; ihren Henkel bildet eine nackte, rückwärts gebogene männliche 
Figur, welche mit erhobenen Händen zwei Haarzöpfe hält; an ihrem 
unteren Ende zwei knieende, bekleidete Figuren mit erhobenen Schwertern, 
welche mit der Linken ein Stierhaupt bei den Hörnern fassen ; auf dem 
Gefässrand zwei sitzende Panther (dbgeh. S. 1:25 nr. 8). 8266 einen goldenen 
Armring, im Besitz der Frau Kommerzienrat E. Böcking in Mülheim a. Rh., 
im Museum nur eine sehr ungenügende Nachbildung (ahgeh. nr. 9J ; eiserne 
Waffen: Schwert, Lanzen, zwei Pfeilspitzen zum Teil mit Holz u.s.w., 
zwei eiserne Ringe von 3 und 4 Zoll Dm. [nach handschriftlichen Notizen 
des Hrn. Böcking.] Vgl. Bonner Jahrb. 23 S. 193, Lindenschmit, Unsere 
Vorzeit, I. 2, 3, 3, Jahresb. der Gesellschaft 1850. — Einen Büchsenschuss 
von diesem Grabe entfernt wurde ein anderes entdeckt, welches die 
grosse Bronzeurne und das goldene Gefäss des Berliner Museums enthielt. 
(Ahbildung an der Ostwand.) Vgl. Archäol. Zeitung 1856 Taf. 85 u. Bonn. 
Jahrb. 23 S. 131 und 195. 

Pulttisch IUI: Nachbildung eines goldenen Diadems der frühen 
La Tenezeit; gef. 1863 in einem Grabhügel bei Besseringen (Kr. Merzig), 
zugleich mit einer Schnabelkanne und mehreren Bronzebeschlägen. Die 
Originale befinden sich im Museum für Völkerkunde in Berlin, Abbildungen 
an der Ostioand, vgl. Jahresber. d. G. f. n. F. f. 1894 S. 33. — Das Diadem 
ist gallisches Fabrikat und ist sehr ähnlich dem von Rodenbach. 

G. 1292. Goldenes Armband, geziert mit Palmetten, griechisches 
Fabrikat? gef. wahrscheinlich bei Zerf. Vgl. Genthe, der etruskische 
Tauschhandel S. 165. — G. 1265. Goldener Fingerring mit Fischblasen- 
muster, stammt vielleicht von derselben Stelle. 

St. W. 54 und 55. Armband und Fingerring aus Gold, beide glatt. 
Gef. in einem Grabhügel bei Tholey (Kr. Ottweiler). — 5028, 5028a. Eisen- 
schwert der Früh-La Tenezeit, angefertigt um 500 v. Chr. und zwei Bronze- 
ringe vom Wehrgehänge. Gef. angeblich an der Paulinstrasse in Trier. 

99» 38—47- Nachbildungen von Funden aus Gräbern der Saar- 
gegend (die Originale befinden sich im Mainzer Museum). 46 Eisenfibel 
der mittleren La Tenezeit, 44 und 45 Eisenschwxrt und Eisenfibel der 
jüngsten La Tenezeit, 38 und 40 zwei eiserne Schildbuckel der La Tene- 



einer Fibel wie S. 123 nr. 10 gefunden. Die meisten Gräber aber 
gehören der FrOh-La Ttnezeit an. sie ergaben einige Tierkopf- und ver- 
wandte Fibeln und teilweise interessante Gefässe, so nr. B 7 Cabgeb. nr. 3) 
und B 4 aus braunem Thon einfach geglättet (abgeb. nr. 2); 350c mit 
sehr sorgfältig eingeritzten Mustern (abgeb. nr. 4), A sehr elegante Fuss- 
urne mit eingestanzten kleinen Kreisen und einpunktiertem Wolfzahns- 



-'S' 



I 



t 



Die Merovingische Zeit (486 — 768). 129 

muster fabgeb. S. 128 nr, 6J, B 11 Flasche braun geglättet von eleganter 
Form (abgeb. nr. 5). 

Schrank VII, oben: 21 2 16 — 2ia28b. Urnenfunde aus Grügelborn 
(Kr. St. Wendel), aus der jüngsten La Tfenezeit, vgl. Westd. Korrbl. 1898 
nr. II. Darunter: Gräber der letzten keltischen und der frühesten 
römischen Zeit (ca. 100 v. Chr. bis 50 n. Chr.)/ ausgegraben 1898 in 
Hüttigweller (Kr. Ottweilcr). Flachgräber in dem gewadlsenen Boden 
ca. ^l'i m eingetieft, mit Steinen ausgefüttert und zugaiBckt. 

236 enthielt sechs Gefässe von spätgällischem Typus, a) langge- 
streckte Urne aus rotem Thon mit der Töpferscheibe hergestellt ("abgeb, 
S. 128 nr. 7). 

217 vier spätgallische Thongefässe, b) s^fManke Vase ftxbgeb nr, 8), 
e) zusammengebogenes in der Eisenscheide steckendes Schwert, f) eiserne 
vierkantige Lanzenspitze. 

216 sechs spätgallische Gefässe, teils mit teils ohne Töpferscheibe 
-hergestellt. 

233 und 234 zwei Gräber, in welchen Gefässe von spätgallischem 
mit solchen von frühestem römischem, augusteischem Typus zusammen 
gefunden sind. Unter letzteren herrscht die bekannte blau-graue Urne 
mit feinem Schachbrettmuster vor. 

Schrank VIII: Gräberfeld von Biewer (Ldkr. Trier), Wd. Z. 
XVn. S. 389 f. gehört der letzten Hälfte des i. Jahrh. v. Chr. an. Spät- 
gallische Thongefässe teils mit teils ohne Töpferscheibe hergestellt, er- 
scheinen -mit. frührömischen grauen Urnen, einhenkligen gelben Krügen 
und gestempelten Tellern zusammen im selben Grab. Daneben Fibeln 
des spätesten La Tfenetypus aus Bronze und Eisen. Eiserne Armreifen 
mit, Ends tollen (21645 f und g). Eiserne Äxte mit verwachsenen Schaft- 
lappen (21 341,. 21 642 d). Stück einer grossen blauen Glasperle (21 621 e). 
Zu beachten : schlankes dünnwandiges Becherchen aus bräunlichem Thon 
mit aufgelegten »Accenten« (21656) fabgeb nr. 9). Urne aus rötlichem 
Thon mit aufgesetzten Stacheln (21249 a) fabgeb. nr. 10). 



Saal 23. 
Die Merovingische Zeit (486 — 768). 

Von den Franken, wahrscheinlich den ripuarischen, wurde die 
Moselgegend nach Vertreibung der Römer in Besitz genommen*). Ihre 



*) Wenn man früher auf Grund der vielen In unserer Gegend vorkommenden Ortsnamen 
mit den Endungen — ingen und — weiler einen guten Teil der Si»»dlungen den Alemannen zu- 
schrieb, 80 hat A. Schiber in seinem Schriftchen : „Die fränkischen und alemannischen Siedlungen 
in Gallien, Strassburg 1894" und in seinem im 12. Jahrbuch der Gesellschaft für lothr. Geschichte und 
Altertumskunde (1900) erschienenen Aufsatz „Germanische Siedlungen in Lothringen und in Eng- 
land" gezeigt, dass diese Endungen keineswegs nur den Alemannen eigen sind, sondern dass die 
— ingen germanische Siedlungen auf genossenschaftlicher Grundlage bezeichnen, im Gegensatz zu 
den Orten auf — heim, die wie die römische Villa einem Herrn angehörten. Die Orte auf-* 
weiler treten da auf, wo im Bereiche germanischer Ansiedlung auf gallo-römischen Boden ein für 
genossenschaftliche Siedlung gerraanlschör Sippen weniger geeignetes Terrain gegeben ist ; ihre 
gresse Mehrzahl befindet sich im gebirgigen Gelände. 



130 Die Merovingische Zeit (486—768). 

Gräber, die bis vor wenigen Jahrzehnten im Trierer Gebiet fast voll- 
kommen unbekannt waren, kommen jetzt, wo man auch auf geringfügige 
Reste dieser Epoche achtet, allerorten zu Tage, so in Beuren, Cruchten, 
Ehrang, Hültcrsdorf, Merzig, Mcrzkirehen, Nittcl, Orenhofen, Pachtein, 
Falzern, Rittersdorf, Schweich, Wettlingen, Wiltingen. Sie enthalten mit 
geringen Ausnahmen bestattete Leichen, welche mit Steinplatten umstellt 
und bedeckt sind; sie liegen, wie auf unseren Friedhöfen, in Reihen, 
weshalb man die Gräber dieser Kulturperiode vielfach Reihen grabe r 
nennt. Die Kunst der Völkerwanderungszeit und der sich anschliessen- 
den Jahrhunderte zeigt in den meisten Gebieten Europas eine grosse 
Ähnlichkeit, namentlich a) in der Verwendung von Edelsteinen und ge- 
schnittenen Glasplättchen in Zellenräumen zum Schmuck von Waffen. 
Schnallen, Broschen u. dgl,, b) in dem massenhaften Gebrauch des Fili- 
grans auf grossen Zierscheiben, c) in der Tauschierung und Plattierung 
von Silber und Gold auf Eisen, d) in der Dekoration mit Bandvcr- 
Bchlingungen und Tierornamentik. Die unter a und b aufgeführten Kunst- 
weisen sind im Osten entstanden, wie die frühzeitigen Funde in Ungarn 
und Südrussland zeigen; vermutlich werden diese Techniken auf die in 
der Krim von Alters her sesshaften gewandten Goldschmiede zurück- 
gehen, von denen sie die Gothen, als sie bis zum Vordringen der Hunnen 
dort ihre Sitze hatten, erlernten. Auch die Kunst des Damascenierens 
weist auf den Orient. Die Tierornamentik dagegen bildet sich aller 
Wahrscheinlichkeit nach erst gegen Ende des 5. Jahrh. in Europa aus 
und wird als ein Eigentum der germanischen Völker anzusehen sein. 
Über die Waffen vgl, S. 63. 
Kasten I an der Nordwand: 

1572. Gürtelschnalle aus Bronze, 5. Jahrh., rohe Weiterbildung der 
römischen Kerbschnitzarbeiten wie S. 92 unten; gleiche Funde z, B. auf 
dem fränkischen Friedhof von Samson, vgl, Annales de la soc. arch6oI. 
de Namur VI pl. 4 und 5. 

G. I2q9aund 1300. Grosse 
rundcFrauenbrosehen. Über einer 
massiven Mettallscheibe ist ein 
dünnes goldenes oder silbernes 
Blech geschlagen, welches mit 
Filigran und Glassteinchen, die 
in freistehende Kästchen gefasst 
sind, geziert ist. Stücke, wie die 
vorliegenden erscheinen in Mit- 
teleuropa erst rnit Beginn des 
7, Jahrh. Vgl. oben unter b." 

10 137, Bracteatenbrosche 
(abgeb. hier neben). Dm. 5 cm. 
Über einer Bronzescheibe eine 
weiche Masse, darüber die dünne 
Silberscheibe, in welche das Bild 
gestampft ist. 



Dil- MerovingJMrhe Zeit i4»b~jtiSK 131 

Gürtelbeschlägc aus Eisen mit Si11)er\xriiening. Eine dünne Silber- 
platte bt auf (las Eisen aurtjelc}^. aus der die Omamente ausgeschnitten 
sind. Diese tauschieiten Arbeiten fehlen in den Gräbern des 6. Jahrh-, 
beginnen in denen des 7. und sind häufig in denen des g. Jahrh. Diese 
Verzierungsart findet sich vor allem bei den Alemannen. Franken und 
Burgunden. 

Schrank II: Funde aus dem Gräberfeld von Ehrang, aus- 
gegraben vom Museum im Winter 1890 auf 1S91 ; besprochen im Westd. 
Korrbl, X. 1891, nr. 70 und 71. .Sehr wenig Gefasse. Tauschicnirbeiten 
vorhanden, da;je;^en fehlen die roten Rundbroschen und Strahlenfibeln, 
also hat das Grabfeld nicht vor dem J, 600 begonnen. 

Sdiratik III: Nachbildungen der zur Zeit noch vorhandenen Funde 
aus dem Grabe des im J. 481 verstorbenen MerovingerkÖnigs Childerieh, 
Vater des ersten Frankenkönigs Chlodovech. Dieses Grab befand sich 
in Toumay in Belgien, wo es 1655 entdeckt und durch einen beigegebenen 
Siegelring als Childerichs Grab erkannt wurde. Von den damals er- 
hobenen Gegenständen ist jetzt im Louvrc nur noch ein geringer Teil 
vorhanden. Vgl. Lindcnschmtt, die Altertümer der Merovingischen Zeit 
S. 68. In dem Gral>e fehlen durchweg die Tauschier- und Filigranarbeiten. 

Gräberfeld bei Rittersdorf iKr. Bitburgi. Distrikt auf der Kupp, 
bei der Rittersmühle. Untersucht im Winter iqoi durch das Proviniial- 
museum. Die 64 ausgegrabenen Gräber enthielten 28 Männer- und 17 
Frauengräber; bei 19 Gräbern konnte das Geschlecht der Toten nicht 
bestimmt werden. Das Fehlen der tauschierten Eisensachen nie anderer- 
seits das Vorhandensein der runden Almandinbroschen und der Strahlen- 
fibeln, und die Art der Keramik verweisen das Gräberfeld ins 6. Jahrh. 
Die Männergräber enthielten zumeist Waffen, Schnallen, Glas- und Thon- 
gefässe und Holzeimer; die der Frauen zumeist Perlschnöre, Broschen, 
Fibeln, Wirtel, Scheeren, Nadeln, Glas- und Thongefässe und einmal einen 
Holzeimer. 




132 Die Merovingische Zeit (486— 76S). 

Unter den Männergräbern ist besonders beachtenswert nr. 311 mit 
Waffen, Scheere, Nadel, Eimer, glatte Schnalle aus Weismetall und einer 
reichverzierten, mit vier Almandinen besetzten Schnalle von 5,3 cm 
Länge (abgeb. S. 131 rechts oben). 

Unter den Frauengräbern ist besonders beachtenswert nr. 234 (abgeb. 
S. 131 links), welches enthielt zwei silberne vergoldete Gewandspangen, 
deren Strahlen mit Almandinen geziert sind ; zwei Rundbroschen mit Al- 
mandinen, die über Goldfolien liegen und durch silberne Stege getrennt 
sind; ein Fibelchen in Form eines Vogels, geziert mit einem Almandin, 
ferner ein Schnällchen, einen bronzenen Fingerring, eine Schnur mit Thon- 
und Bernsteinperlen, einen dünnen Goldfaden und eine Bronzenadel. 

Ausserdem seien aus Frauengräbern hervorgehoben: Aus Grab 31z 
Rundbrosche aus Almandinen und S-Fibel mit Vögelköpfen (abgeb. S. 131 
rechts Mitte); über letztere speziell fränkische Fibel, vgl. Barrifere-Flavy, 
lea arts industriels des peuples barbares de la Gaule I S. 126. — Aus 
Grab 316 ein grosser Wirtel, hergestellt aus einem geschliffenen Berg- 
krystall (abgeb. S. 131 rechts unten). 

Dieses CMchfi zeigt die hauptsächlichsten Gefässformen des Ritters- 
dorfer Gräberfeldes; von den Eimern wurden sieben Stöcke gefunden, das 



Holz musste natürlich neu hergestellt werden. Sehr zahlreich sind die 
Schnabelkannen mit breitem Fuss aus gewöhnlichem lederfarbigem Thon, 

Aus dem im J. 1899 bei Hüttersdorf (Kr. Saarlouts) gefundenen 
und Westd. Zeitschr. XIX, S. 410 besprochenem Gräberfeld zu beachten: 
nr. aiia runde Scheibenfibel von 74 mm Dm.; über einer Bronzeunter- 
lage eine dünne Goldseheibe mit Filigran Verzierung und den Kapseln 
der Glassteine, mit denen sie ehemals verziert war. — 718b Beschlag 
zur sicheren Befestigung der Lanze an dem Schaft, ähnlich Lindenschmit, 
Altertümer der Merovingischcn Zeit S. 176 nr. 72. — 723 reich aus- 
gestattetes Männergrab mit einem 76 cm langen Schwert {spatha) mit 
den Resten der Holzscheide, einem Scramasax mit dem Bronze beschlag 
der Lederscheide und tauschierten Gürtelschnallen; 7. oder 8. Jahrh. 

Aus dem im J. 1900 bei Roden (Kr. Saarlouis) freigelegten und 
Westd. Zeitschr. XX, S. 363 besprochenem Grabfeld beachte das Frauen- 



Die Merovingische Zeit (486—768). I33 

grab nr. 69 mit zwei Almandinbroschen, zwei Strahlenfibeln und einem 
Topf der La Tenezeit, der vermutlich von den Franken beim Auswerfen 
des Grabes zufällig gefunden und mit in das Grab gesetzt worden ist. 
6. Jahrh. 

An den Wänden: Münzsammlung. Das Provinzialmuseum beschränkt 
sich im allgemeinen auf die Erwerbung einer möglichst vollständigen 
Sammlung der in Trier geprägten Münzen aus Altertum, Mittelalter und 
Neuzeit. Die allgemeine Sammlung vorrömischer und römischer Münzen 
wird nur durch Fundstücke aus dem Regierungsbezirk Trier ergänzt. 

O^itwand. Pulttisch IV: Gallische Münzen, teils vor der Unter- 
werfung Galliens, teils kurz nach derselben angefertigt. Ihre Darstellungen 
sind teils Imitationen griechischer (namentlich massilischer Silbermünzen 
und makedonischen Goldmünzen des Königs Philipp), oder römischer 
Münzen, zumteil sind sie dem gallischen Ornamentenschatz und wohl der 
keltischen Mythologie entnommen. Die Münzen bestehen aus. Gold oder 
Silber oder einer Legierung aus Gold und Silber (Electron) oder aus 
Kupfer oder Potin (Kupfer, Zinn, Blei), 

I : Nachprägung eines Goldstaters Philipp IL von Makedonien ; 
2 : mit Inschrift viros, den Veromanduern oder den Nerviern zugeschrieben ; 
3 — 7: mit Inschrift Pottina, häufig im belgischen Gallien, neuerdings den 
Treverern zugeteilt; 8— 11: Münze der Mediomatriker, Kopf und Pegasus; 
12 — 15: Münze der Aulerci Cenomani, Kopf mit Lorbeer r., menschen- 
köpfiges Pferd mit Lenker über geflügeltem Genius; 16 — 21: vielleicht 
ausgewanderte Armoricaner: menschenköpfiges Pferd über Urne oder 
Leier; darüber: VT. 22 — 25 und 27—29: ähnliche, nicht näher bestimmte 
Münzen. 26 und 30 — 33b: Münzen der Treveri: 26: Av: Kopf, Ev: Pferd 
über Stern mit Kreuz über dem Schwanz. 30 ff: Av: Auge in Profil, Ev: 
Pferd über Kreisen. 34 : M. der Boii : (Vogelkopf und Blumenstern mit 
3 Punkten). 36 — 46 : M. der Vindelici : Mann mit Zweig, Pferd n. r. 
47 bis 52: M. der Aedui: behelmter Kopf 1., Pferd. 53: Vielleicht M. der 
Vindelici: Kopf r., Mann mit Torques in der Hand n. links schreitend. 
55— 58a: Vielleicht M. der Caletes: Kopf l., Ateula, Einhorn, ülatos. Die 
beiden Inschriften bedeuten wohl Fürstennamen. 59: Vielleicht M. der 
Aedui: Kopf l., Atrili /, Pferd l., Orcitiric, ein Fürstenname. 60—62: M. 
der Sequani: Kopf, Tociri, Pferd, Tociri; Togirix wird ein Sequanerfürst 
gewesen sein. 63: M. der Leuci: Kopf 1., Solim, Pferd, Solim. 64—75: 
M. der Leuci: struppiger Kopf 1., Eber, darunter Lilie, Kreis u. dgl. 
76— 83 a: M. der Catalauni: r. laufender Mann mit Torques und Spiess 
Bär, darüber Schlange. 84— 92 : M. der Ambiani: Kopf r., Eber l. 93: Un- 
bestimmt, Stierkopf, Bär r. 94: Unbestimmt: beiderseits je ein Bär. 95: 
M. der Aduatuci, Triquetra, Pferd n. l. 97— 98 a: M. der Senones: 2 Eber 
um einen Kreis, 2 Tiere um einen Stab. loi, 102: M. der Mediomatrici : 
Kopf, Pegasus, Medioma. 103—105: Vielleicht M. der Treveri: Kopf, 
Arda, Pferd, Arda. 106, 107: M. der Meldi: Behelmter Kopf l., Bovec 
Pferd, darüber Zweig, Bovec. 108— 112: M. der Leuci: Weibl. Kopf, Stier' 
Germanus Indutilli. 113— 123: M. der Leuci, geschlagen von Aulus Hirtius 
dem Legaten Caesars, wahrscheinlich 44 v. Chr.: Elephant, A. Hirtius 



134 Die Merovingische Zeit (486 — 768). 

Opfergerätschaften. 124: M. des Legaten Titus Carinus (31—29 v. Chr.): 
Elephant, rückläufig: T. CarinfusJ. 

Hechts davon : Römische Falschmünzerformen, meist des 
3. Jahrh. n. Chr., grösstenteils in römischem Schutt zwischen Kaiserpalast 
und der Ueberle'schen Brauerei gefunden. Die Formen wurden her- 
gestellt durch Abdruck echter Münzen in Thon, der dann im Feuer ge- 
härtet mit einem Gussloch versehen war. Die Scheibchen, welche meist 
auf beiden Seiten Münztypen haben, wurden mit den einander ent- 
sprechenden Seiten zu Rollen aufeinander gelegt, die Rollen wurden dann 
fest mit Lehm umschmiert, so dass der durch die Einschnitte entstehende 
Gusskanal frei blieb. Dass es Falschmünzformen sind, geht aus dem 
Fehlen edlen Metalls in den zuweilen noch anhaftenden Münzresten, aus 
der geringen Schärfe der Münzbilder sowie namentlich daraus hervor, 
dass ein und dieselbe zweiseitige Form vielfach zwei Münztypen von ver- 
schiedenen, über ein Jahrzehnt auseinanderliegenden Kaiserhäusern trägt. 

Rechts davon: Münzschatz funde, die vorzugsweise in unruhigen 
Zeiten in Töpfen, Beuteln u. dgl. vergraben wurden. 

Der Fund von Orscholz (Kr. Saarburg), vergraben 270 n. Chr., 
urspr. über 3000 Stück, wovon 619 ins Museum kamen. 

Pulttisch V: Der Fund von Mürlenbach (Kr. Prüm), ver- 
graben bald nach 257 n. Chr., 664 Stück. In dieser unruhigen Zeit, wo in 
Gallien die sog. dreissig Tyrannen (Postumus, Victorinus etc.) herrschten, 
wurden viele Münzschätze in unserer Gegend vergraben. 

Der Fund von Baldring eji, gef. 1894 bei der Ausgrabung eines 
römischen Gebäudes, ausschliesslich Münzen des Magnentius, Decentius 
und Constantius IL, vergraben um 354 (119 Stück). Um diese Zeit be- 
haupteten die Usurpatoren Magnentius und sein Bruder Decentius in 
Gallien die Herrschaft gegen den legitimen Kaiser Constantius II. 

Ein Fund aus Trier aus dem Anfang des 5. Jahrh. (vielleicht 
bei der Zerstörung Triers 406 n. Chr. vergraben), 513 Stück. 

Pulttisch VT: In Trier geprägte Münzen. Sicher seit 296 
(Diocletian), vielleicht aber auch schon früher wurden in Trier römische 
Münzen geprägt. Nach 425 hört Trier auf, Prägestätte zu sein. Die in 
Trier geprägten Münzen tragen das Münzzeichen TR (TRE), welchem 
(etwa seit 299) eine der beiden Abteilungsnummern der Münze, nämlich 
A oder I oder P(rima moneta) und B oder II oder S(ecunda moneta) 
beigefügt ist. Diese Nummern werden zuerst vorgesetzt (PTR), später 
nachgesetzt (TRP), seit Gratian (375—383) wird noch M(oneta) hinzu- 
gefügt (SMTR). 

Gegenüber Westwand. Pulttisch VII: Nachbildungen in Trier 
geprägter Münzen. Die Originale, aus Gold und Silber, sind in 
London und Berlin. 99, 162 und 163 Abgüsse jvon gestempelten Silber- 
barren im Hannoverschen Provinzialmuseum (s. Wd. Korrbl. XVIL 1898, 87). 

Pulttisch VIII: Auswahl aus der römischen Münzsammlung. 
Oben links: Gegossenes, ältestes römisches Kupfergeld : das As mit Janus- 
kopf und Schiffsschnabel (wiegt 250 Gramm und hatte 'einen Wert von 
48 Pfg.); der Semis mit Juppiterkopf und Schiffsschnabel, sowie beider- 



Die Merovingische Zeit (486—768). 135 

seits S (= \/2 Äs, in 3 Exemplaren vorhanden), der Triens, mit Minerva- 
kopf und Schiffsschnabel, sowie beiderseits 4 Punkten (*/3 Ä8 = 4 unciae). 
Sechts davon: Proben republikanischer Silberdenare (denarius =10 As), 
seit 269 V. Chr. Unten: Proben römischer Kaisermünzen von Caesar bis 
zu den spätesten Kaisern. 

Südseite. Pulttische IX — X7: Kurtrierische Münzen. Moderne 
Medaillen. Oben links: älteste merovingische und karolingische Münzen. 
Unten: Die Sammlung der erzbischöflichen Münzen (beginnend mit Theo- 
dorich L, 965 — 975) ist besonders reich an Goldgulden Cunos und Wer- 
ners von Falkenstein (1362 — 1388 und 1388 — 141 8). Mit der Abdankung 
des letzten Kurfürsten Clemens Wenzeslaus (1803) hört die selbständige 
Münzprägung Triers nach einer fast ununterbrochenen Thätigkeit von 
über 1500 Jahren auf. 

An der Eingangs wand hängen oben: Gemälde, worauf links das 
»Altthor«, d. h. das bis 181 7 als Stadtthor dienende Fenster des Kaiser- 
palastes. Westwand: Gemälde von 1589, laut Inschrift Kopien eines 
»alten Gemals« = Gemäldes, darstellend Klöster und Ortschaften bei Trier. 

Darüber und an den anderen Wänden: Die Wappen der Trierer 
Kurfürsten, nach den Materialien des Coblenzer Archivs zusammen- 
gestellt von Herrn Archivrat Becker. Kupferstiche, Portraits von Hont- 
heim und sieben Kurfürsten. 



136 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 

Saal 24 und 25. 

Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter 

und Neuzeit. 

Der grösste Teil dieser Sammlung ist Eigentum der Stadt Trier. 
Den Grundstock bildet die von J. P. J. Hermes (geb. 1765, f 1833) der 
Stadt vermachte Sammlung; hinzu trat im J. 1897 eine von Dr. F. Bock 
in Aachen durch mehrere Trierer Herren erworbene Collektion. 

Saal 24. 

Rheinische und Niederländische Bilder. 
. Ostwnndf über der Thür: 229 und 230. Zwei grosse dekorative 
Bilder, Heiligenfiguren in architektonisch -perspektivischer Einrahmung, 
bezeichnet JPFVW 1600 und GFVW 1548, 

Rechts davon auf derselben Wand: 231. Klage am Fuss des Kreuzes, 
Schule des Bartholomäus de Bruyn aus Köln (f 1555). 

Südwand: 

232 und 233. Mannalese und das Abendmahl, grosse sehr flüchtig 
behandelte Bilder von einem Nachahmer des Bartholomäus de Bruyn. 

234. Madonna mit dem Kinde, von Heiligen umgeben, Goldgrund. 
Kopie eines Gemäldes der als »Meister Wilhelm von Köln« (um 1380) 
bezeichneten Gruppe, aber in einer etwas späteren, von dieser Schule 
abweichenden Malweise. Vgl. Kugler, Kleine Schriften II S. 292. 

235. Ruhe auf der Flucht, sehr mitgenommen; nahestehend der 
Art Patinir's oder dessen Schülers Herry Bles (f nach 1521). 

236 und 237. Zwei schmale Flügel eines Altarbildes, gute Bildchen 
der altkölnischen Schule (dem Meister der Lyversberg'schen Passion 
aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. nahestehend?). 236 oben: der hl. Georg 
mit der knieenden Donatorin, unten: der hl. Christoph. 237 oben: die 
hl.' Katharina; unten: ein geharnischter Heiliger in rotem Panzer. Vgl. 
Kugler II S. 322. 

238. Maria mit dem Kinde, Goldgrund, stark übermalt. 

239. Grosse Landschaft, die Ruhe auf der Flucht im Vordergrund. 
Aus der Schule von Joachim Patinir (1490 — 1524) oder Nachahmung 
desselben. 

240. Damenbildnis von Geldorp Gortzius (1558 — 1616); zwei 
Seitenbretter der Tafel fehlen. 

241. Der englische Gruss, Triptychon mit Versen auf den Flügeln, 
hervorragendes Bildchen. Kugler, Kleine Schriften II S. 322, stellt es 
dem Hugo van der Goes (t 1482) nahe. Schnaase VIII S. 210 hielt damit 
die Zeit für richtig bestimmt, behauptete aber, dass der Typus der Köpfe 
einen anderen Meister verrate. Justi erklärt es für ein flandrisches Bild 
des 16. Jahrh. C. Hasse, der es in der Zeitschrift für christliche Kunst 
1891 S. 265 eingehend besprochen hat, verweist es in die altflandrische 
Schule aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. Es sei dem Memling (f zu Brügge 



Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 137 



1495) selber zuzuschreiben oder unter dessen unmittelbarem Eintluss von 
einem seiner Schüler gefertigt. 

242. Madonna mit dem Kinde, Goldgrund, Kopie oder Nachahmung 
nach Meister Stephan Lochner (f in Köln 1451), 

243. Porträt eines Mannes ; im Hintergrund links Schloss mit Hohl- 
weg, rechts Stadt mit Wasser. Bezeichnet als »gemald von Barth, de 
Bruyn aus Cöln 1524'. Gutes Bild, vielleicht von dem Kölner Meister 
von S. Severin (um 1500-15(5)- 

244. Porträt des Erasmus von Rotterdam von Lucas Cranach 
d. A, (1471 — 1553); nach Holbein?, abgerieben. 



138 Gcmäkle und KutiHt|:;i,-\vcrl>lichfs aus Mittelalter und Neuzeit. 

245. Kaiser Karl V, als 7jähri}ier Knabe fetatis sepfem annorumj, 
gemalt v(m einem Handrischen Hofmaler der Statthalterin Margarethe von 
Österreich, zu Mecheln im J. 1507. Ähnliche Bildnisse seiner Schwester 
in Harnjitoncourt. 

246. Königin Marie Tudor, flüchtige Kopie nach Anthonis Mor, 
Niederländer, f um 1575. 

247. Bildnis eines Edelmanns, im Hintergrund ein Schloss mit 
gotischen Gielwln und 7wei Rundtürmen mit spitzen roten Helmen. Der 
Maler wird als Freund bezeichnet. Jahr 1546. Gutes Bild. 

248. Bildnis eines alten Mannes mit weissem Bart und Steinkragen, 
Geldorp oder seine Schule, vgl. nr. 240. 

249. Brustbild Karl V. im Ordenskleid des goldenen Vliesses, 
Antwerpener Schule des 17. Jahrh. 

250. Bauernstück in der Art des Peter Brueghel's d. Ä. (f 1569); 
späte Nachahmung, bezeichnet HVD 1628. 

251. P. Brueghel d. Ä., der Blindenführer, alte Kopie. 

252. Joost Cornelisz Drooch-Cloot (1. Hälfte des 17. Jahrh.), 
Eisbahn, sehr verrieben. 

Westieaitd: Italienische Bilder. 

253. Kopie von Tizian's (1477—1576) Grablegung in Madrid. 

254. Kopie nach Tintoretto's (Schüler Tizians 1519— 1594) 
Pietä, Original in Venedig. 

255 und 256. Kopie der zwei grossen Fresken Tiepolo's (1696 
—1770) im Palaste Labia zu Venedig mit der Geschichte der Cleopatra. 

Nordwand : 

257. Wildpretstück, ^Zauffaly pinx. 1760«. 

258 und 259. Zwei FruchtsCücke von Jacob van Es {Antwerpener 
Maler, 1606—1665). 

Über der Thür: 260. Sehr wertvoller Gobelin, Christus mit den 12 
Aposteln darstellend inmitten von Blumen, unten eine schöne Arabeske, 
wohl Anfang des 16. Jahrh. 

Oslwand: 261. Alabasterretiefs in geprcssten Holzrahmen, 17. Jahrh. 

Freistehende kunstgewerbliche Altertümer. 

Südwand: 262. Truhe, Südtyrol 1575. Darauf X3 und 264 zwei 
Leuchter, Italien 16. Jahrh. 

Weatirand: 265. Truhe, Bologna 16. Jahrh. 



Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 139 

Evke der West- und Nordwand: 266. Messingschiisscl, Nürnberg 
i6. Jahrh. 

NoTdwand: 267. Tischplatte, Mosaik, Norditalien, i6. Jahrh. 

Schrank I: B. 76 DrechslerkunsCstück, Nürnberg, 17. jahrh. — B. 33 
Holzkasette, Italien, 16. Jahrh. — B. 32 Bemaltes Kästehen, Italien, Mitte 

15. Jahrh. — B. 30 Holzkästchen, Oberitalien, 14. Jahrh. — B. 58 und 59 
Zwei Galoschenschuhe, vcnetianisch, 17. Jahrh. — B. 27 Bemalte runde 
Holzschachtel, Italien um 1700. 

Schrank II: B, 162 Glocke, 14, Jahrh. — B, 146 Zange, Messing- 
gusa, 17. Jahrh. — B. 19 Lcderkasctte, Italien, 17. Jahrh. — B. 8 Gemalte 
Holz seh achtel. Nürnberg, 17. Jahrh. — B. 10 und 11 Zwei geätzte Eisen- 
kasetten, Deutschland, 16, Jahrh. — B. 13 Bemalte Eisenkasette. Deutsch- 
land, 2. Hälfte 16. Jahrh. — B. 150 Stuckrelief, Ende 16. Jahrh. -- B. 3 
Spanische Kasette, 15.^16. Jahrh. — B, 140 Bronzeplackettc, Deutschland, 

16. Jahrh. — B, 152 Zinnkännchcn, Schweiz 1663. — B. 122 Besteck- 
futteral, Deutschland um 1720. — B. 121 Besteckfutteral. Südrussland, 
18. Jahrh. — B. 6 Futteral in Buchform, Italien. 17. Jahrh. 

Schrank III: G. 429—431 Drei Schildpatt kämme von ungewöhnlicher 
Grösse, aus Westindien. Geschenk der Familie Moor. 



H. 39 Wiege aus Elfenbein, zur Ausstellung des Christuskindes zur 
Weihnachtszeit, vermutlich osteuropäische Arbeit, vgl. E. Niffle Anciaux, 
Les repos de Jtsus et les berceaux reliquaires, in Annales de la soc. 
arch. de Namur XVIIl p. 466. — G. 431 und 433 Gravierte Nautilus- 
muscheln, als Pokale gebraucht, 16, und 17. Jahrh. — 5863 Thonrellef, 
Anfang des 16. Jahrh., Maria mit Jesuskind, welches ein Buch hält, Um- 
schrift in gotischen Buchstaben (nur zur Hälfte erhalten) : non venu ad 
veniant renuens »nicht gelangt zur Gnade der Verstockte«. Unten in 
Renaissanceschrift der Name des Künstlers : frater Georgias, 

H. 127 Schmuckkasten aus Bernstein mit eingravierten figürlichen 
Darstellungen und Ornamenten, Ende des 17. Jahrh. 

H. 131z Bruchstück eines EIfcnbeinreliefs, darstellend, wie 
Abraham und »eine Soldaten nach der Befreiung Loths aus der Gefangen- 
schaft- von Melchisedek, dem Priesterkönig von Salem, segnend begrüsst 
werden. Die Deutung ermöglicht ein Mosaik von S. Maria Maggiore, 
auf dem Melchisedek noch erhalten ist Vgl. H. Graeven, Bonn. Jahrb. 105 
S. 147, welcher überdies auf Grund eines mit Elfenbeinreliefs geschmückten 
Bischofstuhles von Ravenna aus dem 6. Jahrh. annimmt, dass auch unser 
Elfenbein ursprünglich einen Bischofstuhl geschmückt habe, und für die 
Arbeit alexandrinischen Ursprung \ 



140 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 

Schrank IV: Italienische Majoliken'*'). H. 497 Schüssel von hohem 
Werte, es ist eines der wegen ihrer eigentümlichen metallisch glänzenden 
und rubinroten Farben hochgeschätzten Stücke aus Gubbio, und zwar 
stammt die Schüssel, wie das rückwärts stehende Monogramm angiebt, 
von dem Hauptmeister von Gubbio, von Giorgio Andreoli (1485 — 1552); 
das Monogramm lautet M. G. 1524 = Maestro Giorgio. — H. 498 — 501 
stammen aus Urbino**). 

H. 1055 Tasse, Limoger Email***), darstellend zwei treffliche Knie- 
stücke von Jahel und Semiramis und zwei männliche Porträtköpfe. Neben 
den Bildern stark erhabene Reliefverzierungen. Anwendung einer reichen 
Farbenskala. Auf dem äusseren Boden : N. Laudin enmillieur pres les^ 
jesuistes ä Limoges. Das Stück rührt von einem Mitgliede der berühmten, 
im 17. Jahrh. lebenden Künstlerfamilie der Laudins. 

H. 1054 Schale mit grau in braun gemalter Darstellung der Opferung 
Isaaks durch Abraham ; treffliches Stück, ebenfalls aus Limoges, es trägt 
das Zeichen N. N. = Pierre Noualhier. 

H. 1053 Kupferne ScIiUssel von dunkelblauem, dunkelgrünem u^id 
weissem Email mit goldenen Ornamenten; in der Mitte eine imitierte 
Münze des Kaisers Claudius. Italienische Arbeit aus der i. Hälfte de& 
16. Jahrh. von der Art, die ohne genügenden Beweis nach Venedig ver- 
legt wird. 

G. 348 Romanisclier Bronzeleucliter in Form eines einen Turm 
tragenden Pferdes. 

2910 Liturglsclie Sciiiissei aus Messing mit Darstellung des barm- 
herzigen Samariters, etwa um 1200 angefertigt. Gef. 1879 zu Hof Mul- 
bach bei Binsfeld, vgl. Hettner, Bonn. Jahrb. 69 S. 29; Aldenkirchen, 
Bonn. Jahrb. 75 S. 73; Kraus, Die altchristl. Inschriften der Rheinlande 
II nr. 407. Auf der Innenseite der gebogenen Wandung in sechs Einzel- 
darstellungen die Erzählung vom barmherzigen Samariter, jede mit einem 
Hexameter umgeben. 

H. 34 Reiiquienkästciien. Das Kästchen mag dem 18. Jahrh. ange- 
hören. Die mit Figuren und Ornamenten gezierten Platten stammen aus 
dem 12. Jahrh. und sind Grubenschmelzarbeiten (email champlev6) aus 
Limoges. 

H. 1244 Gravierte Kupferplatte, Christus am Kreuze mit Maria und 
Johannes darstellend, gotisch. 

H. 48 und 49 Zwei Doppelbeciier, Brautbecher, aus vergoldetem Mes- 
sing, in Form von Frauengestalten, die ein Gefäss über dem Kopf halten. 



♦) Von der Insel Majorka, im Mittelalter Majolika genannt, wurden im Mittelalter 
maurische glasierte Thongefasse nach Italien eingeführt und daher Majolika genannt. Die- 
selben sind technisch von den übrigen Fayencen — nach der Stadt Faenza benannt — nicht 
wesentlich verschieden.1 

*•) In Urbino sucht Herzog Guidubaldo II. um 1540 die Majolika zu höherer Kunst- 
leistuhg zu hehen, indem er Venetianer Historienmaler beruft und den Nachlass Rkfaels als 
Vorbilder für seine Fabrik erwirbt. 

♦*♦) Statt der älteren Art des Goldschmiedeemails tritt gegen Endendes 15. Jahrh. in- 
Limoges die Einzelmalerei auf, mit Anlehnung an die Technik der Glasmalerei und vermutlicb 
angeregt durch italienische Schmelzarbeiten. 



Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 141 

Zwei Personen können gleichzeitig aus dem Unterkörper der Frau und 
aus dem freibeweglichen Becher trinken. Deutsche Arbeiten des i6. Jahrh. 
Pultschrank V: 11089 Runde Siegelstampe des Klosters Niederprüm. 
fSftgiUumJ conventus monctsterii Prumie inferioris. Im Mittelfeld die Halb- 
figuren eines Bischofs mit der Unterschrift EpymcLchus und eines Ritters 
mit der Unterschrift Gordianus, Dm. 5 cm. 

1 1 090 Gotische langovale Siegelstampe des Agnetenklosters in Trier. 
fSigülum conventus dominarum Sancte Agnetis Treverensis. Standfigur der 
heiligen Agnes, sehr tief und elegant eingeschnitten, lang 7,5 cm. 

1 1 095 Gotische Siegelstampe von Trier. SftgÜlumJ pfrijorisse Sanctae 
Agnetis, Standfigur der heiligen Agnes, langoval, lang 42 mm. 

11 091 Gotische Siegelstampe von Trier. SfigillumJ facultatis artium 
studii Treverensis. Madonna und zwei knieende Figuren. Dm. 45 mm. 

1 1 092 Runde gotische Siegelstampe von Trier. S(igillum) rectoratus 
studii treven. Unter einem Baldachin sitzender Gelehrter, vor ihm eine 
zweite Figur. Dm. 4 cm. 

1 1 093 Runde gotische Siegelstampe von Trier, S(igillum) decanaius 
teologie studii teven. Der heilige Hieronymus sitzend, vor ihm der Löwe. 
Dm. 3V2 cm. 

1 1 094 Runde gotische Siegelstampe von Trier. SfigiUumJ inclusorift) 
Sancti Medardi extra muros Treven reg fuße Augustini. Hüftbild des Heiligen, 
in der einen Hand den Bischofstab, in der anderen das durchbohrte Herz 
haltend. 

Saal 25. 

Schrank I: Waffen 13. — 17. Jahrh.: Hakenbüchse, Armbrust mit 
eigener Hebelspannvorrichtung. — G. 479 Schöner Lederschild. 

Schrank II und III: Rheinisches Steinzeug, ein bis zur Undurch- 
lässigkeit gebrannter, mit Salzglasur geglätteter Thon. 

Schrank II enthält namentlich Siegburger, Raerener und 
Frechener Fabrikate. Die Siegburger Töpfericunst, deren Anfänge sich in 
das Mittelalter verlieren, hält sich auf der Höhe künstlerischen Schaffens 
bis zum 30jährigen Kriege, wo die Töpfer aus Siegburg nach Altenrath 
auswanderten. Um das Ende des 17. Jahrh. ist die Siegburger Technik 
vollkommen verloren gegangen. Die ersten Anfänge der Siegburger 
Fabrikation sind noch sehr roh, wie die im Untergestell des Schrankes 
aufgestellten Exemplare zeigen (doch mögen sich hierunter auch Waren 
aus anderen Fabriken befinden). Häufigste Formen sind der hohe Bier- 
krug (Schnelle) und der Becher mit trichterförmigem Hals; früh sind die 
vertieft eingedrückten Blätter, später die aus aufgelegten Reliefs beste- 
henden Verzierungen. Man beachte vor allem die datierten Gefässe 
G. 115 aus dem J. 1568, G. 107 mit Bremer Stadtwappen aus dem J. 1591, 
die prächtigen Schnellen G. 94 aus dem J. 1580 (ahgeh. Gliche S. 142, 
Fig. 3), G. 95 aus dem J. 1572. — G. 92 Pilgerflasche mit Darstellung 
Alexanders aus dem J. 1589 (ahgeh. Gliche S. 142^ Fig, 1). — G. 93 
Henkelkrug. 



ml Kunslijcwi-Tlilichcs aus Mittelalter und N'euicit. 



Dk.Tiiiiftrcicn viiii Raeren bei Eupen blühen seit 1570. Die Glasur 
ist braun.r; s[)ätur auch fjrau mit lilau. Der hau[itsächlichste Meister ist 
Jan Emens. Von ihm liuwahren wir zwei herr- 
liche Gefässe. G. 13S (obiieh.) {Jrosscr brauner 
Henkdkrug von 1574, am Hauche zwei \Va]i[ien 
und die Buchstaben RR- III; ausserdem nein 
Töpferzeichen I. M. [Das zweite Gefass von 
Jan Emens ist im Kasten XIIII S, 143 auffjeführt.] 
Sehr beliebt sind in Raeren die Bauerntänze wie 
646, 721, 3S03, biblische Darstellunt'cn wie 641 
mit sechs Episoden aus dem Leben Maria, Krüge 
mit den sieben Kurfürsten, Waiipen haltend 647 
in braunem Thon; G. 160 in grauem Thon mit 
blauer Bemalung. 

Von Frechen bei Köln stammen die sog. 
Bartmänner G. 140 mit der Umschrift: Wan Gut 
ieil, so is mein Szit; G. 141 mit schönem Ornament 
und H. 599 Bärenkrug, 18, Jahrh. 

Schrank IIT: Fabrikate von HJfhr und 
firenzhausen {im Nassauischcn, im sog. Kannenbäckerland). G. 1 43 Mächtiger 
bauchiger Krug, an dessen Hals und Bauch zwei gleiche Medaillons mit 



Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 143 

der Jahreszahl 1694 und der Umschrift Louis le Grand roy de France et 
de Nav. et Maria Ter esc rei/iie de France. — Emailliertes und nicht 
emailliertes' Steinzeug aus Kreussen bei Baircuth (ry, Jahrh.). 

Arn Mittelfensler im Küsten IUI: G. 159 fabgeb. auf nadmtehendem 
Gliche, Fig. IJ- Nassauer Fabrikat. Monumental behandeltes Schreibzeug 
mit Heiligen und Früchte tragenden Engeln ; am Fuss die Fabrikmarke 
S- iV., hoch 56 cm. 



Im fninteliendcn Kasten XIIII in der M.tle des Zimmers: G. 142 
fabgeb. auf vorstehendem Cliche, Fig. 3). Eines der berühmtesten Fabrikate 
aus Raeretl, von dem Hauptmeister Jan Emens (vgl. S. 142), hoch 75 cm. 
Graue Vase mit tcihvcise blauer Bemalung. Die Säulen der freien Gallcrie 
sind teilweise zusammengesunken. Auf dem Bauche des Gefässes zwischen 
Renaissanceeinrahmung sieben prächtig ausgeprägte Porträtmedaillons mit 
den Umschriften : Kiinningk Filippus dfeij gfraliaj. — Prinse de Parma — 
Henricui der 3. in Fraiikrieh — Henri de Guise — Charles d(t) Lorrain. — 
Robertus coines — Kunningk yn Svedeii. Die freistehende Gallerie ist reich 
und geschmackvoll mit Karyatiden 'geziert. Sowohl an den Wappen, wie 



144 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 

an dem Medaillon des Königs von Schweden .und vielfach innerhalb der 
Ornamente stehen die Anfangsbuchstaben des Verfertigers I. E., in den 
Wappen ferner die Jahreszahl 1591, in dem letztgenannten Medaillon 
dagegen die Jahreszahl 1589. — Unten Ausfluss für das Wasser. 

Im freistehenden Kasten XIII in der Mitte des Zimmers: G. 91 
(dbgeb, S. 142, Fig. 2) Hervorragendes Siegburger Fabrikat. Vase, zugleich 
als Leuchter dienend, hoch 70 cm, an den Henkeln und dem Deckel 
blaue Linien. Am Fuss drei Löwenköpfe mit Ausgüssen für das Wasser 
(vormals offenbar durch Stöpsel verschliessbar) ; auf den drei Henkeln 
sowie dem Deckel Lichthalter. Zwischen den drei Henkeln dreimal 
wiederholt: Ovales Medaillon, worin ein Mann im Harnisch; daneben 
links ein Mann mit einem Falken, rechts eine Frau mit einem Glas. 
Darüber zwei verschiedene Wappen und zwei Inschriften, die eine lautet : 
1577 Gudwies Juliana geborne GfraefinJ zu Hanau Mintzenhirgg in zu 
Manderscheit, die andern: 1577 Ach Gott begnat Herren Graf zu Mander- 
schit und Blackenem H(er)r(n) zu Junker od. 

Über den Wandschränken: Über Wandschrank VII moderne spa- 
nische Thonwaren; über Wandschrank VIII Fayencen aus Italien und 
Spanien vom 17. und 18. Jahrh., über Wandschrank IX holländische 
und deutsche Fayencen, darunter B. 176 und 177 zwei Hamburger Ofen- 
kacheln des 18. Jahrh. 

Schrank V: Verschiedene Fayencen. B. 265 asiatische Türkei, 16. 
Jahrh. — H. 235 Oberitalien, 18. Jahrh. — H. 482, 492, 493 Delft. — 
H. 502 Rouen. — G. 176 und 177 Nürnberg. — G. 178 aus Baden. — 
H. 496 Wedgvvood, 2. Hälfte des 18. Jahrh. — Terrine in Form eines 
Kohlkopfs, Paul Hannong, Strassburg, 18. Jahrh. — Viele Stücke der 
Porzellanfabrik in St. Martin zu Trier. Anfang des 19. Jahrh. und von 
der Herzoglich Nassau-Saarbrückischen Steingutfabrik in Ottweiler, die 
in den J. 1763 — 1781 thätig war. 

Schrank VI: Gläser. Geschliffene schlesische Gläser des Trierer 
Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf 1756 — 1768. Ausserdem eine 
sehr beachtenswerte Collektion schlesischer, fränkischer, Nürnberger u. a. 
Gläser, darunter Doppelbecher. 

Schrank VII: Venetlanische Gläser. H. 677 Kuchenschüssel und 
zehn Teller, in welche Filigranfäden aus Milchglas in spiralförmigen Win- 
dungen dem Glase eingefügt sind. — H. 867 Drei sog. Flügelgläser. — 
H. 874 Fläschchen und Kcgelglas von opaker Färbung. 

Schrank VIII: H. 727 Deutsche Gläser mit Nuppen und Stacheln des 
i6. Jahrh. — 21 185 Mittelalterliche Gläser, bestimmt für Jordanwasser. — 
H. 560 und 561 Zwei anscheinend schwarze Schalen, die sich gegen das 
Licht gehalten, als Rubinglasschalen zu erkennen geben, mit Wappen 
und Blumendarstellungen und der Aufschrift : Waclaw Wintirz, Zwiekowic 
1614. Die Darstellungen sind aus freier Hand mit dem Diamant einge- 
ritzt. — H. 693 Pokal von schwärzlichem Glas mit feinen Gravierungen 
und Resten ehemaliger Vergoldung. — G. 195 Zwei schwere Trinkgläser 
mit Nuppen am Bauch, beide mit der Aufschrift : Trinckh mich auß und 
würff mich nider, heb mich auff und füll mich icider, das eine vom J. 1658, 



Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 145 

das andere vom J. 1664. — H. 683 und 689 Gläser mit überfangener 
Goldmalerei, ein Festmahl und die vier Jahreszeiten darstellend. — 
H. 741 Rheinweingläser aus dem Anfang des 19. Jahrh. — 'Willkomm' 
genannte Humpen, wie sie namentlich von der 2. Hälfte des 16. Jahrh. 
ab in Gebrauch waren und besonders in Bischofsgrün im Fichtelgebirge, 
aber auch an anderen Orten fabriziert wurden. G. 184 mit Reichsadler 
und Aufschrift: Dcls heilige Böhmische Reich sampt mitt seinni gliedemaffenn ; 
anno domini 1650. — H. 690 mit Jagddarstellung und der Deckelaufschrift : 
Saufs gar aus. — P. M. 354 Der Kaiser mit den sieben Kurfürsten. 
Schrank IX: China und Japan. 

Schrank X: Holzarbeiten. Figuren aus Bayern 18. Jahrh. Holz- 
reliefmosaiks aus Eger'schen Schränkchen. 

Daneben an der Wand: H. 561 und 564 Zwei Niederdeutsche Kupfer- 
schüsseln mit Darstellung von Adam und Eva, auf dem Rande Ornamente 
und Tiere. 

Schrank XI, XII, XIIII, XV, XVII: Bucheinbände, sämtlich aus 
der Bockschen Sammlung. 

Schrank XI: Fast ausschliesslich Deutsche, einige Holländische 
und vielleicht ein Schweizer Band. Man beachte folgende (wo keine 
Provenienz angegeben ist, ist Deutschland gemeint) : 

345 Blinddruck mit spätgotischen Verzierungen, Ende d. 15. Jahrh. — 
344 Blinddruck in Schweinsleder mit Messingbeschlägen, 16. Jahrh. — 
99,21 Einband von Maximin mit der Aufschrift Alexander abbas imperialis 
monasterii Sti Maximini. — 291 Schweinslederband, Sachsen, 16. Jahrh. — 
356 Süddeutschland, 17. Jahrh. — 314 Antwerpen, 2. Hälfte des 16. Jahrh. 
Druck und Einband von Christian Plantinus. — 412 Holland, 18. Jahrh. — 
300 Wahrscheinlich Schweiz, 18. Jahrh. 

351 um 1500. — 275 und 331 Mitte des 16. Jahrh. — 309 Württem- 
bergischer Schweinslederband des 16. Jahrh. — 339 Schweinsleder, 16. 
Jahrh. — 301 Pergament mit Golddruck, Köln, Ende des 16. Jahrh. — 
302 Sächsisch, Ende des 16. Jahrh. — 357 16. Jahrh. — 360 Süddeutsch- 
land, 16. Jahrh. 

343 um 1700. — 417 Süddeutschland, Ende des 17. Jahrh. — 303 
Köln, 1608. — 366 Süddeutschland, um 1700. — 392 Süddeutschland, um 
1700. — 391 18. Jahrh. — 288 Bayern, 18. Jahrh. — 429 Papiereinband, 
Wien 1723. 

Kasten XII: Italienische Einbände des 16. und 17. Jahrh. 
388 wahrscheinlich Rom. — 317 Oberitalien, Ende des 16. Jahrh. — 364 
Venedig, 16. Jahrh. — 415 Schweinslederband, 16. Jahrh., wahrscheinlich 
Rom. — 315 Italien, um 1600. — 406 Gefälschter Einband des Thomas 
Majoli. — 320 Gefälschter Einband des Franzosen Jean Grolier, (15 10 — 1530 
in Italien). — 319 Schwarzes Leder, goldgepresst, lo Grölieri et amicorum, 
wahrscheinlich acht. — 311 Canevari-Band, 16. Jahrh. — 410 Sogenannter 
Marcianaband, Venedig, 17. Jahrh. — 359 Venedig, 17. Jahrh. 

Kasten XIIII: Italienische Einbände des 18. Jahrh. Zu beachten 
sind vor allem 425, 318, 313, 354, 377 (Venedig), 312 (Rom), 426. 

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146 Gemälde und Kunstgewerbliches aus Mittelalter und Neuzeit. 

Kasten XV: Französische Einbände des i6. — 19. Jahrh. Zu 
beachten 336 (17. Jahrh.), 418 (16. Jahrb.), 409 (17. Jahrh.), 349 (16. Jahrb.), 
335 (i7- Jahrb.), 422 (17. Jahrb.), 413 (Falscher französischer Königsband). 
329 (Anfang des 18. Jahrb.), 363 (um 1830). 

• Kasten XVII: Spanische Einbände des 16. — 18. Jahrh. Zu be- 
achten 414 (16. Jahrh.), 324 (16. Jahrh. mit Buchbindermarke), 327 (17. 
Jahrb.), 323, 350, 325 (sämtlich des 18. Jahrh.). — Orientalische Ein- 
bände : 273 Einbanddeckel eines Notizbuches, persisch um 1600. — 
268 türkisch, 17. Jahrh. — 269 persische Arbeit, Ende des 17. Jahrh. — 
274 türkische Arbeit, 17. Jahrb. 

Beim Ausgang an der Westwand: Sehr gute Holzintarsien. Beson- 
ders beachtenswert H. 1133 Sehr schöne Intarsiaplatte aus der Werkstatt 
oder von einem Schüler des berühmten Ebenisten David Roentgen in 
Neuwied (geb. 1743 in Herrenhagen, gest. 1807 in Wiesbaden, seit 1772 
als Nachfolger seines Vaters Leiter der Möbelfabrik in Neuwied, vgl. 
Scherer, Technik und Geschichte der Intarsia, Leipzig 1891 S. 129); 
vielleicht von einem seiner Schüler, wie Michael Rummer (1747 geb.). 



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